Tägliche Andachten zur Corona-Krise
Ab dem 3.Juni erscheint keine tägliche Andacht mehr.
Andacht am Dienstag, 2.Juni 2020
Ich bin so happy
Mein Herz ist fröhlich in dem HERRN. 1. Samuel 2,1 (Tageslosung)
Endlich! Ein lang ersehnter Wunsch ist in Erfüllung gegangen. Nach einer langen Zeit des
Kummers ist nun Fröhlichkeit im Herzen eingekehrt. Wes das Herz voll ist, des geht der
Mund über. Ich bin glücklich, ich bin fröhlich, ich freue mich einfach. Ich kann es in
Worten gar nicht ausdrücken.
Was war geschehen? Eine Frau, namens Hanna, war über Jahre bekümmert und traurig.
Die Ehe mit ihrem Mann Elkana war nämlich kinderlos geblieben. Der Kinderwunsch
wurde immer mächtiger, doch ebenso die Traurigkeit. Kinder galten als Gabe Gottes.
Wenn die Wiege leer blieb, wurde geschlussfolgert: Gott hat seinen Segen entzogen. Also
doppelter Kummer.
Hanna aber ließ nicht ab eben zu jenem Gott zu flehen, der ihr diesen Segen verweigerte.
Jedes Jahr ging sie ins Heiligtum und schüttete ihr Herz aus. Sie betete lautlos so
inbrünstig, daß der Priester mutmaßte, diese Frau sei betrunken. Sie klärte die Sache auf.
Der seelsorgerliche Rat des Priesters: Gott kennt dein Verlangen und hat dich gehört.
Es zeigte sich, daß Gott sie auch erhört hat. Hanna wurde schwanger und hat einen Sohn
geboren. Den nannte sie Samuel. Er sollte später eine wichtige Rolle im Volk Israel
einnehmen.
Hannas Herz ist von Freude erfüllt. Wie sie vormals ihr trauriges Herz vor Gott
ausschüttete, macht sie nun ihr fröhliches Herz weit und dankt Gott für diese Gabe. Ein
wunderbarer Lobgesang ist von ihr im Alten Testament überliefert. Wie später Maria, die
Mutter Jesu, bekennt sie im Gebet den Gott, der vermag die Verhältnisse umzukehren,
den Starken schwach, den Schwachen stark zu machen.
Herz und Mund harmonieren miteinander, beide sind auf Gott gerichtet, Ihm gebührt der
Dank und die Ehre.
Fröhlich sein in dem Herrn. Geht das auch heute? Gewiß. Glaubensmenschen kennen
das.
Wir alle wollen lieber fröhlich sein als traurig. Sich selbst fröhlich machen oder sich
Fröhlichkeit einreden, geht nicht. Es bedarf eines äußeren Anlasses, damit das Innere in
diese Stimmung kommt. Es gibt viele Anlässe, die einen fröhlich werden lassen: eine
bestandene Prüfung, der Kauf materieller Dinge, eine Begegnung, die Liebe zum Partner,
ein gelungener Urlaub, usw. Solche Erfahrung tut gut. Doch so manche Fröhlichkeit ist
nur von kurzer Dauer. Gerne möchten wir dieses Gefühl dauerhaft festhalten. Doch – wie
das Leben als Ganzes – ist auch die Fröhlichkeit flüchtig.
Die Fröhlichkeit im Herrn speist sich aus einer anderen Quelle. Sie kann im Herzen
vorhanden sein, auch wenn äußerlich Kummer, Trübsal, Trauer bestimmend sind. Die
Fröhlichkeit im Herrn hat mit einer Grundhaltung und Überzeugung zu tun, die darauf
fußt, daß trotz aller Widrigkeiten das Leben insgesamt ein gutes Ende nimmt, daß es
vollendet wird. Der Mensch weiß sich geborgen bei und in dem, der das Leben
geschaffen hat und darüber verfügt.
Neutestamentlich gesprochen: „Ich bin gewiss, daß weder Tod noch Leben, weder Engel
noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch
Tiefes noch eine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus
Jesus ist, unserm Herrn.“
(Römer 8,39)
Das gilt auch für die Virus-Krisen-Zeit und in allen Krisen, die noch kommen werden.
Der Gesellschaft täte es gut, wenn sie dahin zurückfände, wenn sie die Fröhlichkeit in
dem Herrn faßte.
Pastor Alfred Sinn
Andacht am Pfingstmontag, 1.Juni 2020
Gerücht
„Hast du gehört?“ So wird die Neugier des Gegenübers geweckt. Und schon ist man
dabei, die letzten Neuigkeiten zu vernehmen. Wir sind alle neugierig auf Neuigkeiten.
Dabei spielt es erst mal keine Rolle, ob die Nachricht stimmt oder nicht.
Was hat sich im Ort getan? Wer geht mit wem? Wer hat geheiratet? Wo ist ein Kind
geboren? Wer baut im Neubaugebiet? Ist jemand krank? Ist jemand gestorben? Es sind so
viele Fragen, die beantwortet werden wollen.
Nicht nur Wahres, sondern auch Falsches wird weitergegeben. Das eine vom anderen
unterscheiden, ist eine Kunst.
Früher war es der Mundfunk, über den diese Dinge verbreitet wurden. Auf dem Feld, auf
dem Marktplatz, bei Festlichkeiten konnten solche Informationen weitergegeben werden.
Auch die sogenannte Kanzelabkündigung war ein Mittel, um die Gemeinde mit
bestimmten Infos zu versorgen.
Irgendwann kamen die Zeitungen auf. Man war nicht mehr nur aufs Hören angewiesen,
man konnte das auch nachlesen.
Dann wurde das Telefon erfunden. Später kamen Radio und Fernsehen dazu und seit
mehr als 20 Jahren hat man sich an das Internet gewöhnt.
Die rasante technische Entwicklung hat dazu geführt, daß man heutzutage von der
Informationsflut schier erschlagen wird. Tratsch und Klatsch lassen sich gleichsam in
Lichtgeschwindigkeit verbreiten.
Ich war mal in einem Haus zu Besuch. Die Leute im Haus hatten von einem Unfall in der
Nähe erfahren und zwar von einer bekannten Person, die sich zu dem Zeitpunkt auf
einem anderen Kontinent aufgehalten hat. Man selber wußte davon noch nichts.
Der christliche Glaube hat sich auch über das Weitersagen verbreitet. Das war von
vornherein so angelegt. „Hast du gehört?“ „Weißt du schon?“ „Kennst du das
Evangelium?“ Die Welt sollte davon wissen. Ein gutes Gerücht, das die Welt braucht.
Im Zusammenhang seiner Rede über Menschenfurcht und Gottesfurcht hat Jesus gesagt:
Was euch gesagt wird in das Ohr, das verkündigt auf den Dächern. Matthäus
10,27
Auch zur Zeit Jesu waren die Menschen neugierig. Sie haben Neuigkeiten ausgetauscht,
einer hat am Leben des anderen teilgenommen. Sie haben freilich auch Gerüchte
verbreitet.
Diese Tatsache nimmt Jesus zum Anlaß, um auf die Notwendigkeit der Weitergabe seiner
Botschaft vom Reich Gottes hinzuweisen.
Einer flüstert dem anderen was ins Ohr – niemand soll davon wissen, und schon einen
halben Tag später weiß es das ganze Dorf.
Wenn ihr mit Gerüchten des Alltags so umgeht, wieviel mehr ist es diese Botschaft wert
nicht nur insgeheim, sondern laut weitergesagt zu werden. Rauf aufs Dach! Laßt die
Leute davon hören. Haltet euch nicht zurück. Das ist eine Neuigkeit, die alle interessiert.
Macht die Leute neugierig darauf!
Als die Jünger Jesu am ersten Pfingsttag dem Heiligen Geist ausgestattet wurden, gab es
kein Halten mehr. Sie sind ausgezogen und haben die Welt mit dieser Neuigkeit
verändert.
Dieses Gerücht ist nach wie vor aktuell.
Pastor Alfred Sinn
Andacht am Pfingstsonntag, 31.Mai 2020
Nicht Divisionen
„Wieviele Divisionen hat der Papst?“ soll Stalin spöttisch gefragt haben, als es zur Zeit
des 2.Weltkrieges darum ging, die Welt neu aufzuteilen, bzw. die Frage sich stellte,
inwiefern die Kirche in die Verhandlungen einbezogen werden soll. Für Stalin wurden
Entscheidungen vor allem mit militärischer Macht herbeigeführt. Mit dieser Einstellung
war er nicht allein. So sah es auch Hitler oder Mussolini, Mao, Castro, aber auch
demokratische Herrscher. Bis heute werden Waffen und Waffensysteme als
Abschreckung eingesetzt. Die Angelegenheit ist immer zwiespältig. Zum einen kann eine
Aufrüstung den Ausbruch eines Krieges verhindern, zum anderen kann damit genau
daraufhin gearbeitet werden. Militärparaden sind immer auch eine Machtdemonstration.
Stalin konnte sich einen Verbündeten ohne Streitkräfte nicht vorstellen. Dabei hat er doch
selber nicht nur auf Waffen gesetzt, sondern auch auf die Macht der Worte. Seine
Propagandareden sind in die Gehirne und Herzen der Menschen gesickert. Die
kommunistische Indoktrination durch ihn und Lenin hat Massen bewegt und das Denken
verändert.
Mit Worten kann massivst manipuliert werden. Was früher Propaganda genannt wurde,
heißt heute Marketingstrategie. Denkfabriken (thinktanks) produzieren Strategien, die
Menschen und Massen politisch, wirtschaftlich und emotional in eine bestimmte Richtung
bewegen sollen. Lobbyisten gehen auch so vor.
Was früher gelungen ist, funktioniert auch heute. Heute kann zudem über das Internet die
Meinungsbildung sehr viel breiter gestreut werden. Man braucht nicht Armeedivisionen,
um Änderungen herbeizuführen.
Der Papst soll im übrigen nach dem Tod Stalins gesagt haben: Jetzt wird er sehen,
wieviele Divisionen wir haben.
Die Christenheit feiert Pfingsten. 50 Tage nach der Auferstehung Jesu kam der Heilige
Geist über die Jünger. Aus der verschreckten Schar wurde eine mutige Truppe, die
auszog, die Welt zu verändern. Es trat ein, was Gott durch den Propheten Joel
angekündigt hatte:
Es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen, spricht
der Herr Zebaoth. Sacharja 4,6 (Wochenspruch)
Wenn schon menschliche Worte große Wirkung haben können, wieviel mehr das Wort
Gottes und sein Geist! Er hat immer wieder gezeigt, daß er nicht Divisionen braucht, um
Himmel und Erde zu bewegen. Schon bei der Erschaffung der Welt hat es ausgereicht,
daß er sprach. Gott sprach und es ward. „Denn wenn er spricht, so geschieht’s; wenn
er gebietet, so steht’s da“ (Ps. 33,9)
Am Pfingsttag hat Gott seinen Geist gegeben. Durch ihn wirkt und waltet er bis heute.
Seinen Geist setzt er ein, damit sein Wille geschehe und sein Reich komme.
Pastor Alfred Sinn
Andacht am Samstag, 30.Mai 2020
Mehrwert
Bileam sprach: Wenn mir Balak sein Haus voll Silber und Gold gäbe, so könnte ich
doch nicht übertreten das Wort des HERRN. 4.Mose 22,18. (Tageslosung)
Bileam ist ein Wahrsager, Balak der König der Moabiter. Da die Moabiter das wandernde
israelitische Volk durch Krieg nicht bezwingen konnten, wollte der König das auf einem
anderen Wege erreichen. Bileam, der Wahrsager, sollte Israel verfluchen. Zu einer Zeit, da
die Menschen nicht alles rational und wissenschaftlich erklären wollten und konnten, ging
man davon aus, daß es Kräfte und Mächte gibt, die aus der geistigen Welt die Vorgänge
in der irdischen Welt beeinflussen können. Dafür mußten diese Kräfte erst mal angezapft
werden. Das wiederum konnte nicht jeder, es brauchte Spezialisten. Das waren
Propheten, Seher, Wahrsager, Schamanen. Diese wirkten sozusagen als Medium.
Es ist nicht so, daß solche Dinge mit der aufgeklärten Zeit aufgehört hätten. Es erstaunt,
daß Menschen die Bibel als Wort Gottes ablehnen, den Aussagen des Tageshoroskops
aber trauen und ihren Tagesablauf danach ausrichten. Oder sich Karten legen lassen,
zum Wahrsager gehen, an spiritistischen Sitzungen teilnehmen. So rational sind die
Menschen des 21. Jahrhunderts auch nicht. Und auch heute wird für solche Dienste
gezahlt. Das Geld steht für das Opfer, das damit „Gottheiten“ gebracht wird.
Bileam sollte ein zerstörerisches Werk an Israel verrichten. Mit einem Fluch, mit einem
Bann sollte Israels Weg enden. Alles hat seinen Preis. Balak war bereit zu zahlen. Seine
Boten hatten die Geschenke dabei. Doch Bileam weigerte sich, Israel zu verfluchen.
Gegen Geld hätte er das durchaus getan, aber er kommt gegen Gottes Segen nicht an. Es
bleibt ihm nichts anderes übrig als über Israel Segensworte auszusprechen. Balak, der
König der Moabiter, ist überhaupt nicht zufrieden.
In der Gesamtschau der Bibel schneidet der heidnische Schamane Bileam nicht gut ab.
An dieser Stelle aber kommen wahre prophetische Worte aus seinem Mund. Silber und
Gold können das Wort Gottes nicht aufwiegen. Silber und Gold sind kein Gegenwert und
schon gar keine Gegenmacht.
Wenn es auf der Welt kriselt, versuchen die Menschen ihr Hab und Gut in Sicherheit zu
bringen. Früher wurde das gute alte Sparbuch in Ehren gehalten. Doch nennenswerte
Zinsguthaben gibt es schon lange nicht mehr. Im Gegenteil. Politiker und Ökonomen
haben neue Begriffe erfunden: Minuszinsen, Strafzinsen. Daher verwundert es nicht, daß
Anlageberater empfehlen, das Geld (soweit welches vorhanden ist) in Silber oder Gold zu
investieren. Ein Kern Wahrheit ist darin schon vorhanden. Geld und Silber als Edelmetalle
behalten zumindest ihren materiellen Wert selbst dann, wenn das Geld durch Inflation
wertlos wird. Aber – wie der alte Indianer schon sagte – Gold kannst du nicht essen.
Gold und Silber können eine Hilfe sein bloß für die Zeit zwischen Wiege und Bahre. Das
letzte Hemd hat keine Taschen. Was aber Wert und Macht hat über das Grab hinaus, das
ist das Wort des HERRN. Das Wort Gottes bleibt ewiglich (Jes. 40,8), Himmel und Erde
werden vergehen, aber die Worte Jesu vergehen nicht (Mk.13,31). Hier ist der bleibende
Wert. Wer in diesen Schatz investiert, bringt sein Leben in Sicherheit.
Der Tod mag dich irdisch dahinraffen, aber das Wort des Herrn wird dich himmlisch
erwecken. Mit dem Wort Gottes hast du nicht nur einen Mehrwert, sondern einen höheren
Gegenwert.
Pastor Alfred Sinn
Andacht am Freitag, 29.Mai 2020
Täglich
Täglicher Gesprächsstoff seit 10 Wochen ist „Corona“. Am Anfang ging es darum, wieviel
Neuinfizierte täglich hinzukamen. Dann gab es die ersten Sterbefälle. Täglich wurden wir
darüber informiert, wieviele Menschen an Corona gestorben waren. Als verstärkt Stimmen
laut wurden, daß die Verstorbenen teils schwere Vorerkrankungen hatten und auch
andere Todesursachen in Frage kommen, wurde die Sprachregelung geändert. Jetzt hieß
es: infolge von Corona oder mit Corona. Wir wurden mit Berichten und Bildern vor allem
aus Italien, Spanien, USA überhäuft. Die Menschen erstarrten vor Schreck. Die Angst war
sowieso von Anfang an da und sogar einkalkuliert. Angst ist ansteckend.
Schon früh gelangte ein Strategiepapier des Bundeinnenministeriums an die
Öffentlichkeit, das aber nur für den internen Dienstgebracht gedacht war. In den großen
Zeitungen ist darauf eingegangen worden.
Das Papier befasste sich nicht nur mit der Frage, wie die Pandemie am besten
einzudämmen ist, sondern hat auch Kommunikationsstrategien mitgeliefert. Zitat: „Die
gegenwärtige Krise durch COVID-19 ist ein harter Schlag für das Vertrauen in die
Institutionen. Dem muss entgegengewirkt werden, weil die Regierung zu einem
mobilisierenden Faktor werden muss.“
Daß eine Regierung Strategien zur Eindämmung einer Not entwickeln muß, ist nicht
abzustreiten. Aber wenn bewußt vorgesehen wird, dem Volk Angst einzujagen, ist diese
Vorgehensweise mächtig zu hinterfragen und zu kritisieren. Weiteres Zitat aus dem
Papier: „Um die gewünschte Schockwirkung zu erzielen, müssen die konkreten
Auswirkungen einer Durchseuchung auf die menschliche Gesellschaft verdeutlicht
werden“.
Die Erstickungsangst soll den Menschen vor Augen geführt werden. Richtig abstoßend
wird es, wenn zu lesen ist: „Kinder werden sich leicht anstecken, selbst bei
Ausgangsbeschränkungen, z.B. bei den Nachbarskindern. Wenn sie dann ihre Eltern
anstecken, und einer davon qualvoll zu Hause stirbt und sie das Gefühl haben, Schuld
daran zu sein, weil sie z.B. vergessen haben, sich nach dem Spielen die Hände zu
waschen, ist es das Schrecklichste, was ein Kind je erleben kann.“
Dann werden Szenarien durchgespielt - von einer schnellen Eindämmung bis absolutem
Kontrollverlust. Szenario 2 geht davon aus: „Allerdings kommt es in der zweiten
Jahreshälfte zu einer Wiederkehr der Epidemie in nicht weniger dramatischen
Dimensionen. Auch für das folgende Jahr ist mit solch einer Entwicklung zu rechnen.“
Das sind ja rosige Aussichten. Bei solcher Annahme ist die Warnung bestimmter Politiker
und Virologen vor einer „zweiten Welle“ klarer einzuordnen. Allerdings gibt das Papier
auch zu bedenken: „Eine längere Periode der Ausgangsbeschränkungen ist weder
wirtschaftlich noch sozial aufrecht zu erhalten.“ Das ist mal ein wahres Wort. Kein
Wunder, daß gegen die Beschränkungen demonstriert wird.
Täglich werden wir mit dem Thema konfrontiert. Es gibt mittlerweile viele Menschen, die
die Nachrichten nicht mehr sehen wollen, die sich der medialen Berieselung entziehen.
Wessen wir uns täglich nicht entziehen sollten ist die Hinwendung zu Gott. Vom
Psalmbeter in der Tageslosung ist zu lernen:
Meine Zunge soll reden von deiner Gerechtigkeit und dich täglich preisen. Psalm
35,28
Das Reden von Gott ist in unseren Breiten aus der Mode gekommen. Den muslimisch
Gläubigen gesteht man das zu, bei denen ist das ja so. Aber für einen aufgeklärten
Menschen in den westlichen Demokratien ist es nicht schicklich, sich auf Gott zu
beziehen. Das klingt so nach Abhängigkeit und Unreife. Hingegen will man ja
selbstbestimmt das Leben gestalten.
Die Virus-Krise zeigt aber, daß wir mitnichten selbstbestimmt leben können. Andere
bestimmen über uns. Das gesellschaftliche, das wirtschaftliche, das emotionale, auch
das kirchliche Leben entgleitet uns.
Man kann nicht sagen, daß der Glaube an Gott durch die Krise zugenommen hat. Bei
Einzelnen durchaus möglich, aber die breite Masse hat sich diesbezüglich nicht geändert.
Nach der Krise werden die Gotteshäuser nicht voller sein als vorher.
Dabei ist auch die Krise nicht ohne Gott zu denken.
Es ist nach wie vor erforderlich, Gott täglich in die Überlegung miteinzubeziehen.
Wie einer gesagt hat: Gott ist nur ein Gebet weit entfernt.
Es gibt genug Anlaß, IHN täglich zu preisen.
Täglich gibt er mir das Brot,
täglich hilft er in der Not,
täglich schenkt er seine Huld
und vergibt mir meine Schuld. (EG 408)
Dieser tägliche Gesprächsstoff ist allemal angebracht.
Pastor Alfred Sinn
Andacht am Donnerstag, 28.Mai 2020
Einsamkeit
Wende dich zu mir und sei mir gnädig; denn ich bin einsam und elend. Psalm
25,16
„Einsamkeit hat viele Namen“, hat der Schlagersänger Christian Anders 1974 gesungen.
Er hat zwar den Anlaß dafür gegeben, daß seine Liebste ihn verlassen hat, doch nun
verschmachtet er vor Liebeskummer. Liebeskummer und verlorenes Glück sind die
Namen seiner Einsamkeit.
In unseren Tagen trägt die Einsamkeit den Namen „Corona“. In der Tageszeitung ist heute
zu lesen: „Betrüger nutzen es aus, daß viele zurzeit Angst und Sorgen haben oder isoliert
sind“. Der Weiße Ring weist darauf hin, daß nicht nur Senioren darauf hereinfallen.
Damit ist treffend benannt, was die künstlich erzeugte Corona-Hysterie bewirkt hat:
Angst, Einsamkeit, Sorgen.
Bei einem Hausbesuch sagte ein Mensch sinngemäß zu mir: Herr Pastor, meine Eltern
sind einsam. Seit das öffentliche Leben heruntergefahren wurde, trauen sie sich nicht
mehr aus dem Haus. Sie gehen nicht einkaufen, sie treffen sich nicht zum Kartenspielen,
keiner besucht sie. Ich mache mir Sorgen.
Das ist nämlich auch ein Ergebnis von der ausgegebenen Devise: Wir wollen Leben
schützen. Nein, ausgewogen waren die Überlegungen der hohen Politik nicht, als das
öffentliche Leben heruntergefahren wurde und die Wirtschaft eine Vollbremsung hinlegen
mußte.
Meine Wahrnehmung: die meisten Senioren sind nicht bange. Kinder und Jugendliche
auch nicht; die treffen sich, fallen sich um den Hals und schlendern Arm in Arm durch die
Gegend. Am meisten von der Angst beseelt sind die Leute mittleren Alters. Die
unbeschwerte Jugend hinter sich, das Alter noch nicht erreicht, befürchten sie, vom Virus
am Leben betrogen zu werden.
„Haltet Abstand!“, ist die Devise. Die Gesellschaft hat das befolgt Das Volk hat und wird
auch Verständnis dafür haben, wenn es darum geht, eine Gefahr abzuwenden. Doch jetzt
ist genug. Wenn es Tendenzen gibt, dies zu einem Dauerzustand zu machen (Politiker
sprechen von der neuen Normalität), dann ist Opposition angesagt, Gegenwehr und
Abwehr.
Die Isolation ist auf Dauer nicht aufrecht zu erhalten. Der Mensch ist nicht nur
Individuum, sondern auch Gemeinschaftswesen. Schon bei der Erschaffung des
Menschen hat Gott festgestellt: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei. Als Kirche
laden wir auch ein, den Glauben nicht nur individuell zu pflegen, sondern ebenso
gemeinschaftlich zu leben.
Nun aber gibt es Menschen in der Gesellschaft, die allein und einsam sind – und das
unabhängig von der Virus-Krise oder welcher Krise auch immer.
Dabei ist zu differenzieren zwischen allein sein und einsam sein. Nicht jeder, der allein ist,
ist einsam und nicht jeder, der einsam ist, ist allein. Ein Gefühl der Einsamkeit kann sich
eines bemächtigen, auch wenn man von anderen Menschen (auch nahestehenden)
umgeben ist. Dann, wenn man nicht verstanden wird, keine Liebe und Zuneigung erfährt.
Umgekehrt kann zutreffen, was ein Senior mal zu mir gesagt hat: Meine Frau ist
gestorben, ich bin seit Jahren allein, aber ich fühle mich nicht einsam.
In unserer Zeit und Gesellschaft kann auch der Glaube isolieren. Mancher wird gemieden,
weil er an Gott glaubt. Oder man versucht, ihn lächerlich zu machen. Der Gläubige aber
weiß um eine Kraftquelle, die nicht von dieser Welt ist. Er wendet sich in seiner Not an
Gott. So betrachtet ist er nie einsam. Einsamkeit ist kein Name für Gott.
Und doch tut es auch dem Gläubigen gut, wenn er andere Menschen um sich hat.
Pastor Alfred Sinn
Andacht am Mittwoch, 27.Mai 2020
Anfang und Ende
„Aller Anfang ist schwer“, sagt ein Sprichwort. Das trifft gewiß nicht auf alles und
in jeder Situation zu. Manchmal glückt der Anfang ganz gut und die Fortsetzung läuft
auch reibungslos. Aber bei anderen Dingen kann der Start holprig sein. Doch wenn man
dran bleibt, bewahrheitet sich die andere Redewendung: „Übung macht den Meister“.
Man wird sicherer und es geht immer besser. Unsere Erzieherinnen im Kindergarten
machen jedes Jahr neu diese Erfahrung. Kinder lernen etwa mit der Schere umzugehen.
Am Anfang wird oft daneben geschnitten, doch nach und nach entstehen kleine
Kunstwerke.
Unser aller Leben hatte einen Anfang. Hier trifft allemal zu, daß der Anfang ein Kraftakt
war, sowohl für die Mutter als auch für das Kind. Und das Ende wird auch nicht leicht
sein. Unabhängig davon, ob der Tod sanft sein wird oder begleitet von Schmerzen, das
Ende des Lebens wird von Angst begleitet, denn ungewiß ist der Ausgang, unbekannt die
Zeit danach.
Hilft da der Glaube? Auf jeden Fall! Auch der hatte einen Anfang und er wird mal ein Ende
haben, genauer gesagt, zur Vollendung kommen. Darüber schreibt der Apostel Paulus
den Philippern:
Ich bin darin guter Zuversicht, daß der in euch angefangen hat das gute Werk, der
wird’s auch vollenden bis an den Tag Christi Jesu. Philipper 1,6
In seiner Missionstätigkeit hat der Apostel erfahren, daß es gar nicht leicht ist, den
Glauben an Christus anderen zu vermitteln. So manches Mal war der Anfang schwer.
Doch jene, die dabeigeblieben sind, hatten ein Ziel im Auge und haben sich mehr und
mehr in den Glauben geübt. Das Ziel ist die Schau Gottes. Der Glaube kommt zur
Vollendung, wenn wir sehen werden, was wir auf Erden geglaubt haben. Hier wird das
zusammengefaßt in dem Begriff „bis an den Tag Christi Jesu“. Damit ist die Wiederkunft
Christi gemeint. Wir glauben, daß Jesus wiederkommen wird. Dann kommt die
Weltgeschichte zu ihrem Abschluß, aber nicht so, daß dann nur noch ein großes Nichts
ist, sondern daß das Leben eitel Freude sein wird. Weder am Anfang noch zwischendurch
wird es schwer sein und ein Ende wird es nicht nehmen. Es wird eine Leichtigkeit des
Lebens geben, wie sie hier nicht möglich ist.
Zur Zeit kann keine Rede von Leichtigkeit sein. Im Gegenteil, die Virus-Krise macht es
den Menschen schwer – und es wird, infolge des Herunterfahrens der Wirtschaft, für die
Gesellschaft noch schwerer werden. Es hat den Eindruck, daß diesbezüglich nicht der
Anfang schwer war, sondern die Herrschenden sich mit dem Ende schwer tun. Sie
könnten die Krise beenden, schlagartig, doch dann müßten sie auch Fehler zugeben,
zugeben, daß sie es dem Volk unnötig schwer gemacht haben. Nun aber ist genug. Es ist
vorbei. Gebt es zu und laßt die Leute leben! Jagt ihnen nicht weiter Angst ein. Politische
Winkelzüge machen es nur schwerer. Vertrauen geht noch mehr verloren. „Mach End, o
Herr, mach Ende mit aller unserer Not“ (Paul Gerhardt, EG 361).
Der Blick auf Gott, dem wir alle verantwortlich bleiben, kann eine Hilfe sein, wird aus der
verfahrenen Situation herausführen.
In der Beziehung zu ihm wird das Leben allemal gelingen. Egal wie schwer ein Anfang ist
und egal wieviel Angst das Ende macht, mit ihm kann es nur gut ausgehen.
Davon ist
auch der Dichter Eduard Mörike ausgegangen:
In ihm sei’s begonnen,
Der Monde und Sonnen
An blauen Gezelten
des Himmels bewegt.
Du, Vater, du rate!
Lenke du und wende!
Herr, dir in die Hände
Sei Anfang und Ende,
Sei alles gelegt!
Das gesellschaftliche Leben und das persönliche Leben nimmt ein gutes Ende, ja wird
vollendet, wenn wir es dem Vater in die Hände legen.
"Ende gut, alles gut."
Pastor Alfred Sinn
Andacht am Dienstag, 26.Mai 2020
Ungleiches Paar
„Das ist ein ungleiches Paar“, sagt man, wenn zwei Menschen, zwei Dinge, zwei
Umstände nicht zusammenpassen.
Aus der Filmbranche fallen mir ein: Dick und Doof, Terence Hill und Bud Spencer,
Brakelmann und Adsche.
In der Tierwelt finden Hund und Katze nicht zueinander.
Im Gemüsebeet sollte darauf geachtet werden, daß nicht zwei Pflanzen nebeneinander
wachsen, die sich nicht mögen (etwa Erbsen und Tomaten).
In der Bauwirtschaft vertragen sich bestimmte Stoffe nicht miteinander, da es durch
chemische Reaktionen zu unliebsamen Folgeerscheinungen kommt.
Planwirtschaft und Marktwirtschaft passen nicht zusammen (gleichwohl hat China das
Wunder vollbracht und beide Systeme zusammengeführt – mit dem Preis einer
Überwachungsdiktatur).
Markt und Staat sind ein ungleiches Paar.
Volk und Politiker passen auch nicht immer zusammen.
Beides trifft auf das Leben zu, nämlich: „Gegensätze ziehen sich an“ und „Gleich und
gleich gesellt sich gern“. Wenn zwei am gleichen Strang ziehen, verfolgen sie auch die
gleichen Absichten. Doch auch bei ungleichen Paaren kann ein gutes Ergebnis
herauskommen. In der Filmbranche ist es die Unterhaltung. Würden Dick und Doof immer
gleich handeln, hätte man nichts zu lachen.
Wenig zu lachen haben wir zur Zeit infolge der Virus-Krise, bzw. aufgrund dessen, was
daraus gemacht wurde. Bei der Bekämpfung des Virus haben die demokratischen Länder
just die Vorgehensweise Chinas kopiert. Alles dicht machen, alles isolieren. Divide et
impera! Die Rechnung ist über Wochen aufgegangen. Doch der Widerstand wird größer.
Es steht zu viel auf dem Spiel. Wenn die Wahrheit unterdrückt wird, geht auch die Freiheit
verloren. Wahrheit und Freiheit sind kein ungleiches Paar. Sie passen bloß nicht in das
Denkschema der Unterdrücker. Es ist zu befürchten, daß der Notstand, in dem wir uns
zur Zeit befinden, zu einem Dauerzustand werden soll.
Wie sieht es beim Glauben aus? Passen Glaubensmensch und Weltmensch zusammen?
Passen Gott und Mensch zusammen?
Der Apostel Paulus gibt den Rat:
Stellt euch nicht dieser Welt gleich, sondern ändert euch durch Erneuerung eures
Sinnes, auf daß ihr prüfen könnt, was Gottes Wille ist, nämlich das Gute und
Wohlgefällige und Vollkommene. Römer 12,2
Als Christen leben wir in einer Spannung. Zum einen sind wir Teil dieser Welt, zum
anderen bleibt sie uns fremd. Es ist der Glaube selbst, der diese Fremdheit erzeugt. Das
hat wohl damit zu tun, daß alles, was diese Welt betrifft, unter dem Vorzeichen der
Vergänglichkeit steht, wohingegen das, was mit dem Glauben in den Blick genommen
wird, zur Unvergänglichkeit tendiert und diese Verheißung auch hat. Das Sichtbare ist
zeitlich, das Unsichtbare ewig (2.Kor. 4).
Wir sind nicht von dieser Welt, aber haben einen Auftrag an und in dieser Welt. Insofern
ist dieses ungleiche Paar dennoch auf Frucht angelegt. Die Welt soll von der Ewigkeit
erfahren, soll Gottes Willen kennenlernen. Hier wird der Wille Gottes als das Gute,
Wohlgefällige und Vollkommene benannt.
Das Wort Gottes, der Wille Gottes soll das Korrektiv sein für Denken, Reden und Handeln.
Gottes Wille ist, daß es uns gut geht, er hat Wohlgefallen an uns und führt zum
Vollkommenen.
Gott und Mensch – ein ungleiches Paar; und doch passen sie zusammen.
Pastor Alfred Sinn
Andacht am Montag, 25.Mai 2020
Frühe beginnen
Noch vor Sonnenaufgang beginnen die Vögel mit ihrem Gesang. So mancher von ihnen
begibt sich schon bald auf Futtersuche. Ob er wohl das Sprichwort kennt „Der frühe
Vogel fängt den Wurm“?
Unter uns Menschen gibt es welche, die früh aufstehen und andere die gerne lange
schlafen. Der Frühaufsteher hat zeitlich mehr vom Tag. Bis der Langschläfer aufsteht, hat
der Frühaufsteher schon einen Teil seiner Arbeit verrichtet. Jedoch könnte er auch früher
müde sein und seine Leistungsfähigkeit nimmt ab, während der Spätaufsteher dann
richtig durchstarten kann. Gewiß gibt es noch andere Faktoren, die die Leistungsfähigkeit
beeinflussen. Die Menschen sind auch hierin verschieden und haben ihren je eigenen
Rhythmus.
Dennoch, es gibt Dinge, die müssen früh angepackt werden, soll denn je etwas daraus
werden. Für manche Fertigkeit wird die Grundlage in der Kindheit gelegt. Wer erst mit 20
Jahren lesen und schreiben lernen will, bei dem sind Hopfen und Malz verloren. Manch
einer macht noch mit 40 eine Umschulung, doch auch er wird bestätigen, daß er es in
jüngeren Jahren mit dem Lernen leichter gehabt hätte. „Früh übt sich, was ein Meister
werden will“, wußte schon Friedrich Schiller.
Im „Frühen“ liegt eine Chance, die später so nicht wiederkommt. Und wenn sich die
Chance später ergibt, muß gegebenfalls mehr Mühe aufgewandt werden. Es gilt, die
jeweilige Zeit zu nutzen. „Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf
morgen“.
Das ist durchaus auch auf den Glauben anzuwenden. Menschen, die in ihrer Kindheit
etwa mit dem Beten vertraut wurden, werden als Erwachsene leichter einen Zugang zum
Glauben haben.
Und wer den Glauben in seinem Leben nicht ausklammert, wird gemäß der Tageslosung
handeln:
HERR, frühe wollest du meine Stimme hören, frühe will ich mich zu dir wenden und
aufmerken. Psalm 5,4
Der Beter will schon beim Aufwachen an seinen Schöpfer denken. Damit will er sein
Tagewerk beginnen. Damit stellt er sein Leben an dem Tag bewußt in eine Beziehung zu
Gott. Er weiß um die Kraftquelle und Kraftzufuhr für all das, was zu erledigen ist. Er will
nicht nur reden, sondern auch hören (aufmerken). Damit will er sein Leben an diesem Tag
von dieser Beziehung prägen und bestimmen lassen.
Dietrich Bonhoeffer war überzeugt: „Das Gebet in der Frühe entscheidet über den Tag.
Der erste Gedanke und das erste Wort in der Frühe des Tages möge dem gehören, dem
unser ganzes Leben gehört.“ Und Martin Luther wollte den Kreis geschlossen sehen,
wenn er den Rat gab: „Darum ist´s gut, daß man am frühen Morgen das Gebet das erste
und am Abend das letzte Werk sein läßt.“
Die Hinwendung zu Gott ist es wert, frühe damit zu beginnen.
Pastor Alfred Sinn
Andacht am Sonntag, 24.Mai 2020
Das größte Bedürfnis
Bei dir ist die Vergebung, daß man dich fürchte. Psalm 130,4 (Tageslosung)
Psalm 130 gehört in die Reihe der Bußpsalmen. Der Beter ruft aus der Tiefe zu Gott. Er
empfindet die Not der Sünde und findet aus eigener Kraft keinen Ausweg. Wenn du, Gott,
mich festlegst auf meine Sünden, habe ich keine Chance. Keiner kann vor dir bestehen.
Und dann stellt er erfreut fest, daß Gott nicht auf die Sünde festnagelt: Bei dir ist die
Vergebung.
„Vergebung“ ist - neben Gnade, Rechtfertigung, Versöhnung, Seligkeit, Heil - einer der
großen Begriffe in der Bibel. Luther erklärt im Kleinen Katechismus, bezugnehmend auf
das Abendmahl: „Denn wo Vergebung der Sünden ist, da ist auch Leben und Seligkeit“.
Vergebung kann es ja nur geben, wenn auch Sünden vorhanden sind. Der Beter des
Psalms hat keine Zweifel daran, daß er Sünder ist.
Wie sieht es diesbezüglich in unserer Zeit aus? Man hat vielfach den Eindruck, daß die
Sündenerkenntnis nicht so ausgeprägt ist, wie beim Psalmbeter oder wie das der Fall war
zur Zeit Luthers. Ohne Sündenerkenntnis auch kein Sündenbekenntnis.
Dennoch bleibt das Thema aktuell. Ob die Menschen sich dessen bewußt sind oder nicht,
der Mensch ist vor Gott Sünder. Sünde nicht in erster Reihe als moralisches Vergehen,
sondern als Rebellion gegen Gott, als Trennung vom Lebensgrund, als Lebensziel-
Verfehlung.
Das Thema Sünde und Sündenvergebung spielt in allen Lebensbereichen eine Rolle. Man
schaue, welche Inhalte in Filmen und Sendungen im Fernsehen vorkommen. Nicht selten
ist es eben dies das Thema. Es muß bearbeitet und aufgearbeitet werden.
Doch wo ist die Lösung? Ohne Gott kommen wir da nicht weiter. Und siehe da, er hat die
Lösung des Problems, er bietet die Erlösung an – in Jesus Christus. So ist bei ihm die
Vergebung. An Jesus kommen wir nicht vorbei.
Es hat einer gesagt: „Wenn Wissen unser größtes Bedürfnis wäre, hätte Gott uns ein
Universalgenie geschickt. Wenn Technologie unser größtes Bedürfnis wäre, hätte Gott
uns einen Technik-Wissenschaftler geschickt. Wenn Geld unser größtes Bedürfnis wäre,
hätte Gott uns einen Ökonomen geschickt. Wenn Unterhaltung unser größtes Bedürfnis
wäre, hätte Gott uns einen Entertainer geschickt. Aber so, da Vergebung unser größtes
Bedürfnis ist, schickte er uns einen Erretter.“
Ja, den hat er geschickt. Wir können erst recht mit dem Psalm beten: „Bei dir ist die
Vergebung.“ Aber auch die Fortsetzung gilt: „daß man dich fürchte“. Nicht Angst ist damit
gemeint, sondern die Ehrfurcht vor Gott, die Hinwendung zu Gott.
Die Vergebung bindet uns noch stärker an ihn. Indem Gott uns geschaffen hat, sind wir
schon an ihn gebunden. Wir werden ihn nicht los. Die Sünde freilich trennt uns von ihm,
aber damit findet sich Gott nicht ab. Darum hat er den Erlöser geschickt, eben damit die
gestörte Beziehung zu ihm wieder geheilt wird. In Jesus Christus bietet er nicht nur
Heilung an, sondern das Heil. Jesus ist der Heiland.
Pastor Alfred Sinn
Andacht am Samstag, 23.Mai 2020
Entscheidung gefragt
Siehe, ich lege euch heute vor den Segen und den Fluch: den Segen, wenn ihr
gehorcht den Geboten des HERRN, eures Gottes, die ich euch heute gebiete; den Fluch
aber, wenn ihr nicht gehorchen werdet den Geboten des HERRN, eures Gottes. 5.Mose
11,26 - 28
Um eine Entscheidung kommt ihr nicht herum. Das gilt nicht nur für jetzt, sondern auch
für später, für allezeit. Es sind nur zwei Möglichkeiten. Man sollte meinen, daß das nicht
so schwer sein dürfte. Nur zwei. Die Auswahl ist nicht groß, also umso leichter die
Entscheidung. Doch in Anbetracht der Folgerung daraus, ist die Entscheidung auch keine
leichtfertige. Die Entscheidung bestimmt gleichsam über Leben und Tod, hier
festgehalten in den Begriffen Segen und Fluch.
Wir werden immer wieder im Leben in die Entscheidung gerufen. Je nach Entscheidung
wird das Leben so oder anders verlaufen. Die Schulwahl, die Berufswahl, die Partnerwahl,
die Wahl des Wohnorts und vieles mehr bestimmt darüber, wie die Jahre sein werden.
Auch auf Glaubensebene muß eine Entscheidung getroffen werden. Hier erst recht.
Schon bei Israel ging es ja um den rechten Gottesglauben. Wer sich für Götzen
entscheidet, muß mit Fluch rechnen, dagegen wird jener gesegnet sein, der am Glauben
an den einen und einzigen Gott festhält.
Der Fluch ist Ausdruck für die Abkehr von Gott, der Segen Ausdruck für die Identifikation
mit Gott. Der Segen zeigt an, daß Gott mitgeht, der Fluch belegt, daß Gott sich
abgewendet hat. Segen und Fluch sind Wirkmächte, beide schaffen Wirklichkeit und sind
eben nicht leere Worte. Bei beiden kommt die Macht Gottes zum Zuge.
Krisenzeiten haben das Potential dafür, daß das Pendel in die eine oder andere Richtung
ausschlägt. Ist die Virus-Krise Segen oder Fluch? So leicht ist die Frage nicht zu
beantworten. Es verhält sich ähnlich wie auch bei anderen Dingen. Jeder technische
Fortschritt birgt in sich die Möglichkeit sowohl zum Segen als auch zum Fluch. Der
Rechner z.B. kann zum Schreiben einer Andacht genutzt werden, er kann aber auch dazu
verleiten, stundenlang elektronischen Spielen nachzugehen. Beim Handy sind die
Extreme noch krasser.
Die Virus-Krise hat viele Menschen zur Heimarbeit gebracht. Auch Schüler machen
Schule von zu Hause. Segen oder Fluch? Je nach Umstand das eine oder das andere.
Noch hat sich nicht herausgestellt, in welche Richtung das Pendel ausschlagen wird.
Die Krise hat durchaus das Potential, den Glauben zu vertiefen, wieder mehr nach Gott zu
fragen; es könnte aber auch herauskommen, daß die Menschen sich noch mehr von Gott
entfernen.
Immer wieder und auf unterschiedliche Weise legt Gott uns den Segen und den Fluch vor.
Eine Entscheidung ist gefragt und unumgänglich. Er gibt die Anleitung dazu: seinen
Geboten gehorchen oder sie ablehnen. Also seinem Wort trauen oder mißtrauen.
Mögen wir uns doch für das Vertrauen entscheiden. Der Segen ist uns gewiß.
Pastor Alfred Sinn
Andacht am Freitag, 22.Mai 2020
Noch weit weg und doch schon nah
Als der Sohn noch weit entfernt war, sah ihn sein Vater und es jammerte ihn, und er
lief und fiel ihm um den Hals und küsste ihn. Lukas 15,20
Zwei Verhaltensweisen, die doch zusammengehören. Zwei Umstände, die auf den ersten
Blick nicht zusammenzubringen sind, aber doch eine Einheit bilden.
Vater und Sohn – weit weg voneinander, und doch bilden sie eine Einheit. Einig in der
Einstellung zum Leben und der Lebensführung sind sie sich nicht, aber nichts kann sie
voneinander trennen. Zwar hat der Sohn sich vom Vater gelöst, aber der Vater hat den
Sohn nicht abgeschrieben. Der Sohn ist in die Welt hinausgegangen, er wollte
sein Leben leben. Er hatte eine eigene Vorstellung von dem, wie Leben sein soll.
Selbstbestimmt, eigenverantwortlich und mit viel Elan wollte er das Leben finden. Er hat
es in Partys und Ausschweifung gesucht und war recht zufrieden mit dieser Art zu leben.
Doch das Ganze lief nur solange gut, wie er noch Geld hatte, Geld, das vom Vater kam,
dessen Lebensdefinition er ablehnte.
Eines Tages war er auf sich gestellt. Keine Familie, kein Geld, keine Freunde. Solche
Freunde hat man ja auch nur solange, wie man selber bezahlt. Der Sohn landete in der
Gosse und erfuhr, was es bedeutet, mit eigener Hände Arbeit seinen Lebensunterhalt zu
verdienen. Ein gut bezahlter Beruf war es nicht, er bewegte sich damit am
Existenzminimum. So hat er sich das Leben in Freiheit natürlich nicht vorgestellt. Aus
eigener Kraft kam er aus dem Sumpf nicht heraus. Aber soviel Kraft hat er dann doch
aufgebracht, daß er den Entschluß faßte, heimzukehren. Seine Fehler gestand er sich ein
und die Schuld wollte er auch vor seinem Vater zugeben. Lieber Knecht beim Vater sein
als diese „Freiheit“.
Ferne bleiben und in der Fremde sein, ist doch nichts. Der Sohn war bereit, die
Entfremdung zu überwinden. Was er nicht ahnte, der Vater hatte ihn nicht abgeschrieben.
Im Gegenteil, er wartete sehnsüchtig auf seinen Sohn. Hinterhergelaufen ist er ihm nicht,
den ersten Schritt mußte schon der Sohn tun. Aus bitterer Erfahrung mußte er erst mal
klug werden. Aber bedauert hat der Vater den Sohn, er hat mitgelitten, er hat Ausschau
nach ihm gehalten, er hat die Hoffnung nicht aufgegeben, daß der Sohn wiederkommt.
Der Vater hat die Entfremdung nicht zugelassen. Hier kam kein Fremder an, sondern der
Sohn.
„Er/sie ist ja doch unser Kind“, sagen Eltern, wenn Sohn oder Tochter auf die schiefe
Bahn geraten und sich von ihnen entfernen. Die Entfremdung, die Ferne ist oft schwer
auszuhalten. Manchem Vater, mancher Mutter hat es das Herz gebrochen. Wofür hat man
Kinder in die Welt gesetzt? Manch einer bringt nicht mehr die Kraft auf, entgegenzulaufen
um Sohn oder Tochter wieder in die Arme zu schließen.
Im Gleichnis steht der Vater für Gott. Gott hat allemal die Größe, den verlorenen Sohn
nicht aufzugeben und wieder anzunehmen. Wer sich aus dem Gottesvaterhaus entfernt,
bleibt dennoch im Blick des Vaters. Es zerreißt den Vater, wenn seine Kinder auf die
schiefe Bahn geraten, in der Gosse landen. Seine Arme bleiben offen, sein Vaterhaus
geöffnet. Wie sonst kleine Kinder den Eltern um den Hals fallen, tut das Gott, wenn seine
Kinder zu ihm zurückkehren. Es ist nicht seine Absicht, daß es bei der Entfremdung
bleibt. Aber ohne Einsicht und Umkehr geht es auch nicht.
Das Gleichnis ist unzähligen Menschen eine Hilfe gewesen und zum Trost geworden;
sowohl für Väter als auch für Söhne, sowohl für Eltern als auch für Kinder.
Es gibt keinen hoffnungslosen Fall. Heimkehr ist möglich.
Pastor Alfred Sinn
Andacht an Christi Himmelfahrt, 21.Mai 2020
Himmlischer Zug
Ob es in diesem Jahr auch so sein wird, nämlich daß Männer mit dem Bollerwagen
umherziehen, Bier trinken und Lieder singen? Ein feucht fröhlicher Zug, der Spaß haben
will. Allerdings bleibt der Zug und auch der Spaß auf die irdische Dimension begrenzt.
Doch selbst das wird in diesem Corona-Jahr nicht im gewohnten Umfang umzusetzen
sein.
Und das Eigentliche von Himmelfahrt? Die Gottesdienste fallen zahlenmäßig anders aus,
aber die Botschaft bleibt die gleiche. Jesus hat seinen Auftrag auf der Erde ausgeführt.
Das war schon am Karfreitag der Fall. „Es ist vollbracht“, hat Jesus am Kreuz gesagt. Das
Sündenproblem war gelöst, die Entfremdung von Gott überwunden. Jesus hat hierfür das
rechte Opfer gebracht. Ostern war die Bestätigung dafür. Nicht nur die Sünde war
bezwungen, sondern die Macht des Todes war gebrochen. Nach seiner Auferstehung hat
Jesus seine Jünger auf ihre neue Aufgabe vorbereitet. Bis zu seiner Himmelfahrt war er
ihnen immer wieder erschienen und hat ihnen weitere Geheimnisse des Himmels
offenbart. Nun sollte auch diese Phase zum Abschluß kommen. Ein letztes Mal hat er
seine Jünger versammelt. Bald schon sollten sie zu Aposteln werden. Nach Pfingsten
werden sie den Missionsauftrag umsetzen. In ihrer Verkündigung werden sie unter
anderem die Verheißung Jesu weitergeben:
Wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich alle zu mir ziehen. Johannes
12,32
Die Erhöhung bezieht sich sowohl auf die Kreuzigung als auch auf die Himmelfahrt. Er
kehrt zurück in die Herrlichkeit des Vaters. Doch er will das nicht für sich allein tun. Er hat
vor, viele im Zug mit sich zu führen. Seine Nachfolger sollen ebenfalls dem Irdischen
enthoben werden. Das Ziel ist die Himmelfahrt – für jeden von uns.
Allein finden wir da nicht hin. Wir sind darauf angewiesen, daß Jesus uns zieht. Aber
einsteigen in seinen Bollerwagen müssen wir schon selbst. Dieser Schritt bleibt
unerläßlich.
Der Zug ist unterwegs, es kann jederzeit eingestiegen werden.
Auch dieser Zug ist ein fröhlicher, aber sein Gang ist nicht auf die irdische Dimension
begrenzt. Dieser Zug hat den Himmel im Blick. Da geht’s hin. Ein himmlischer Zug.
Gezogen und selbst unterwegs.
Die Himmelfahrt Christi hat für uns nicht nur eine Erinnerungsfunktion in Bezug auf die
Vergangenheit, sondern erinnert uns gleichermaßen an die Zukunft. V
on der Erde in den Himmel. Gezogen von Jesus, der in den Himmel gefahren ist.
Pastor Alfred Sinn
Andacht am Mittwoch, 20.Mai 2020
Gerecht
Gerecht! Wer ist schon gerecht? Gerechtigkeit? Die gibt es nicht auf dieser Welt!
Das Leben lehrt uns, daß wir selber nicht absolut gerecht sind und sein können.
- Es beginnt schon in den Familien. Kinder werfen den Eltern vor, ungerecht zu sein
und Eltern beklagen sich diesbezüglich über ihre Kinder.
- In der Schule wird so manches Kind von anderen gemobbt oder hat den Eindruck,
daß Lehrer Noten ungerecht vergeben.
- Es kommt schon mal vor, daß zwei Menschen bei gleicher Arbeit unterschiedlich
entlohnt werden. Die Gewerkschaften setzten sich für eine gerechte Bezahlung ein.
- Auch der Staat schafft es nicht, alle Bürger gerecht zu behandeln.
- Wer viel viel Geld hat, schafft es, Schlupflöcher zu finden, um seine Steuerlast zu
drücken, der kleine Mann wird allemal zur Kasse verpflichtet.
- Mancher Sozialhilfeempfänger begnügt sich seit Jahren und Jahrzehnten mit der
Stütze vom Staat (letztlich von der Allgemeinheit) und ist nicht bereit, der Gesellschaft
etwas zurückzugeben.
- Die Reihe ließe sich fortsetzen. Überall Ungerechtigkeit.
- Hinzu kommt, daß in einem Land Recht ist, was im anderen als Unrecht eingestuft
wird.
Der Apostel Paulus hat Recht: „Da ist keiner, der gerecht ist, auch nicht einer.“
(Röm. 3,20)
Aktuell stellt sich die Frage, ob es recht und gerecht war, die gesamte Wirtschaft
herunterzufahren. Nein, die Politiker haben nicht das Recht, die Zukunft vieler Menschen
zu zerstören. Sie haben aber die Pflicht, zum Wohle des Volkes zu regieren. Wenn sie das
nicht tun, werden sie schuldig. Aber es gibt noch eine letzte Gerechtigkeit und eine letzte
Abrechnung. Nicht erst dann, sondern auch jetzt gilt: „Herr, du bist gerecht, und deine
Urteile sind richtig.“ (Ps. 119,137)
Die Begriffe, „gerecht“, „Gerechtigkeit“ kommen in der Bibel oft vor. Gerechtigkeit ist gar
ein Schlüsselbegriff. Absolut gerecht ist allein Gott. Dennoch werden bisweilen auch
Menschen als „Gerechte“ bezeichnet. So etwa in der heutigen Tageslosung:
Der Gerechte erkennt die Sache der Armen. Hesekiel Sprüche 29,7
„Der Gerechte“ in der biblischen Definition ist nicht jener, der im juristischen Sinne
gerecht denkt, redet und handelt. Der Gerechte ist jener, der Gottes Souveränität
anerkennt. Jener, der für die Sache Gottes eintritt und glaubt. Jener, der anerkennt, daß
Gott Gott ist, der gleichsam nicht die eigene Gerechtigkeit sucht, sondern die
Gerechtigkeit Gottes.
Zugleich macht solch ein Satz deutlich, daß die Gerechtigkeit nicht losgelöst ist von der
Lebensweise auf dieser Erde. Gerechtigkeit ist nicht allein eine Glaubenssache, sondern
auch eine Liebessache. Der Gerechte glaubt an Gott und er wird sich für die Sache der
Armen einsetzen. Zur Gerechtigkeit gehört auch, Armut zu bekämpfen. Glaube und Liebe
gehen eine Verbindung ein. Glaube ist Gottesdienst und Diakonie. Der Glaube soll nicht in
der Theorie stecken bleiben, das fromme Leben soll nicht folgenlos bleiben.
Insofern ist die Gerechtigkeit des Gerechten nicht eine Sache, die, einmal erworben, für
immer vorhanden ist, sondern sozusagen ein Prozeß, ein Ideal, ein Leben im Vollzug.
Der Gerechte hat dieses Leben im Blick, aber auch jenes, das bei Gott zur Vollendung
kommt.
Pastor Alfred Sinn
Andacht am Dienstag, 19.Mai 2020
Wer will schon sterben?
So kehrt nun um von euren bösen Wegen. Warum wollt ihr sterben? Hesekiel 33,11
(Tageslosung)
Es will doch keiner sterben!, könnte man dem Propheten antworten. Wer will das schon?
Sterben bedeutet Aus, Vernichtung, Nicht-Sein, Nicht-Teilhabe, keine Weiterentwicklung.
Mit dem Sterben wird das Leben nicht unterbrochen, sondern abgebrochen. Es gibt keine
Fortsetzung dessen, was wir Leben nennen. Sterben ist nicht erstrebenswert.
Folgerichtig wird alles getan, damit dieser Zustand nicht eintritt; alles, damit Leben
möglich ist und erhalten bleibt. Nahrungsaufnahme, Kleidung, Obdach, sportliche
Betätigung, Fürsorge, Medizin, gesellige Zusammenkünfte – alles soll dazu dienen, daß
Leben gefördert wird. Sterben hingegen schneidet von all dem ab.
Auch in dieser Corona-Zeit wurde die Devise ausgegeben: Es gilt, Leben zu schützen. Die
Bestimmungen und Vorgaben haben zum Ziel, Leben nicht zu gefährden. Doch hier
beginnt schon das Problem. Das eine Leben wird geschützt, das andere wird durch die
Vorgaben der Behörden gefährdet.
Leben ist bekanntlich mehr als materielle Versorgung. Jesus hat in der Bergpredigt die
rhetorische Frage gestellt: „Ist das Leben nicht mehr als die Nahrung und der Leib mehr
als die Kleidung?“ (Mt. 6,25). Leben ist mehr als das, auch mehr als Gesundheit.
Wenn zudem Angst und Panik, Sterbensangst verbreitet wird (so geschehen durch Politik
und Medien), dient das weder dem individuellen noch dem gesellschaftlichen Leben. Die
Maßnahmen haben mittlerweile eine Eigendynamik entwickelt und sind Selbstzweck und
nicht lebensdienlich.
Aus geistlicher Perspektive ist Leben etwas und nur dann etwas, nur so etwas Bleibendes,
wenn es die Bezogenheit zum Ursprung des Lebens hat. Der Ursprung des Lebens ist
Gott. Nur er hat das Leben in sich selber (Joh. 5,26). Deshalb bleibt das Leben Leben und
wird wieder zu Leben, selbst wenn es stirbt und durch den Tod geht. Andersherum mag
das Leben für eine Zeit lebendig erscheinen, aber es wird keinen Bestand haben, wenn
die Verbindung zur Quelle des Lebens gekappt wird. Die Kappung nennt die Bibel Sünde.
Der Lohn der Sünde ist der Tod (Röm. 6,23). Damit es nicht dazu kommt, ruft Gott zur
Abkehr vom falschen Weg auf, zur Umkehr zu ihm als Quelle des Lebens. Dem Ruf stellt
Gott die Beteuerung voran: „Ich habe kein Gefallen am Tode des Gottlosen, sondern daß
der Gottlose umkehre von seinem Wege und lebe“.
Die Umkehr ist eine lebenserhaltende Maßnahme. Umkehr schützt Leben und erhält
Leben. Umkehr ermöglicht Leben, ob er/sie gleich stürbe (Joh. 11,25).
Es sind böse Wege, die beschritten wurden. Dabei denke ich weniger an die
Behördenvorgaben, sondern daran, daß die Menschen sich von Gott als dem Ursprung
des Lebens losgesagt haben. Hierbei bedarf es allemal einer Umkehr.
Warum wollt ihr sterben? Das wollen wir doch nicht! Wir wollen leben! Dann ergreift das
Leben dort, wo es als Leben gegeben ist. Denn: Wer will schon sterben?
Das bleibende Leben gibt es nur bei und mit Gott. Das Leben-erhaltende Leben ist mit
Jesus in dieser Welt erschienen. Er kann von sich sagen: Ich bin der Weg und die
Wahrheit und das Leben (Joh.14,6), Ich bin die Auferstehung und das Leben (Joh.11,25),
Ich lebe und ihr sollt auch leben (Joh. 14,19).
Wer will schon sterben? Keiner! Jesus wollte sterben, damit wir leben. Sein Sterben hat
das Problem der Sünde gelöst. Seine Auferstehung ist die Grundlage für unser bleibendes
Leben.
Pastor Alfred Sinn
Andacht am Montag, 18.Mai 2020
Unterweisen
HERR, du gabst unsern Vätern deinen guten Geist, sie zu unterweisen. Nehemia
9,20 (Tageslosung)
Immer wieder hat das Volk Israel in seiner Geschichte Rückschau gehalten. Die Befreiung
des Volkes aus der ägyptischen Sklaverei markiert ein Schlüsselmoment. Hier wurde das
Handeln Gottes massiv erfahren. Diese Befreiungstat hat sich in manchem jüdischen Fest
niedergeschlagen, so etwa: Passa und Laubhüttenfest.
Glaube hat viel mit Erinnerung zu tun. Erinnerung aber nicht allein als Gedenken, sondern
noch mehr als Vergegenwärtigung. Wenn Christen ihre Feste feiern, ist das genauso.
Wenn wir Weihnachten feiern, denken wir an die Geburt des Heilands, aber ebenso gehen
wir davon aus, daß dieses Kind auch für die gegenwärtige Generation geboren wurde. Die
Auferstehung Jesu an Ostern war ein historisches Ereignis, zugleich glauben wir, daß
Jesus als Auferstandener bei uns ist, wenn wir uns in seinem Namen versammeln. Am
Pfingsttag hat der heilige Geist die Kirche gegründet und er wirkt auch heute in der
Gemeinde.
Zur Zeit des Propheten Nehemia waren die Juden aus der babylonischen Gefangenschaft
in die Heimat zurückgekehrt. Es war die Zeit des Neuaufbaus, sowohl der Hauptstadt
Jerusalem als auch des Tempels, aber auch ein Neuaufbau der Glaubensgemeinschaft.
Dabei wird an die Vergangenheit erinnert: Du gabst unsern Vätern deinen guten Geist.
Die Zeitgenossen sollen durch solche Erinnerung ermutigt werden. Die Vorfahren
hatten auch mit Schwierigkeiten zu kämpfen, Gott hat ihnen geholfen. In den
gegenwärtigen Schwierigkeiten wird er das auch tun. Der gute Geist Gottes war nicht nur
damals machtvoll, er ist es auch heute.
In diesem Bewußtsein leben auch wir als Christen. Durch das Wirken des Geistes Gottes
ist die Kirche entstanden, dieser Geist ist bis heute am Werk. Jesus bezeichnet ihn als
Tröster und Beistand: „Der Tröster, der Heilige Geist, den mein Vater senden wird in
meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch
gesagt habe“ (Joh.14,26). Wie von Nehemia so wird auch von Jesus eine bestimmte
Wirkungsweise des Geistes hervorgehoben, nämlich die Unterweisung, die Lehre.
Zum Glauben, zur Glaubensvermittlung gehört die Lehre. Ohne Lehre keine Fortsetzung.
Es ist im zivilen Leben nicht anders. Dafür sind Schulen eingerichtet worden. Der jungen
Generation sollen Fertigkeiten und Werte vermittelt werden, mit denen gesellschaftliches
Leben gestaltet wird. Wenn etwa ein bestimmter Beruf nicht mehr gelehrt wird, stirbt er
aus. Folgerichtig sind schon viele Berufe verschwunden, die früher eine große Rolle
gespielt haben. Als es noch Pferdefuhrwerke gab, brauchte man den Schmied, den
Wagner, den Sattler. Heute führen diese Berufe ein Nischendasein. Dafür sind andere
Berufszweige entstanden. Doch auch die neuen Berufe müssen gelehrt werden.
Zu einem nicht geringen Teil wird der Glaube über Unterweisung weitergegeben. Das
geschieht über den Unterricht, im Gottesdienst und auch indem christliche Feste jedes
Jahr gefeiert werden. Alles zusammen hält nicht nur die Erinnerung wach, sondern
bedeutet auch Vergegenwärtigung des Handelns Gottes.
Gott, der unter den Vätern gewirkt hat, wirkt auch unter uns und er will auch die nächste
Generation prägen. Durch und mit seinem guten Geist.
Pastor Alfred Sinn
Andacht am Sonntag, 17.Mai 2020
Beten
Gelobt sei Gott, der mein Gebet nicht verwirft noch seine Güte von mir wendet.
Psalm 66,20 (Wochenspruch)
Rogate heißt dieser Sonntag, das bedeutet „Betet“.
Beten gehört zum Glauben dazu. In jeder Religionsgemeinschaft wird gebetet.
Glaubensausübung ohne Gebet – unvorstellbar.
Und doch gibt es zuhauf auch Christen, die nicht beten. Warum ist das so? Dabei tun sich
Männer schwerer mit dem Beten als Frauen. Das liegt wohl daran, daß Beten mit
Schwäche und Abhängigkeit verbunden wird. Das aber will man sich nicht eingestehen.
Man(n) ist selbstbewußt und autonom, hat sich selbst unter Kontrolle und alles im Griff.
Beten würde ja bedeuten, die Fäden aus der Hand geben. Das geht schon gar nicht.
Ich habe so manchen gestandenen und kräftigen Mann erlebt, der im Krankenbett lag und
geheult hat. Da war nichts mehr von Autonomie und Unabhängigkeit. Plötzlich wurde
auch das Gebet wichtig und nichts war dringender, als daß Gott helfend eingreift.
Nein, das Gebet ist nicht Zeichen von Schwäche, sondern Ausdruck für Stärke. Ich bin so
selbstbewußt, zuzugeben, daß ich abhängig bin. Beim Beten gebe ich zu, daß Gott über
mein Leben steht, daß ich das Leben von ihm habe und es auch in einem Bezug zu ihm
sehe. Ich spreche mit dem, der einzig das Leben in sich hat.
Beten ist Ausdruck für Vertrauen, also ist das Gebet eine Vertrauens- und
Liebesbeziehung. Mit einem Menschen, der mir wichtig ist, rede ich. Wenn Gott mir
wichtig ist, werde ich mit ihm reden wollen. Dabei redet nicht nur der Mund, sondern
noch mehr das Herz.
Inhalt des Gebets kann alles sein, was mich beschäftigt. Dabei sollte sich dieses Reden
nicht allein auf Bitten beschränken, der Dank, die Anbetung sollten gleicherweise Raum
einnehmen. Entsprechend beginnt auch der Wochenspruch: Gelobt sei Gott.
Bei den Besuchen, die ich mache, bezeugen Menschen, daß sie beten. „Ich bete jeden
Tag“. Es sind gar nicht wenige, für die das Gebet gleichsam tägliches Brot ist. Worüber
ich dann doch staune, ist die Tatsache, daß das „nur“ privat gemacht wird. Die wenigsten
ziehen daraus die Folgerung, daß Beten auch im Gottesdienst geht. Denn wenn mir die
Beziehung zu Gott wichtig ist, dann müßte doch auch die gemeinschaftliche Feier (das
Gebet ist Teil davon) eine Bedeutung haben. Jesus hat nicht nur aufgefordert „Betet!“
(Mt. 26) – für ihn war Beten selbstverständlich -, sondern auch verheißen: „Wo zwei oder
drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen“ (Mt.18).
Sicher, es gibt Zeiten, in denen das Beten schwach ausgeprägt ist oder ein Mensch dazu
nicht fähig ist. Oft ist das der Fall, wenn Schweres durchgemacht wird, wenn ein Verlust
erfahren wurde. Dann kann man auch schon mal auf Gott böse sein. „Ich habe täglich mit
dir geredet, jetzt aber will ich nicht. Das hast du, Gott, nun davon, da du das hast
geschehen lassen“. Das ist eine Art Trotz, mit dem Gott gleichsam gestraft werden soll.
Doch zugleich ist diese Reaktion ein Hilfeschrei. Eine höhere Instanz als Gott gibt es ja
nicht. Bei wem soll ich mich beklagen über Gott? Doch nur bei Gott selbst. Insofern
gehört auch die Klage zum Beten dazu. Und selbst wenn ich auf diese Weise bete, ist es
immer noch besser als nicht zu beten.
Solche Vorgehensweise überliefern die Psalmen.
Auch in christlichen Liedern ist das verarbeitet worden. Wie etwa im Lied mit der Nummer
373 im Evangelischen Gesangbuch:
Jesu, hilf siegen. Wenn alles verschwindet
und ich mein Nichts und Verderben nur seh,
wenn kein Vermögen zu beten sich findet,
wenn ich vor Angst und vor Zagen vergeh,
ach Herr, so wollst du im Grunde der Seelen
dich mit dem innersten Seufzen vermählen.
Gegen Gott mit Jesus.
Hier erkenne ich, daß Gott seine Güte dennoch nicht von mir wendet.
Pastor Alfred Sinn
Andacht am Samstag, 16.Mai 2020
Was bleibt
Der Himmel wird wie ein Rauch vergehen und die Erde wie ein Kleid zerfallen, und
die darauf wohnen, werden wie Mücken dahinsterben. Aber mein Heil bleibt ewiglich.
Jesaja 51,6 (Tageslosung)
Gott sei Dank ist das in der Corona-Zeit nicht eingetreten. Weder sind die
Erdenbewohner massenweise gestorben noch ist die Erde reif für den Altkleidercontainer
und der Himmel schickt noch immer die Sonnenstrahlen herunter oder läßt den Regen auf
die Erde fallen.
Gott sei Dank! Es hat in den letzten Tagen immer wieder geregnet. Die
ausgetrocknete Erde ist wieder feucht, die Pflanzen und Bäume atmen auf und sind
bereit, ihre Früchte zu bringen. Das Segenswalten Gottes hat nicht aufgehört und wird
auch weiter anhalten.
Gott sei Dank!
Dennoch ist die Welt erschüttert worden, Sicherheiten haben sich wie ein Rauch
aufgelöst, bisher verläßliche Systeme sind zerfallen, Vertrauen ist weggebrochen.
Länder und Gesellschaften sind dabei, sich neu zu erfinden. Aber auf welcher Basis soll
das geschehen? Intensivere Vorbereitungen auf Katastrophen? Notfallpläne optimieren?
Digitalisierung vorantreiben? Impfschutz verstärken? Bewegungen überwachen oder
einschränken? Es gibt kein Allheilmittel. Der Mensch und die Weltgemeinschaft bleiben
verletzbar und verletzlich. Maßnahmen, die in der Gegenwart für die Zukunft ergriffen
werden, bleiben Stückwerk. Unter diesem Vorzeichen läuft menschliches Leben seit der
Austreibung aus dem Paradies ab. Katastrophen, welcher Art auch immer, rufen uns das
massiv und schmerzlich in Erinnerung.
Naturkatastrophen, Seuchen und auch persönliche Erschütterungen haben großes
Zerstörungspotential, aber ebenso bergen sie das Potential der Erneuerung.
Gottes Walten erfolgt im Kleinen wie im Großen.
„Was nah ist und was ferne, von Gott kommt alles her, der Strohhalm und die Sterne,
der Sperling und das Meer. Von ihm sind Büsch und Blätter und Korn und Obst von ihm,
das schöne Frühlingswetter und Schnee und Ungestüm.“ (Matthias Claudius)
Daß Gott auch Katastrophen bewirkt, widerstrebt uns. Und doch trifft auch zu, was der
Prophet Amos schreibt: „Geschieht etwa ein Unglück in der Stadt, und der HERR hat
es nicht getan?“ (3,6).
Gott läßt Dinge nicht nur passiv zu, sondern er ist dabei auch aktiv am Werk. Die bösen
Dinge lassen uns an seiner Liebe zweifeln. Und doch gehört alles zu seinem
Rettungsprogramm. Auch ein Corona-Virus benutzt Gott, um Menschen auf eine
drohende Gefahr aufmerksam zu machen.
Was aber kann schlimmer sein als eine Seuche? Die Verlorenheit für den Himmel! Die
Bibel sieht das menschliche Leben in der Bezogenheit auf das Reich Gottes. Jesus sagt:
Es ist besser, verkrüppelt im Himmel anzukommen als leiblich unversehrt in der Hölle zu
landen. (Mk. 9)
Wenn Gott durch den Propheten ankündigt, daß große Katastrophen kommen werden, die
nicht nur die Erde, sondern das ganze Weltall erschüttern, dann will er damit nicht Angst
machen, sondern auf das Wesentliche aufmerksam machen. Bei der Benennung der
weltbewegenden Ereignisse kann leicht überlesen werden: Aber mein Heil bleibt
ewiglich.
Wir müssen uns nicht nur zu den Katastrophen (seien sie globaler oder individueller Art)
verhalten, sondern auch zum Angebot Gottes. Das ist sein Heil, also die Vergebung der
Sünden, die Erlösung vom Tod und die Auferstehung zum ewigen Leben.
Das Heil Gottes bleibt und bleibt gültig. Das im Auge behaltend, können wir mit dem
Apostel Paulus sprechen: „Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder
Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder
Hohes noch Tiefes noch irgendeine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe
Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn.“ (Römer 8,38 – 39)
Pastor Alfred Sinn
Andacht am Freitag, 15.Mai 2020
Herkunft und Zukunft
Manch einer hat es im Leben aus bescheidenen Verhältnissen zu Wohlstand gebracht.
Dabei nicht überheblich, abweisend und herablassend zu werden, ist eine Kunst.
„Meine Eltern waren bescheiden und genügsam, sie haben nie vergessen, wo sie
herkamen“ – so konnte sich mancher Jahrzehnte nach den Kriegsjahren erinnern, wenn er
etwa an seine Eltern dachte, die 1945 auf der Flucht von Ostpreußen nach Dithmarschen
gelangten. Die Heimat verlassen, Hab und Gut verloren, von Null beginnen – das brennt
sich tief in die Seele ein.
Viele andere Beispiele ließen sich finden, wenn es darum geht, herauszustellen, daß
jemand seine Herkunft nicht vergessen hat. Dabei geht es nicht nur etwa um den Verlust
der Heimat, sondern auch darum, wie prekäre Lebensumstände überwunden wurden und
der Mensch durch Fleiß und Ehrgeiz sich ein neues Leben aufgebaut hat.
Wo komme ich her? Wer bin ich? Wohin gehe ich? Das sind Fragen, die jede Existenz
betreffen und die eigene Identität formen. Herkunft, aktuelle Lebenssituation und
Lebensziel; Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft – keiner kann aus diesem Zug
aussteigen. So verläuft der Lebensfluß.
Das Volk Israel wird in der Bibel immer wieder sowohl an seine Herkunft als auch an seine
Zukunft erinnert. Die heutige Tageslosung ist in einen Erinnerungsstrang eingebettet, der
beide umfaßt. Wenn du im verheißenen Land angekommen bist, wirst du deinem Gott
danken und daran denken, wie er dich geführt hat. Die Zeit der Knechtschaft in Ägypten
prägt das Gedenken. Noch mehr die Befreiung aus der Sklaverei.
Der HERR erhörte unser Schreien und sah unser Elend, unsere Angst und Not. 5.Mose
26,7
Mit mächtiger Hand führt Gott sein Volk in die Freiheit. Zeichen und Wunder begleiten
den Auszug. In der Rückschau spielt das Bekenntnis zu dem befreienden Gott eine
wesentliche Rolle.
Schreien, Elend, Angst und Not sind seither in der Welt nicht weniger geworden. Wir
können das vielfältige Leid gar nicht fassen. Wie hält Gott das bloß aus?
Zur Zeit hat das Virus-Elend die ganze Welt erfaßt. Menschen haben Angst, das Leben
kann in Gefahr sein. Aber auch die Maßnahmen und die Folgen daraus machen Angst.
Welche Nöte werden sich noch auftun?
Zum Herrn schreien, ist nicht verkehrt. Damit besinnen wir uns unserer Herkunft,
rechnen mit Gottes Walten in der Gegenwart und hoffen auf eine Zukunft mit ihm.
Wir vergessen nicht, wo wir herkommen und behalten auch im Auge, wo wir hingehen.
Und in der Gegenwart „schreien“ wir zu dem HERRN.
Pastor Alfred Sinn
Andacht am Donnerstag, 14.Mai 2020
Täuschung
Ein Mensch, der recht sich überlegt,
Daß Gott ihn anschaut unentwegt,
Fühlt mit der Zeit in Herz und Magen
Ein ausgesprochnes Unbehagen
Und bittet schließlich Ihn voll Grauen,
Nur fünf Minuten wegzuschauen.
Er wolle unbewacht, allein
inzwischen brav und artig sein.
Doch Gott, davon nicht überzeugt,
ihn ewig unbeirrt beäugt.
Davon war der Dichter Eugen Roth aus München überzeugt als er 1935 seine Sammlung
„Ein Mensch. Heitere Verse“ herausbrachte. Damit verweist er auf eine Instanz, die jeden
im Blick hat und alles kennt.
Diese Thematik wurde schon gestern anhand des Bekenntnisses von König Salomo
behandelt: Du allein kennst das Herz aller Menschenkinder.
Heute nun eine schier nahtlose Fortsetzung mit diesem Bibelwort:
Meint ihr, daß ihr Gott täuschen werdet, wie man einen Menschen täuscht? Hiob
13,9
Hiob setzt sich mit seinen Freunden auseinander, die ihn besucht haben, um ihn in
seinem Leid zu trösten. Stattdessen entwickelt sich ein Dialog, bei dem nach der Ursache
dieses Leids gesucht wird. Die Schuldfrage kommt zur Sprache, das scheinbar sinnlose
Walten des Schicksals und ebenso das Ringen um Gottes Walten. Mit vielen sprachlichen
Kniffs und Unterstellungen soll Hiob begreifen, daß er sein Los verdient hat. Dagegen
bäumt sich Hiob auf. Das tut er, indem er zum einen Gott selber angreift, zum andern ihn
verteidigt.
Hier macht er deutlich, daß Gott – anders als die Menschen – nicht getäuscht werden
kann. Gott kennt und weiß alles, er kann von Menschen nicht getäuscht werden.
Enttäuscht schon – aber nicht getäuscht.
Wir alle leben mit und von Täuschungen. Selber sind wir nicht immer offen, legen uns
Masken zu, je nach Umstand wird die eine oder die andere Maske aufgesetzt. Der
äußeren Fassade widerspricht die innere Haltung. Der Konflikt ist nicht immer aufzulösen,
mitunter gehört die Täuschung zur Überlebensstrategie. In repressiven und
diktatorischen Zeiten ist sie sogar angebracht.
Menschen und Systemen können wir was vormachen, aber nicht Gott. Er erkennt nicht
nur das Äußere, sondern blickt tief und tief hinein. Diesbezüglich mußte auch Samuel
belehrt werden: „Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der Herr aber sieht das Herz
an.“ (1.Samuel 16,7) Gott urteilt auch nicht nach dem Äußeren, sondern bewertet
gleichermaßen die Herzensregung. Der Hebräerbrief ruft in Erinnerung: „Kein
Geschöpf ist vor ihm verborgen, sondern es ist alles bloß und aufgedeckt vor den Augen
dessen, dem wir Rechenschaft geben müssen.“ (Hebr. 4,13)
Wer meint, Gott täuschen zu können, der täuscht sich. Gott kann von uns nicht getäuscht
werden. Wäre das möglich, stünden wir ja über ihm. Nun aber bleibt Gott Gott und der
Mensch Mensch. Die Rollen sind verteilt und sollten auch akzeptiert werden.
Nein, wir werden Gott nicht täuschen können. Wohl uns, wenn wir ihn auch nicht
enttäuschen.
Pastor Alfred Sinn
Andacht am Mittwoch, 13.Mai 2020
Alles bekannt
Du allein kennst das Herz aller Menschenkinder. 1. Könige 8,39
Der erste Tempel in Jerusalem wird eingeweiht. Schon König David hatte vor, einen
Tempel zu errichten. Doch Gott hat ihm das verwehrt. Erst sein Sohn Salomo wird das
Werk vollbringen. Nun ist es so weit. Das Haus steht, die Bundeslade (Zeichen für die
Gegenwart Gottes) wird in das Allerheiligste überführt.
Salomo segnet das Volk und spricht ein Gebet. Darin preist er Gott als den einzigen und
unvergleichlichen Gott. Er gibt zu, daß ein Haus von Menschenhänden gemacht, Gott
nicht fassen kann. Daher umso größer die Freude darüber, daß Gott hier wohnen will.
Einen Großteil des Gebets nimmt die Bitte um Vergebung ein, Vergebung in Zeiten, wenn
das Volk sich von seinem Gott lösen wird. Salomo hat geahnt, daß dieses Hochgefühl
nicht anhalten wird.
Unter anderem benennt Salomo Naturkatastrophen, Kriege, Krankheiten, Seuchen, die
das Volk heimsuchen werden: „wer dann bittet und fleht… so wollest du hören… und
gnädig sein… damit sie dich fürchten“.
In diesem Zusammenhang spricht er auch den Satz der Tageslosung: „Du allein
kennst das Herz aller Menschenkinder“.
Auch andere Bibelstellen bezeugen Gott als den Allwissenden und Allmächtigen, so etwa
der schöne Psalm 139. Nichts bleibt Gott verborgen. Er hat alles im Blick, dabei achtet er
nicht nur auf die äußeren Bewegungen, sondern er kennt und wertet auch die inneren
Regungen. Was im Herzen und im Kopf des Menschen vor sich geht, ist ihm genauso
bekannt wie das sichtbare Handeln.
Wir leben in einer Zeit, da die Überwachung mehr und mehr zunimmt. Big brother is
watching you. Was George Orwell 1948 schriftstellerisch verarbeitet hat, ist längst
übertroffen. Die technischen Möglichkeiten zur ständigen Überwachung sind enorm und
werden weiter zunehmen.
Weltweit wird an KI (Künstliche Intelligenz) geforscht. Teils
leben wir schon längst damit, daß wir technischen Geräten vertrauen und uns von ihnen
bestimmen lassen. Tatsächlich sind sie in vielem kleine Helferlein, die uns das Leben
angenehmer machen. Doch zugleich sind sie Datensammler und Profilersteller. Irgendwo
werden sie gesammelt und ausgewertet. Sie könnten irgendwann gegen uns benutzt
werden. In China ist das schon Realität.
Die Virus-Krise hat das Zeug dazu, daß Menschen freiwillig bereit sind, weitere Geräte
und Programme zu nutzen, die langfristig ihr Leben bestimmen und ihre Freiheit
einschränken werden. Schon jetzt sind wir in der digitalen Welt abhängig von den Big Five
(google, microsoft, apple, amazon, facebook). Man versuche mal eine Woche ohne die
auszukommen. Seit es die Virus-Krise gibt, geht das erst recht nicht. Ohne die Big Five
funktioniert das Internet nicht. Aber auch die analoge Welt wird von ihnen beeinflußt. Es
hat sich erfüllt: Big brother is watching you.
Komisch, daß man Menschen und Konzernen zutraut, eine umfassende Überwachung zu
installieren, aber in Zweifel zieht, daß Gott dazu schon immer fähig gewesen ist. Der
Unterschied zu den Konzernen und Diktaturen ist, daß Gott nicht Freiheiten einschränken
will, sondern den Menschen zur wahren Freiheit führen will. Die gibt es nur in der
Beziehung zu ihm. Er ist ein Gott, der sogar vom Tod befreit. Das hat er mit der
Auferstehung Jesu von den. Toten bewiesen. Die Auferstehung wird auch uns angeboten.
Daß Gott unsere geheimsten Gedankengänge und Herzensregungen kennt, muß uns nicht
Angst machen, sondern kann eine Quelle der Freude und des Seelenfriedens sein.
Big Papa is watching you. Das macht nicht Angst, sondern tröstet.
Pastor Alfred Sinn
Andacht am Dienstag, 12.Mai 2020
Gut und böse
Der HERR sprach zu Salomo: Bitte, was ich dir geben soll! Salomo sprach: Du
wollest deinem Knecht ein gehorsames Herz geben, daß er dein Volk richten könne und
verstehen, was gut und böse ist. 1.Könioge 3,5.9 (Tageslosung)
„Was gut und böse ist“ – gar nicht so einfach die Unterscheidung. Das wußte schon König
Salomo. Die uralte Frage, die dem Menschen schon im Garten Eden zum Verhängnis
wurde. Adam und Eva haben die falsche Entscheidung getroffen. Ihre Entscheidung hat
eine Wirkmächtigkeit ausgelöst, die bis heute anhält und zu spüren ist.
Die Frage nach gut und böse ist seither nicht verstummt. Was ist richtig, was ist falsch?
Damit wird jeder in seinem Leben konfrontiert.
Wenn ich nur für mich verantwortlich bin, kann meine falsche Entscheidung
vernachlässigbar sein, wenn ein Mensch hingegen durch seine Entscheidung andere in
Mitleidenschaft zieht, deren Leben stört oder zerstört, dann ist die Angelegenheit schon
brisanter. Regierende sind allemal in so einer Lage. Aber auch führende Vertreter in der
Wirtschaft, Bildung, Erziehung, Gesundheitswesen und dergleichen mehr tragen hierbei
eine besondere Verantwortung.
In der aktuellen Virus-Krisen-Zeit sind politischerseits viele Entscheidungen getroffen
worden, die sich auf unser aller Leben ausgewirkt haben, es noch tun und manche Folgen
erst in der Zukunft ersichtlich sein werden. Nicht alle Entscheidungen waren richtig.
Mittlerweile regt sich verstärkt Widerstand. Doch statt die Ängste der Menschen ernst zu
nehmen, werden sie als Verschwörer und Spinner abgetan. Wichtige Warner (Fachleute
der Medizin und der Wirtschaft) wurden nicht ernst genommen und stattdessen in die
moralistische Ecke gestellt. Das zeugt nicht von Weisheit.
In den letzten Tagen wurde bekannt, daß selbst aus dem BMI (Bundeministerium des
Innern) eine kritische Stellungnahme zu der Vorgehensweise der Regierung erstellt
wurde. Statt die Öffentlichkeit darüber zu informieren, ob die Aussagen in diesem
Corona-Papier richtig oder falsch sind, werden wir von Politikern und Medien
dahingehend belehrt, daß sie die Privatmeinung eines Mitarbeiters sind. Von Weisheit
keine Spur. So wird weiter Vertrauen zerstört.
Ach, daß die Verantwortlichen doch in die Schule bei König Salomo gingen! Der bat Gott
um Weisheit für sein Regierungshandeln. Weisheit hat nicht zuvörderst mit Wissen und
Schlauheit zu tun, sondern entspringt einem bestimmten Bezug und wird gespeist von
einer bestimmten Ausrichtung. Es ist der Bezug zu Gott und die Ausrichtung an seinem
Willen. Salomo verwendet hierbei den Begriff „ein gehorsames Herz“. Ihm ist wichtig, daß
er nicht entgegen dem Willen Gottes handelt. Seine Führung will er diesem Bezug
unterstellen. Er ist davon überzeugt: dann wird es gut gehen.
Ein Herz, das nach den Wegen Gottes fragt, lernt unterscheiden zwischen gut und böse.
Das Wort Gottes ist Maßstab und Korrektiv des Handelns. Auf dieser Grundlage können
und müssen falsche Entscheidungen geändert werden.
Die Bitte Salomos um ein gehorsames Herz ist so aktuell wie damals.
Pastor Alfred Sinn
Andacht am Montag, 11.Mai 2020
Erzählen und hören
Gott, wir haben mit unsern Ohren gehört, unsre Väter haben’s uns erzählt, was du
getan hast zu ihren Zeiten, vor alters. Psalm 44,2. (Tageslosung)
Der Psalmbeter denkt an das Handeln Gottes in der Vergangenheit. Er selber war kein
Augenzeuge und kann darüber nur reden, weil seine Vorfahren die Erzählungen
weitergegeben haben. Die Vergangenheit gehört zur Glaubensidentität dazu.
Im allgemeinen ist es so, daß wir nicht nur gegenwärtig leben, sondern auch sozusagen
vergangenheitlich und zukünftig. Unsere Gegenwart ist immer eingebettet in, bzw.
umgeben von Vergangenheit und Zukunft. Als gegenwärtiger Mensch kennst du Eltern
und Großeltern. Manche lernen auch noch die Urgroßeltern kennen, doch weiter zurück
hört es dann auf.
Wenn du mehr von deiner Familiengeschichte wissen willst, bist du auf Berichte und
Erzählungen von Eltern und Großeltern angewiesen. Leider aber ist es so, daß der
Mensch in jungen Jahren kein Interesse an den Geschichten der Alten hat. Erst später will
er mehr von der Vergangenheit erfahren – doch vielfach ist es dann zu spät. Die direkten
Augen- und Ohrenzeugen gibt es dann nicht mehr.
Was den Glauben betrifft, leben wir ihn in der Gegenwart. Gleichwohl hat er eine
Vergangenheit und nicht zuletzt ist er auf Zukunft ausgerichtet. Die Bibel ist ein
Geschichtsbuch, jedoch nicht allein eines, das Historie vermittelt, sondern ihre
Erzählungen wollen Glauben wecken, vermitteln und wachhalten. Die Bibel ist ein
Glaubensgeschichtsbuch.
Die Väter (und Mütter) erzählen ihren Kindern, welche Glaubenserfahrung sie gemacht
haben. Sie berichten davon, daß Gott keine Einbildung ist und in ihrem Leben gewirkt hat.
Solche Erzählungen werden das Kind prägen und neugierig auf den Glauben machen.
Die Glaubensvermittlung geschieht vielfach über das Ohr. Erzählen und hören, hören und
erzählen sind Wesensmerkmale des Glaubens. Ohne diese beiden Elemente gerät der
Glaube ins Stocken oder stirbt gleichsam aus.
Man stelle sich vor, ab sofort würden die biblischen Geschichten nicht mehr weitererzählt
und kein Glaube vermittelt werden (dazu gehört auch, daß Weihnachten nicht mehr
gefeiert wird, auch nicht Ostern und andere Feiertage) – die junge Generation und die
nächsten Generationen wüßten nichts mehr über die Glaubensvergangenheit. Wollen wir
das?
Den Glauben neu erfinden – das wird schwierig. Denn er braucht eine Basis, die
außerhalb unserer selbst liegt. Dieser Grund ist Gott. Er hat sich in der Vergangenheit den
Vätern zu erkennen gegeben, er wirkt in unserer Gegenwart und er bestimmt auch die
Zukunft.
Das wollen wir weitererzählen. Die Leute sollen das hören.
Pastor Alfred Sinn
Andacht am Sonntag, 10.Mai 2020
Wunder
Singet dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder. Psalm 98,1 (Wochenspruch)
„Wunder gibt es immer wieder; heute oder morgen können sie geschehn“ hat Katja
Ebstein vor 50 Jahren zum ersten Mal gesungen. Für sie erfüllte sich ein Wunder auf das
Lied bezogen, denn das Lied wurde sehr bekannt.
Ja, Wunder gibt es immer wieder. Zumindest wünschen sich Menschen solche. In einer
Notlage, bei Erwartungen, bei der Hoffnung, daß eine Situation sich ändert…
Ja, da wünscht man sich Wunder.
Aber gibt es die überhaupt? Wenn alles normal läuft, wenn der Mensch alles im Griff hat,
braucht er keine Wunder, wünscht sich keine Wunder. Sodann tut man sich mit Wundern
schwer, denn Wunder durchbrechen unsere Gewohnheit, sprengen das Weltbild und
passen nicht zu den Naturgesetzen. Sie übersteigen den Verstand und das Denken.
Wunder machen auch deutlich, daß wir nicht alles steuern können und im Griff haben.
Wunder erstaunen und überraschen, aber sie können auch ängstigen. Sie brechen in das
„normale“ Leben ein und nötigen zum Nachdenken. Das Irrationale möchte man rational
erklären. Das Problem ist, Wunder können naturwissenschaftlich nicht erklärt werden.
Wunder bergen ein Moment des Ungewöhnlichen in sich, eine andere Dimension bricht in
unsere bekannte Welt hinein. Insofern weitet das Wunder unsere Wahrnehmung und
unser Bewußtsein. Man bekommt ein Gespür für Dinge, die nicht Teil unserer irdischen
Welt sind.
Die Bibel berichtet an vielen Stellen von Wundern. Sie werden – zumal im Neuen
Testament – Zeichen genannt. Die Absicht ist, die Aufmerksamkeit auf die Macht Gottes
zu richten. Die Wunder, die Jesus vollbrachte, zeugen davon, daß die Gottesherrschaft
angebrochen ist. Staunen, Anbetung, Dankbarkeit, auch Umkehr des Sünders sind
Ergebnisse von Wundererfahrung.
Gott tut Wunder – das steht für den Glauben außer Frage. Gottes Wirken ist nicht
abhängig von den Naturgesetzen. Er waltet in der Natur, kann aber auch ihre Gesetze
durchbrechen.
Gott handelt auch auf ungewöhnliche Weise. Es übersteigt unsern Verstand und
Begreifen. Der Glaube anerkennt, daß Gott handelt. Das bezeugt auch der Psalmbeter,
wenn er zur Anbetung aufruft: „Singet dem Herrn ein neues Lied“.
Heute, am Sonntag Kantate (Singet) sollte eigentlich viel gesungen werden. Doch gerade
das soll im Gottesdienst im geschlossenen Raum nicht erfolgen. Weder alte noch neue
Lieder mit der Stimme gesungen werden.
Aber im Herzen und im Geist werden wir Gott zum Lobe singen und ihn anbeten: „denn er
tut Wunder“.
Pastor Alfred Sinn
Andacht am Samstag, 9.Mai 2020
Haushalterschaft
Nun fordert man nicht mehr von den Haushaltern, als daß sie für treu befunden
werden. 1. Korinther 4,2
Wir sind alle irgendwann, irgendwo, irgendwie Haushalter.
Ein Haushalter ist mit Aufgaben betraut, hat zu planen, zu organisieren – ein Haushalter
trägt Verantwortung, und das nicht nur für sich, sondern auch für andere.
Ein Schüler ist verantwortlich für seine Schulzeit, für die Hausaufgaben, fürs Lernen,
dafür, in der Schule gut voranzukommen. Der Lehrer trägt Verantwortung für die ganze
Klasse, zugleich wird er bestrebt sein, die Schüler in ihrer Individualität zu fördern. Vater
und Mutter übernehmen die Verantwortung für ihre Kinder. Ein Fußballtrainer ist bestrebt,
seine Mannschaft an die Spitze zu bringen. Ein Konzernchef ist verantwortlich für viele
Mitarbeiter und für die Qualität des Produkts, das die Firma herstellt. Ein Staatsmann
trägt die Verantwortung für ein ganzes Volk und auch dafür, welchen Ruf das Land in der
Welt hat.
Haushalterschaft hat mit Verantwortung zu tun. Sie bringt Freude und Erfüllung mit sich,
aber sie kann auch Last und Bürde sein.
Haushalterschaft gibt es auch auf der Glaubensebene. Der Apostel Paulus bezeichnet die
Christen als Haushalter über Gottes Geheimnisse. Damit ist nicht eine geheime Lehre
gemeint. Christen gehören nicht zu einem Geheimbund, sondern sollen und wollen die
Geheimnisse Gottes offenlegen. Die Welt soll davon erfahren. Als Haushalter über Gottes
Geheimnisse sind wir auch Diener Christi, wie der Apostel im selben Satz hervorhebt.
Haushalten durch dienen, die beiden gehören zusammen und ergänzen sich. Die
Geheimnisse, um die es hier geht, sind: Vergebung, Versöhnung, Erlösung, Heiligung,
Vollendung, Reich Gottes, ewiges Leben. Diese Dinge sind den Christen anvertraut.
Sowohl Gott als auch die Welt erwartet von uns, daß wir hierbei treu sind. Die Treue zeigt
sich darin, daß wir nicht verleugnen, daß wir zur Zeit und Unzeit dazu stehen und den
Glauben bekennen, daß wir Jesus als den Heiland bezeugen, wie etwa Petrus das getan
hat als er verhört wurde: „In keinem andern ist das Heil, auch ist kein andrer Name unter
dem Himmel den Menschen gegeben, durch den wir sollen selig werden.“ (Apg. 4,12)
Solche Haltung wird geradezu gefordert.
Pastor Alfred Sinn
Andacht am Freitag, 8.Mai 2020
Aufrichten
Nachdem Jesus seine ersten Jünger am See Genezareth berufen hatte, hielt er sich in
Kapernaum auf. In der Synagoge des Ortes hielt er eine Predigt und heilte einen
Menschen. Damit belegt er, daß er nicht nur für die Seele zuständig ist, sondern auch für
den Leib. Auch wenn die Menschen damals den Begriff „Psychosomatik“ nicht kannten,
haben sie die Auswirkung der Krankheit sowohl auf den Leib als auch auf die Seele
gespürt. Schmerzt der Leib, tut es auch der Seele weh; ist die Seele traurig, geht es auch
dem Leib nicht gut.
Nach dem Gottesdienst in der Synagoge geht Jesus mit seinen Jüngern in das Haus des
Petrus (Simon). Da wartet schon die nächste Aufgabe auf ihn. Es steht geschrieben:
Die Schwiegermutter Simons aber lag darnieder und hatte das Fieber; und alsbald
sagten sie Jesus von ihr. Und er trat zu ihr, ergriff sie bei der Hand und richtete sie auf;
und das Fieber verließ sie. Markus 1,30-31
So eine schnelle Heilung wünscht man sich, wenn man krank ist. Daß einer einfach meine
Hand ergreift – und weg ist das Problem. Ohne Medizin, ohne Therapie, ohne langwierige
Genesungszeit. Aber so geht das nicht. Jedenfalls ist das nicht die Norm.
Seit es die Menschheit gibt, kennt sie auch Krankheiten. Zumindest seit der Austreibung
aus dem Paradies.
Eine Krankheit deutet darauf, daß im Menschen etwas aus dem Lot geraten ist. Eine
innere oder äußere Ordnung (oder beides) ist durcheinandergeraten. Die gewöhnlichen
Abläufe sind gestört, der Haushalt aus dem Gleichgewicht geraten. Über Medizin und
Behandlung soll das alles wiederhergestellt werden. Der Körper und die Seele erhalten
Unterstützung.
Zur Zeit ist die ganze Welt aus dem Lot geraten. Das Gleichgewicht ist verloren, der
globale Haushalt gestört. Weltweit wird nach einer Lösung gesucht. Wer hat rettende
Ideen oder könnte mit einer einzigen Tat das Problem beheben?
Ach käme doch Jesus und ergriffe die Hand und richtete die Welt auf! Alle würden ihm
danken. Aber würden auch alle ihm folgen? Wohl nicht.
Mit unserem christlichen Glauben gehen wir davon aus, daß Jesus heute wie damals die
Macht hat, so zu verfahren wie damals in Kapernaum und anderswo. Er ist der gleiche
Herr und Heiland, der eingreifen kann. Punktuell tut er das hier und dort.
Doch da es ihm nicht allein um temporäre körperliche Wiederherstellung geht, sondern
um Erlösung von den Sünden und Rettung vom ewigen Tod, heilt er nicht flächendeckend
alle Welt. Das hat er im übrigen damals auch nicht getan. Dennoch würden wir uns
freuen, wenn er in der aktuellen Lage mächtig eingreifen würde.
Und selbst wenn er das nicht sichtbar tut, wollen wir an ihm als Heiland und Erlöser
festhalten.
Es kommt der Tag, da wird es keine Krankheiten mehr geben. Kein Virus wird
uns dann mehr schrecken.
Darum: Maranatha! Komm, Herr Jesus!
Pastor Alfred Sinn
Andacht am Donnerstag, 7.Mai 2020
I bleib dir treu
Im Volkslied „Muß i denn“ begibt sich der Mann auf Wanderschaft. Er muß seinen
Heimatort verlassen und – was noch mehr Abschiedsschmerz bereitet – seine Liebste. Sie
ist untröstlich und weint, denn sie weiß, daß draußen Gefahren und Versuchungen lauern.
Kann ein Mann treu sein?
Er verspricht wiederzukommen und bei ihr einzukehren. Er versucht, ihre Bedenken zu
zerstreuen: „Sind au drauß der Mädele viel, lieber Schatz i bleib dir treu“. Im kommenden
Jahr bin ich wieder da und dann wird Hochzeit gefeiert, sofern ich noch dein Schätzele
bin. Also auch das Mädchen ist in der Gefahr, treulos zu werden. Kann eine Frau treu
sein?
In vielen Volksliedern und Schlagern wird ewige Treue versprochen. Da ist eine tiefe
Sehnsucht nach Verläßlichkeit und tragender Beziehung. Solche zu haben, verleiht Halt
und Festigkeit. Umgekehrt wirkt sich Untreue zerstörerisch aus.
Die Erfahrung im Leben ist, daß Menschen untreu, unzuverlässig, zerstreut,
selbstverliebt, machthungrig, usw. sind. Das sind aber nicht nur die anderen, sondern
man selbst auch. Das ist freilich schwerer zuzugestehen als die Defizite bei den anderen
zu sehen.
Wie steht es um die Treue oder Untreue im Glauben?
Die Bibel stellt fest, daß Menschen auch diesbezüglich untreu sind. Man findet keine
Gestalt in der Bibel, weder im Alten noch im Neuen Testament, die absolut treu ist. Die
großen Glaubenspersonen haben alle ihre dunklen Stellen: Noah, Abraham, Jakob, Mose,
Saul, David, Petrus …
Negative Erfahrungen, die man mit Menschen macht, werden bisweilen auf Gott
übertragen. Zweifel und Anfechtung sind ein Hinterfragen der Treue Gottes. Kann ich
mich auf Gott verlassen? Trägt und hält diese Beziehung?
Mit der Tageslosung wird uns gesagt:
Sind wir untreu, so bleibt er treu; denn er kann sich selbst nicht verleugnen. 2.
Timotheus 2,13
Unsere Untreue hebt seine Treue nicht auf. Gerade an den großen Glaubensgestalten der
Bibel, die ihrerseits zeitweise Gott gegenüber untreu wurden, wird aufgezeigt, daß Gott
treu geblieben ist. Er hat nicht nur den Einzelnen im Blick, sondern das Ganze. Die
Untreue des Menschen kann seinen Plan nicht verhindern. Er kann sich selbst nicht
verleugnen. Das heißt, er hat einen Entschluß gefaßt, zu dem steht er. Wenn er den
Menschen nach seinem Ebenbild geschaffen hat, will er, daß dieses Bild auch erhalten
bleibt. Durch den Sündenfall getrübt, aber nicht für immer verloren. Das Bild soll
wiederhergestellt werden. Und dafür ist Jesus Christus in diese Welt gekommen. So
belegt Gott, daß er treu bleibt und sich selbst nicht verleugnet. Das wiederum ist die
Grundlage dafür, daß er uns nicht verleugnet.
In Christus sagt er: I bleib dir treu.
Pastor Alfred Sinn
Andacht am Mittwoch, 6.Mai 2020
Neuer Frühling
Herrlich, diese Frühlingstage. Nach dem Regen ist das Gras saftig grün geworden,
Obstbäume und Sträucher blühen, die Vögel bauen Nester, die Luft ist klar, die Sonne
scheint – viel Licht und natürliche Lebensfreude.
Auf der anderen Seite: Enge, Angst, sorgenvolle Gedanken, Streß, Spannungen,
Existenzsorgen.
Die beiden Seiten wollen nicht so recht zueinander passen. Es sind Gegensätze, die zur
Zeit unser Leben bestimmen. Aber, ist das Leben nicht auch sonst geprägt von einer
solchen Mischung? Durchaus. Doch in diesen Wochen besonders extrem und
flächendeckend. Gleichsam eine kollektive Erfahrung, die manche Menschen näher
zueinander bringt, andere eher spaltet.
In der heutigen Tageslosung geht es auch um Gegensätze.
Ich will die Finsternis vor ihnen her zum Licht machen und das Höckerige zur Ebene.
Jesaja 42,16
Gott kündigt die Befreiung seines Volkes an. Es ist die Zeit der Deportation nach
Babylonien. Diese Zeit soll nun zum Abschluß kommen. Gott greift ein. Wenn er das tut,
dann ändert sich allemal die Lage. Hier geschildert in den Gegensätzen Finsternis – Licht,
Höckerige – Ebene.
Das Ende der Knechtschaft ist schon mal die große Änderung. Doch noch ist das Volk
nicht wieder zu Hause. Auf dem Weg dahin gibt es Hindernisse, Stolperfallen, holpriges
Gelände. Werden alle den Durchgang schaffen? Ja, mit Gottes Hilfe.
Gott verbürgt sich, daß er selbst Hindernisse beiseite schaffen will. Er geht gleichsam
voran und leuchtet den Weg aus. Bei einer früheren Befreiung - die Knechtschaft in
Ägypten - hat Gott sichtbare Zeichen seiner Führung gesetzt: bei Tag eine Wolkensäule,
bei Nacht eine Feuersäule.
Hier nun ist es die Zusage seines Wortes. Die Zeichen werden noch folgen: Finsternis zu
Licht, Höckeriges zu Ebene. Er fügt hinzu: „Das alles will ich tun und nicht davon lassen“.
Es mögen Angehörige des Volkes Zweifel gehabt haben, aber die Geschichte belegt, daß
Gott Wort gehalten hat.
Wir sehnen uns danach, daß Gott auch heute so wirkt. Es ist manches krumm und schief
– im persönlichen wie im gesellschaftlichen Leben – , es gibt Stolperfallen und das
Gelände ist holprig. Nicht jeder Höcker ist einzuebnen, manche Klippe muß umschifft
werden, es gibt Schlaglöcher und Untiefen. Göttliche Hilfe ist vonnöten. Von Seiten des
Menschen Glaube an Gott und sein rettendes Walten.
Der Glaube geht sowieso immer davon aus, daß Gott am Werk ist. Was krumm und schief
ist, wird er zurechtrücken und seinen Plan zum Ziel führen.
Das bringt auch ein Gesangbuchlied aus dem 19. Jahrh. zum Ausdruck. Es sind
mutmachende Worte, die das Vertrauen in das Walten Gottes stärken wollen:
Harre, meine Seele, harre des Herrn;
alles ihm befehle, hilft er doch so gern!
Sei unverzagt, bald der Morgen tagt,
und ein neuer Frühling folgt dem Winter nach.
In allen Stürmen, in aller Not
wird er dich beschirmen, der treue Gott.
Harre, meine Seele, harre des Herrn;
Alles ihm befehle, hilft er doch so gern!
Wenn alles bricht, Gott verläßt uns nicht;
größer als der Helfer ist die Not ja nicht.
Ewige Treue, Retter in Not,
rett auch unsre Seele, du treuer Gott!
Pastor Alfred Sinn
Andacht am Dienstag, 5.Mai 2020
Was steht in den Sternen?
Gott breitet den Himmel aus und geht auf den Wogen des Meers. Er macht den
Großen Wagen am Himmel und den Orion und das Siebengestirn und die Sterne des
Südens. Hiob 9,8-9
Hier erfahren wir, daß Hiob – und mit ihm die Menschen der Urzeit – Ahnung und Wissen
vom Geschehen am Sternenhimmel hatten. Die Bibel erwähnt an dieser Stelle mehrere
Sternbilder. Sie sind heute und waren damals Gegenstand von Beobachtung und
Orientierung.
Ohne technische Hilfsmittel, wie sie uns zur Verfügung stehen, sind die Alten durch Raum
und Zeit gegangen und konnten sich anhand von Beobachtungen in der Natur und am
Himmel orientieren. Bot im Norden etwa der Große Wagen Orientierung, so waren es im
Süden die Sterne des Südens.
Wir können heute nur staunen, mit welcher Präzision Seefahrer sowohl auf der
Nordhalbkugel und noch mehr auf der Südhalbkugel navigieren konnten. Sie hatten keine
Satellitentechnik, keinen Kompaß, keinen Sextanten als Hilfsmittel zur Verfügung, aber sie
konnten gut beobachten: den Sternenhimmel, Wind und Wellenströmung und die
richtigen Schlüsse daraus ziehen.
Herrscher haben Astronomen an ihrem Hof beschäftigt, die zugleich Astrologen waren.
Sie stellten Berechnungen an und gaben Prognosen ab. Im modernen Gewand gibt es das
noch heute. Wissenschaftler und sogenannte Wirtschaftsweisen beraten die
Regierenden. Nicht nur früher, sondern auch heute kann es sich katastrophal auswirken,
wenn diese falsch beraten. Der französische König Ludwig XVI. etwa klagte im 18. Jahrh.
darüber, daß er durch seine Astronomen mehr Land verloren hätte, als durch seine
Armeen.
Die Beschäftigung mit dem Sternenhimmel ist bis heute aktuell. Dabei beschäftigt sich
die Masse weniger mit Astronomie als mit Astrologie, und zwar in Gestalt der Horoskope.
Nicht wenige im Volk gehen davon aus, daß die Sterne das (eigene) Leben beeinflussen.
Von Hiob lernen wir, nicht die Sterne zum Maßstab unseres Handelns zu machen,
sondern die Macht dahinter zu sehen, die das alles geschaffen hat. Folgerichtig betont
Hiob, daß Gott derjenige ist, der den Himmel ausgebreitet hat. Am Sternenhimmel ist eine
göttliche Ordnung abzulesen. Wie auf einer Tafel, einer Leinwand, einem Bildschirm
kannst du am Himmel lesen und deuten. Wie geologische Schichten der Erde eine
Information aus der Vergangenheit bieten, so auch der Sternenhimmel.
Was die Zukunft uns bringt, steht allerdings nicht in den Sternen. Unsere Zukunft liegt bei
Gott. Darüber informiert er uns in seinem Wort. Diesbezüglich ist es wichtig, darin zu
lesen und daraus Orientierung zu nehmen.
Pastor Alfred Sinn
Andacht am Montag, 4.Mai 2020
Leerer Raum
Der Knecht im Gleichnis sprach: Herr, es ist geschehen, was du befohlen hast; es ist
aber noch Raum da. Und der Herr sprach zu dem Knecht: Geh hinaus auf die Landstraßen
und an die Zäune und nötige sie hereinzukommen, daß mein Haus voll werde.
Lukas 14,22-23
Zur Zeit gibt es viel Raum im öffentlichen Raum. Auf den Straßen, in den Läden, in den
Schulen, in den Kindergärten, in den Kirchen, in den Gaststätten … viel leerer Raum. Er
schreit geradezu nach Füllung.
Im Gegensatz dazu drängen sich die Menschen zu Hause in ihren Räumen, treten sich
womöglich nicht nur auf die Füße, sondern gehen sich auch auf die Nerven. Es fehlt der
Ausgleich. Welch ein Kontrast!
In dem Gleichnis vom großen Abendmahl geht es auch um einen Kontrast. Ein Mensch
richtet ein Abendessen aus. Dazu lädt er Gäste ein. Er will seinen Saal füllen, genug Raum
ist da. Er schickt Diener aus, den Gästen zu sagen: Es ist soweit, die Feier kann beginnen.
Die Geladenen lehnen ab, sie haben Wichtigeres vor. Daraufhin werden die
Benachteiligten der Gesellschaft eingeladen. Der Raum wird immer voller. Doch der Saal
ist noch nicht gefüllt, da ist noch mehr Platz. Nochmal werden die Diener losgeschickt,
nun sollen sie weitere Menschen geradezu nötigen, das Haus des Gastgebers zu füllen.
Dann endlich steigt die Party. Am Ende wird noch ein Urteil über die Erstgeladenen
abgegeben. Sie haben ihre Chance nicht genutzt, haben ihren Anteil verspielt.
Es geht in diesem Gleichnis um das Reich Gottes. Wir alle sind geladen, diesen Raum zu
füllen. Platz genug ist da. Aber, o weh, so mancher lehnt ab. Gott lädt weiter und weitere
ein. Er wird seinen Saal schon voll bekommen.
Unsere Kirchen sind gleichsam ein Abbild für diesen Raum. Doch auch hier ist
festzustellen: viele lehnen ab, sie haben Sonntag für Sonntag Wichtigeres zu tun. Der
Saal ist kaum gefüllt, der Raum bleibt ziemlich leer.
Die Einladung wird ausgeweitet. Doch auch jene von den Straßen und Zäunen kommen
nicht ohne weiteres, und nötigen lassen sie sich schon gar nicht. Wie bloß setzen wir den
Auftrag um „daß mein Haus voll werde“?
Evangelisation, Mission sind Ausdruck für die Einladung. Das kann klassisch geschehen,
aber auch in individuellen Gesprächen, bei Gruppentreffen und weltlichen
Veranstaltungen, in der Familie, im Verein, auf den Landstraßen, an den Zäunen.
Ausgang und Auslöser ist der Auftrag des Auftraggebers. Da es um den Himmel geht, ist
Gott der Auftraggeber. Seine Absicht ist, daß sein Haus voll werde.
Für jeden von uns ist dort ein Platz vorgesehen.
Den Platz einzunehmen, ist nötig, weil heilsnotwendig.
Laß deinen Platz nicht leer bleiben!
Pastor Alfred Sinn
Andacht am Sonntag, 3.Mai 2020
Aus alt wird neu
Wir leben in einem Wegwerfzeitalter, unsere Generation ist eine Wegwerfgesellschaft.
Alle paar Monate ist Sperrmüll. Alte Sachen oder solche, von denen man überzeugt ist,
daß man sie nicht mehr braucht, werden auf die Straße gestellt. Weniges wird von
anderen aufgesammelt, das meiste wird vernichtet.
Uroma und Uropa haben nicht viel weggeworfen. Kleider wurden getragen beinahe bis die
Fasern sich auflösten. Haushaltsgegenstände wurden vererbt. Die Dinge wurden
repariert. Lebensmittel waren erst recht kein Abfall.
Die Alten hatten eine andere Wertschätzung für das, was sie besaßen.
Unsere Zeit dagegen hat das Problem der Entsorgung. Nicht nur Plastik türmt sich zu
Bergen, sondern auch sonstiger Abfall verstopft den Kreislauf. Müll wird über die ganze
Erde transportiert und verteilt (ob auch in der Corona-Zeit?). Wohl jenen Ländern, die ein
geregeltes Recyclingsystem oder gute Verbrennungsanlagen haben.
Mittlerweile gibt es einen Gegentrend. Statt Müllverbrennung setzt man auf
Müllverwertung. Upcycling ist das Stichwort. Man ist bestrebt, alte Sache aufzuwerten.
Vermeintlicher Abfall wird als Ressource gesehen. Daraus ist eine Bewegung geworden,
die sich DIY (Do it yourself) nennt. Hier wird vermittelt, daß nicht alles weggeworfen
werden muß, daß manche Sachen auf andere Weise noch gebraucht werden können.
Aus alt mach neu. Das geht, wenn auch nicht immer und bei allem.
Selbst auf der Glaubensebene ist es möglich, daß aus alt neu wird.
Der Wochenspruch geht auch darauf ein:
Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe,
Neues ist geworden. 2.Korinther 5,17
Von Geburt her gehört jeder Mensch zur alten Welt – im Sinne von vergänglich, nicht
bleibend, todgeweiht. Das ist das Los allen Wesens. Sobald der Mensch geboren wird, ist
er alt genug zu sterben. Es gibt kein Entrinnen. Der Prozeß des Vergehens ist nicht
aufzuhalten. Alles ist diesem „Alten“ unterworfen.
Dem aber steht seit Christus das „Neue“ gegenüber. Mit Christus ist das Leben in diese
Welt gekommen, das bleibt. Christus hat das unvergängliche Wesen ans Licht gebracht
(2.Tim.1,10). Das Alte ist vergangen, Neues ist geworden. Das Alte wird verwandelt,
Neues entsteht. Aus alt wird neu.
Das, was durch Christus erfolgt, ist kein recycling (Rücklauf), auch kein menschliches
upcycling (Aufwertung), sondern Neuschöpfung. Wer in Christus ist, erfährt eine
Neugeburt. Universal ist die Erneuerung geschehen, doch der Einzelne hat daran nur „in
Christus“ teil. Der alte Mensch bleibt weiterhin vergänglich, doch mit Christus ist etwas in
ihn eingepflanzt, das der Tod nicht vernichten kann. Daher: nicht todgeweiht, sondern
zum Leben bestimmt.
In der Taufe wurde der Same des Neuen gelegt, jedoch im Glauben wird die Saat gehegt
und gepflegt – und zwar nicht nur individuell, sondern auch gemeinschaftlich.
Das Neue, das Christus in dir angefangen hat, wird ER auch vollenden. Darum solltest du
diese Beziehung nicht wegwerfen.
Nicht DIY (Do it yourself), sondern CDI (Christ did it).
Pastor Alfred Sinn
Andacht am Samstag, 2.Mai 2020
Herrschaftswechsel
In der Geschichte ist es immer wieder vorgekommen, daß Menschen und Gesellschaften
einen Herrschaftswechsel durchmachen und erdulden mußten.
Am Abend in der Monarchie zu Bett gehen und am Morgen in der Republik aufwachen. So
geschehen in Deutschland 1918.
Schlimmer war es 1933. Die Republik war noch nicht gefestigt genug, plötzlich fanden die
Menschen sich in einer Diktatur vor. Das böse Erwachen kam erst später.
Die Menschen in Mitteldeutschland wanderten von einem repressiven System ins andere.
Jene in Ostdeutschland waren ihrer gesamten Existenz beraubt.
1989 erfolgte der Wechsel aus dem Sozialismus in die Demokratie.
Bei einem Herrschaftswechsel ändert sich nicht nur die Herrschaft, sondern es ändern
sich auch die „Beherrschten“. Die Koordinaten werden neu gezogen und andere
Schwerpunkte gesetzt. Es gilt, sich mit der neuen Situation zu arrangieren. So etwas geht
mit Brüchen einher und verlangt Neuorientierung.
Seit März 2020 leben wir in einer Zeit des Umbruchs. Dabei ist noch nicht ganz klar,
welcher Art der Herrschaftswechsel ist und sein wird. In welche Richtung werden wir uns
bewegen? Auf jeden Fall wurden Schwerpunkte neu gesetzt, das Koordinatensystem neu
ausgerichtet. Die ganze Welt befindet sich gleichsam in Geburtswehen.
Einen radikalen Herrschaftswechsel hat die Weltenzeit vor 2000 Jahren erfahren. Dieser
war sowohl global als auch universal. Er zielt auf alle Gesellschaften und auch auf jedes
Individuum. Gemeint ist das Kommen Jesu Christi in diese Welt. Seine Geburt, sein Tod,
seine Auferstehung sind die Koordinatenpunkte, die die Wende markieren. Es ist zu einem
grundsätzlichen Wechsel gekommen, der aber gleichwohl für die Welt und die Individuen
noch nicht zum Abschluß gekommen ist. Deshalb auch beten wir etwa im Vaterunser
„Dein Reich komme“.
Mit dem Wort für den heutigen Tag geht der Apostel auf den Herrschaftswechsel ein:
Wir danken Gott, dem Vater unseres Herrn Jesus Christus. Er hat uns errettet aus
der Macht der Finsternis und hat uns versetzt in das Reich seines geliebten Sohnes.
Kolosser 1,3.13
Über dieser Welt hat sich die Macht der Finsternis ausgebreitet. Mit Finsternis ist nicht
Dunkelheit gemeint, sondern Gottesferne und die Herrschaft des Bösen. Der Kampf ist
ein geistiger und geistlicher. Der Mensch kann ihn mit eigener Kraft nicht gewinnen.
Die Botschaft der Bibel ist: Jesus hat den Kampf entschieden. Der Sieg ist errungen, die
Mächte der Finsternis sind bezwungen. Die Würfel sind gefallen. Es ist entschieden.
Doch das wiederum verlangt eine bewußte Entscheidung des Individuums wie auch von
Gesellschaften. Denn die Angelegenheit ist noch nicht zum Abschluß gekommen. Der
Böse führt gleichsam Nachhutgefechte.
Der grundsätzliche Herrschaftswechsel ist erfolgt. Das gilt es zur Kenntnis zu nehmen
und darauf aufzubauen, sein Leben auf die geänderte Lage einzustellen.
Mit dem Bekenntnis zu Jesus stimme ich zu, daß Rettung aus der Macht der Finsternis
erfolgt ist und ich die Versetzung in sein Reich angenommen habe.
Dank sei Gott, dem Vater unseres Herrn Jesus Christus, für seine Herrschaft und die
Versetzung.
Pastor Alfred Sinn
Andacht am Freitag, 1.Mai 2020
Zu kurz?
Ist denn die Hand des HERRN zu kurz? 4.Mose 11,23
(Tageslosung)
Das will bedeuten: Ist Gott machtlos? Kann Gott nichts ausrichten? Findet selbst Gott
keine Lösung?
Der Hintergrund der Frage ist der: Das Volk Israel war aus Ägypten ausgezogen. Aus der
Sklaverei in die Freiheit. Am Berg Sinai angekommen, verweilte das Volk dort. Nicht nur
die 10 Gebote, sondern viele andere Satzungen haben sie dort empfangen. Nun war es an
der Zeit, weiterzuziehen.
Und schon wieder wird Mose mit dem Murren des Volkes konfrontiert. Es ist nicht das
erste Mal. Das Volk verlangt nach Fleisch. Die Zeit in Ägypten wird verklärt. Die Freiheit
ist schwer zu ertragen. Mose wird es zuviel, er möchte am liebsten sein Amt aufgeben,
noch mehr: lieber nicht mehr sein.
Gott stellt Mose 70 Älteste zur Seite, die werden ihn unterstützen. Mose soll dem Volk
mitteilen, daß Gott ihnen Fleisch zu essen gibt, bis es ihnen zum Halse raushängt. Mose
ist noch skeptisch: Wie soll das möglich sein? Gott fragt zurück: Ist denn die Hand des
Herrn zu kurz?
Das Wunder geschieht, eine riesige Schar Wachteln kommt über das Meer geflogen und
landet um das Lager der Israeliten. Nun können alle von Fleisch satt werden.
Gott hat (wieder mal) bewiesen, daß er nicht machtlos ist. Von ihm kommt die Lösung des
Problems. Die Hand des Herrn ist nicht zu kurz.
Ist dieser Ansatz auf Schwierigkeiten in anderen Zeiten auch anwendbar? Etwa in unserer
Zeit, auf das Problem bezogen, das aktuell die ganze Welt hat: die Virus-Krise und die
Folgen, die sich daraus ergeben. Ist denn die Hand des Herrn zu kurz? Wo sind die
Wachteln, die diese Problematik lösen? Oder die 70 Ältesten, die mit Weisheit und
Verstand tragenden Rat geben? Die Verwirrung ist groß, die Ängste noch größer. Und was
wird sein, wenn wir aufbrechen aus dem sicheren Lager in eine ungewisse Zukunft mit
Strukturen, die ganz andere sind?
Ähnliche Fragen stellen sich Menschen in ihrer je persönlichen Situation bei den
Schwierigkeiten, die ihnen das Leben bereitet. So mancher schreit zu Gott und beklagt,
daß er keine Lebensperspektive sieht, keine Hilfe bekommt. Ist denn die Hand des Herrn
zu kurz?
Aus tiefster Überzeugung behaupte ich, daß die Hand des Herrn nicht zu kurz ist. Weder
bezogen auf die individuelle Situation noch auf jene, in der sich ein Volk, eine
Gesellschaft, die ganze Welt befindet.
„Gott sitzt im Regimente“ dichtete Paul Gerhardt (EG 361).
„Es wird regiert“ hat der Theologe Karl Barth 1968 kurz vor seinem Tod in einem
Telefonat bekundet und auch an Paul Gerhardt’s Aussage gedacht: „Ja die Welt ist
dunkel. Nur ja die Ohren nicht hängen lassen! Nie! Denn es wird regiert, nicht nur in
Moskau oder in Washington oder in Peking, sondern es wird regiert, und zwar hier auf
Erden, aber ganz von oben, vom Himmel her! Gott sitzt im Regimente! Darum fürchte ich
mich nicht. Bleiben wir doch zuversichtlich auch in den dunkelsten Augenblicken! Lassen
wir die Hoffnung nicht sinken, die Hoffnung für alle Menschen, für die ganze Völkerwelt!
Gott läßt uns nicht fallen, keinen einzigen von uns und uns alle miteinander nicht! – Es
wird regiert!“.
Besser kann man’s nicht sagen.
Die Hand des Herrn ist nie und nimmer zu kurz.
Darum, mit Paul Gerhardt:
Ihn, ihn laß tun und walten, er ist ein weiser Fürst
und wird sich so verhalten, daß du dich wundern wirst,
wenn er, wie ihm gebühret, mit wunderbarem Rat
das Werk hinausgeführet, das dich bekümmert hat.
Pastor Alfred Sinn
Andacht am Donnerstag, 30.April 2020
Dennoch
Gott ist dennoch Israels Trost für alle, die reinen Herzens sind. Psalm 73,1
(Tageslosung)
Der Psalmbeter macht sich Gedanken über die Ungerechtigkeit in der Welt. Wie geht’s an,
daß es den Gottlosen gut geht und der Fromme Leid zu tragen hat? „Das Unrecht geht
im Schwange, wer stark ist, der gewinnt. Wir rufen: Herr, wie lange? Hilf uns, die friedlos
sind.“ (EG 430).
Mehr oder weniger intensiv könnte jede Zeitgeschichte diese
Aussage für sich in Anspruch nehmen.
Die Fragen des Psalmbeters gehen aber tiefer. Er ärgert sich nicht allein über die
Ungerechtigkeit, sondern die Wahrnehmung der Lage ist ihm eine Anfechtung des
Glaubens. Einfach ausgedrückt: Wie kann Gott das zulassen? Warum greift er nicht ein?
Seit Menschengedenken sind solche Fragen nicht verstummt. Der Glaube an Gott ist
mehrfach angefochten. Die Existenz und Macht Gottes wird angezweifelt und zusätzlich
soll dieser Glaube den Ungläubigen gegenüber verteidigt werden. Sehr viel bessere
Argumente hätte man, wenn wir auf direktes Eingreifen Gottes verweisen könnten.
Hier aber kommt es auf das „Dennoch“ des Glaubens an. Und genau damit
beginnt der Beter. Bevor er klagt und sich auch bei Gott beklagt, spricht er ein
Bekenntnis. Gott ist dennoch Trost. Für ihn einordbar nur im Rahmen des Glaubensvolkes.
Als Individuum ist er eingebettet in eine Gemeinschaft. Gott ist dennoch Israels Trost für
alle, die reinen Herzens sind. Und dann gibt er zu, daß auch er nicht reinen Herzens ist,
denn er ärgert sich über die Ruhmredigen und die Gottlosen.
Auch wenn er über jene grollt und im Herzen unruhig ist, will er am "Dennoch"
des
Glaubens festhalten: „Dennoch bleibe ich stets an dir; denn du hältst mich bei meiner
rechten Hand, du leitest mich nach deinem Rat und nimmst mich am Ende mit Ehren an“.
Das kennzeichnet den Glauben, daß er trotz aller Anfechtung und Zweifel nicht aufgibt,
daß er am Adressaten seiner Klage, seines Schreis, seiner Hoffnung festhält. „Das ist
meine Freude, daß ich mich zu Gott halte und meine Zuversicht setze auf Gott, den
Herrn“. „Von Gott will ich nicht lassen, denn er läßt nicht von mir“ (EG 365).
Daß er von Gott nicht läßt, bringt er unter anderem damit zum Ausdruck, daß er zum
Heiligtum geht. Im Heiligen Zelt, im Tempel erfährt er die Gegenwart Gottes. Hier erfährt
er sie anders und tiefer als etwa in der Natur oder im Geschichtswirken. Mit seinem
Ringen und Nachdenken geht er ins Heiligtum und auf einmal begreift er auch, daß es
noch zu einer Auflösung kommt. Er gibt zu, daß ihm die Wege Gottes zu schwer sind,
„bis ich ging in das Heiligtum Gottes und merkte auf ihr Ende“. Er lernt die
Gegenwart vom Ziel her zu sehen. Den Ruhmredigen und Gottlosen geht es gut, sie
brüsten sich mit ihrer Einstellung, sie dünken sich unbeobachtet, aber das dicke Ende
kommt noch. Es gibt eine letzte Abrechnung. Sie gehen unter und nehmen ein Ende mit
Schrecken.
Damit das Ende kein schreckliches ist, sollte Gott aus dem Denken und Handeln nicht
ausgeklammert werden.
Das „Dennoch“ des Glaubens hat Verheißung.
„Wir sollen selig werden und bleibn in Ewigkeit“ (EG 365).
Pastor Alfred Sinn
Andacht am Mittwoch, 29.April 2020
Anpacken
Alles, was dir vor die Hände kommt, es zu tun mit deiner Kraft, das tu. Prediger
9,10 (Tageslosung)
Das alttestamentliche Buch „Prediger“ (Kohelet) beschäftigt sich mit der Eitelkeit des
Lebens. „Alles ist eitel“ – so die kurze Zusammenfassung des Inhalts. Man lebe so oder
anders – alles ist vergeblich. Die Generationen, die vor einem gelebt haben, gibt es nicht
mehr, und man selber wird irgendwann auch nicht mehr sein. Alles vergeblich, alles
umsonst, denn alle landen im Nichts. Der Tod rafft alle dahin. Dieses große, leere
Unbekannte verschluckt alle und alles. Diese fatalistische (schicksalsergebene) Haltung
kann regelrecht depressiv machen.
Man spürt dem Schreiber das Ringen nach dem Sinn des Lebens ab. Was soll die ganze
Mühe des Lebens, wenn hinterher eh alles vergeht? Selbst die Freuden des Lebens
können auf dem Hintergrund gar nicht richtig genossen werden. Schon kleine Kinder
stellen die Frage: Warum wird man geboren? Nur um zu sterben?
Doch der Prediger will gar nicht im Fatalismus stecken bleiben. Immer wieder finden sich
bei ihm mutmachende Sätze, wie etwa die Tageslosung: Alles, was dir vor die Hände
kommt, es zu tun mit deiner Kraft, das tu.
Oder in den Versen davor ermuntert er zum Genuß des Lebens: So geh hin und iß dein
Brot mit Freuden, trink deinen Wein mit gutem Mut (Feste feiern); Laß deine Kleider
immer weiß sein und laß deinem Haupte Salbe nicht mangeln (Schmuck, Körperpflege,
Sport); Genieße das Leben mit deiner Frau, die du lieb hast (sexuelle Erfüllung in der
Ehe).
Es gibt also vieles, was das Leben erfüllt und positiv beeinflußt. Dazu gehört auch, daß
Aufgaben angepackt und erledigt werden. Schule, Arbeit, Beruf sind Abschnitte im Leben,
die es wesentlich prägen und beeinflussen, die der Existenz Lebensqualität geben. Zur
Zeit ruhen diese Phasen, bzw. sind stark eingeschränkt. Für das Wohlbefinden und die
Gesundheit aber sind sie unerläßlich.
Alles, was dir vor die Hände kommt – es gibt genug zu tun. Packen wir’s an! Was die
eigenen Möglichkeiten betrifft, soll das getan werden, was die eigene Kraft hergibt.
Jedoch – und damit sind wir wieder bei der Gesamtheit des biblischen Buches – es liegt
nicht alles in unserer Macht.
„Ein jegliches hat seine Zeit“, auch das sagt der Prediger. Jede Lebensphase hat ihre
Zeit, jede Lebensphase bietet Chancen, anzupacken. Man kann sie vertun oder nutzen.
Zu manchen Dingen hat man die Kraft, zu anderen nicht.
Was definitiv nicht in unserer Macht liegt, ist die Sache mit dem Tod und die Zeit danach.
Jedoch erinnert der Prediger daran, daß Gott die Ewigkeit in das Herz des Menschen
gelegt hat (Kap. 3). Der Mensch hat eine Ahnung von dieser anderen Wirklichkeit. Auch
sie kommt gleichsam vor die Hände und will „getan“ werden. Die eigene Kraft bei dieser
Sache ist die bewußte Entscheidung dafür.
Pack’s an!
Pastor Alfred Sinn
Andacht am Dienstag, 28.April 2020
Das Ziel erreichen
Lauft so, daß ihr den Siegespreis erlangt. 1.Korinther 9,24
Dies ist die Sportseite in den Briefen des Apostels. Um auf das Eigentliche des
Evangeliums zu kommen, bemüht er die Sportwelt der Antike. Schon damals waren
Menschen dem Sport angetan, aktiv wie passiv. Massen ließen sich als Zuschauer
begeistern und fieberten mit den Athleten mit. Viele Sportler nahmen an den
Wettkämpfen teil, doch nicht alle konnten siegen und bekamen einen Preis.
Der Siegespreis ist die Motivation für das Laufen. Er steht auf jeden Fall bereit und wird
auch ausgehändigt werden. Doch wer wird der Sieger sein? Das wird sich erst am Ende
herausstellen.
In der Phase, die wir zur Zeit im gesellschaftlichen Leben durchmachen, wird nicht nur
die Wirtschaft abgewürgt, sondern es ruht auch die Kultur, Religionsausübung wird noch
mehr ins Private verlagert, und auch sportliche Veranstaltungen dürfen nicht stattfinden.
Viele Menschen lechzen danach, wieder Sportereignisse zu erleben. Überhaupt das
Leben in seinen vielen Facetten zu spüren. Die Krisenbewältigung ist zumindest eine
halbe Katastrophe. Es wird keine bis kaum Sieger geben.
Das Volk ist aber noch im Rennen. Und es wird sich wieder berappeln.
Der Glaube ist auch noch da und bleibt in der Laufbahn.
Auf den Glauben bezogen ist es nicht so, daß es nur einen Sieger geben kann. Wer
hierbei in der Laufbahn bleibt, wird gewiß den Preis erhalten. Das verheißt das Wort
Gottes.
Der Siegeskranz, die Corona des Lebens ist gestiftet. Der Stifter ist Gott.
In der
Auferstehung Jesu hat er besiegelt, daß der Preis ausgehändigt wird.
Wer in der Laufbahn bleibt, wird das Ziel erreichen.
Pastor Alfred Sinn
Andacht am Montag, 27.April 2020
Verstecken
Kinder spielen gerne Verstecken. Einer sucht, während sich die anderen versteckt haben.
Die Suche macht Spaß, der Versteckte ist gespannt, ob er entdeckt wird.
Aus der Tierwelt ist dieses Verhalten nicht bekannt. Wenn Tiere sich verstecken, dann
nicht um gefunden zu werden, sondern um vor Feinden verborgen zu bleiben. Das
Eichhörnchen versteckt zudem Futter und legt damit einen winterlichen Vorrat an. Daß es
nicht alles Versteckte wieder findet, macht es dem Menschen sympathisch, denn das
kennt er auch.
Das Verstecken hat im menschlichen Verhalten viele Facetten. Neben dem spielerischen
Aspekt gibt es auch jenen des Verbergens, des Verheimlichens, der Bevorratung. Genau
wie beim Eichhörnchen findet auch der Mensch nicht alles wieder, was er versteckt hat.
Über manche Entdeckung freuen sich dann später nächste Generationen, oder das
Entdeckte wird gar zum Gegenstand von historischer Forschung.
Auch vom Verstecken ist die Geschichte der Menschheit geprägt. Geradezu historisch
hat sich das Verhalten des ersten Menschenpaars ausgewirkt. Von den beiden heißt es:
Adam versteckte sich mit seiner Frau vor dem Angesicht Gottes des HERRN. 1.Mose
3,8 (Tageslosung)
Was hier ablief, war kein Spiel, es war bitterer Ernst. Den Ernst der Lage haben Adam und
Eva sofort nach der Übertretung der Vorgabe Gottes begriffen. Bedecken, Verstecken,
gegenseitige Beschuldigung, Verbannung – eine ganze Kettenreaktion war die Folge ihres
Handelns.
Doch vor Gott klappt das Verstecken nicht. Er entdeckt und findet jeden.
Der Psalmbeter hat es später auch erfahren und bekennt: „Wohin soll ich gehen vor
deinem Geist, und wohin soll ich fliehen vor deinem Angesicht? Führe ich gen Himmel, so
bist du da; bettete ich mich bei den Toten, siehe, so bist du auch da. Nähme ich Flügel
der Morgenröte und bliebe am äußersten Meer, so würde auch dort deine Hand mich
führen und deine Rechte mich halten“ (139,7-10).
Der Finger Gottes weist den Menschen aus dem Paradies, doch seine Hand hält und führt
auch.
Gott ruft den Menschen aus seinem Versteck (Adam, wo bist du?), doch nicht nur
um zu richten, sondern um zu retten.
Adam und Eva krochen verängstigt aus ihrem Versteck (Ich fürchtete mich), die
Anwesenheit Gottes war auf einmal bedrohlich.
Das ist sie für uns auch, denn auch wir
sind solche, die sich vor Gott verstecken. Wir haben viele Gründe dafür.
Aber ebenso ist die Anwesenheit Gottes tröstlich. Zu wem sonst könnten wir fliehen und
Zuflucht suchen! Es gibt ja keine höhere Macht.
In Jesus Christus, der von den Toten auferstanden ist, halten wir die die Gegenwart
Gottes aus. Wir brauchen uns nicht mehr zu verstecken, denn das, was uns belastet und
von ihm entfernt, hat der Sohn Gottes auf sich genommen.
Wir sind befreite Sünder.
Pastor Alfred Sinn
Andacht am Sonntag, 26.April 2020
Der gute Hirte
Ich bin der gute Hirte. Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie
folgen mir; und ich gebe ihnen das ewige Leben. Johannes 10,11a.27-28a
(Wochenspruch)
Es ist der Sonntag vom Guten Hirten. Jesus ist dieser gute Hirte. Mit dieser Aussage
nimmt Jesus Bezug zu dem sehr bekannten Psalm 23. Die meisten haben ihn schon in
jungen Jahren auswendig gelernt: Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Er
weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser …
Jesus stellt sich als solchen vor, der so an den Schafen handelt.
Bei diesem Bild geht es um Beziehung und Abhängigkeit. Nicht der Hirte ist von den
Schafen abhängig, sondern die Schafe vom Hirten.
Auf der irdischen Ebene gibt es eine Wechselbeziehung und gegenseitige Abhängigkeit.
Die Schafe sind auf die Führung durch den Hirten angewiesen, doch auch der Hirte lebt
von den Schafen, er braucht sie zum Überleben.
Bezogen auf die himmlische Ebene gilt das nicht. Hier sind es die Schafe, die vom Hirten
abhängig sind, auf ihn angewiesen. Was die Wechselbeziehung betrifft, ist die durchaus
gegenseitig. Noch mehr: der Hirte war zuerst da, er bietet sich als Führer an, er sucht die
Beziehung zu den Schafen. Die Schafe wiederum sind – über kurz oder lange - ohne den
Hirten verloren.
Der gute Hirte kennt seine Schafe und er will aufs Beste für sie sorgen. Die Schafe
gewöhnen sich an den Hirten. Sie kennen seine Stimme und werden nur dieser Stimme
folgen. Ein Schaf, das gegenteilig handelt, läuft Gefahr nicht nur in die Irre zu gehen,
sondern umzukommen.
Der gute Hirte Jesus will nicht nur im diesseitigen Leben begleiten, sondern er bietet das
ewige Leben an. Das kann kein irdischer Hirte zusagen. Der gute Hirte Jesus hat den
Beweis hierfür erbracht, indem er sein Leben für die Schafe eingesetzt hat – bis zum Tod
am Kreuz. Seine Auferstehung ist der Beleg für seine große Kraft.
Wir hören die Stimme des guten Hirten im Wort Gottes. Die Schafe orientieren sich an der
Stimme des Hirten. Dieser vertrauen sie.
Da viele andere Stimmen auf uns einprasseln, bedarf es der Einübung auf diese Stimme.
Das erfolgt nicht nur im individuellen Hören, sondern auch im gemeinschaftlichen. Das
Schaf ist ein Herdentier, es möchte gar nicht allein sein. Als hilfloses Geschöpf ist es auf
Schutz angewiesen – Schutz des Hirten und Schutz in der Herde.
Nach wie vor ist aktuell, was ein altes christliches Kinderlied vom Guten Hirten so
zusammenfaßt:
Weil ich Jesu Schäflein bin,
freu ich mich nur immerhin
über meinen guten Hirten,
der mich wohl weiß zu bewirten,
der mich liebet, der mich kennt
und bei meinem Namen nennt.
Unter seinem sanften Stab
geh ich ein und aus und hab
unaussprechlich süße Weide,
dass ich keinen Mangel leide;
und so oft ich durstig bin,
führt er mich zum Brunnquell hin.
Sollt ich denn nicht fröhlich sein,
ich beglücktes Schäfelein?
Denn nach diesen schönen Tagen
werd ich endlich heimgetragen
in des Hirten Arm und Schoß:
Amen, ja, mein Glück ist groß!
Pastor Alfred Sinn
Andacht am 25.April 2020
Wiederherstellung
Der HERR wird sich wieder über dich freuen, dir zugut, wie er sich über deine Väter
gefreut hat. 5. Mose 30,9 (Tageslosung)
Die 40-jährige Wüstenwanderung des Volkes Israel geht zu Ende. Mose versammelt das
Volk und betont, die Vorgaben Gottes zu beachten. Segen und Fluch, Leben und Tod
werden vorgelegt. Das Volk muß sich entscheiden.
Noch ist das verheißene Land nicht betreten, geschweige denn eingenommen, da spricht
Mose von einer Gefangenschaft, die Gott bereit ist zu wenden. Die Wiederherstellung
wird in Aussicht gestellt. Davor stehen Ungehorsam des Volkes und Vertreibung. Nach
einer langen Zeit dann wieder Sammlung.
Eigenartig, daß Mose auf Dinge eingeht, die im Moment wohl kaum einen Israeliten
beschäftigt haben. Mose handelt und spricht hier prophetisch. Die Zukunft wird
gleichsam angekündigt. Die Worte sollen nicht allein den Zeitgenossen Mose eine Hilfe
sein, sondern folgenden Generationen Orientierung bieten. Und vor allem: Gottes Wort
erweist sich als wahr und wirkmächtig.
Leben und Glück, Tod und Unglück werden gegenübergestellt. Leben und Glück wenn
Gottes Rat und Vorgabe angenommen wird, Tod und Unglück wenn Gottes Weisung
abgelehnt wird. Mose sieht voraus, daß das Volk die zweite Variante wählen wird.
Deshalb: Gefangenschaft und unter die Heiden verstoßen.
Aber das große Ziel Gottes ist die Wiederherstellung. Der Herr, dein Gott wird dich wieder
sammeln aus allen Völkern. Voraussetzung hierfür ist die Bekehrung.
Nach christlichem Verständnis ist es die Hinkehr zu Jesus Christus, den Begründer des
Neuen Bundes. Diese steht noch für die Gesamtheit Israels aus. Aber auch diese
Verheißung Gottes wird sich erfüllen. „Dein Wort ist wahr und trüget nicht und hält gewiß,
was es verspricht“ (Evans. Gesangbuch 473).
In dieser Virus-Krisen-Zeit hoffen wir auf Wiederherstellung. Dabei denken die meisten
an die Wiederherstellung zu der Lebensweise, die vorher üblich war. Es wäre gut, wenn
das gesellschaftliche Leben mit all seinen Facetten wieder möglich wäre.
Doch aus der Glaubensperspektive kann es das allein nicht sein. Der alte Zustand ist
nicht erstrebenswert, nämlich daß Glaube, Gebet und Gottesdienst für die meisten keine
Rolle spielen. Wenn es eine Rückkehr in den Zustand ist, dann bleibt es eine
Gefangenschaft.
Die Wiederherstellung, die Gott im Blick hat, ist eine andere.
Nicht nur auf Israel bezogen, sondern für jeden von uns gilt, daß die Wiederherstellung
des Menschen, der unter der Macht der Sünde lebt und Todeskandidat ist, über den
Heiland Jesus geht.
Wo das erfolgt, freut sich Gott – uns zugut.
Geben wir ihm doch Anlaß dazu!
Pastor Alfred Sinn
Andacht am 24.April 2020
Treu sein
Gestern ging es um das Vertrauen. Heute ist die Treue dran. Sie ist wesensverwandt mit
dem Vertrauen. Wenn ein Mensch einem anderen treu ist, vertraut er ihm auch.
Der Treue steht zum andern, er geht mit ihm durch dick und dünn.
Bisweilen wird die Treue auf die Probe gestellt. Ein Wort, das Verhalten, Umstände
können dazu führen, daß die Treue angezweifelt wird. Dann kostet es Kraft, sich dennoch
zur Treue durchzuringen und Vertrauen zu bewahren.
Treue kann, ebenso wie Vertrauen, auch mißbraucht werden. Hierfür gibt es historische
Beispiele. Für unser Land exemplarisch die Zeit des Nationalsozialismus und für
Mitteldeutschland die DDR-Zeit. Die Treue zum Führer, die Treue zum Sozialismus ging so
weit, daß, selbst als das geschehene Unrecht mehr als offensichtlich wurde, dennoch
manch einer sich von der Ideologie nicht lossagen konnte. Die innere Bindung war so
stark, daß eine Absage als Treuebruch verstanden wurde.
Vertrauen und Treue sind Beziehungsgeschehen, sie leben in und von Beziehung.
Insofern sind sie wesentlich für Gemeinschaft und Gemeinschaften.
Sowohl Vertrauen als auch Treue haben viel mit Glauben zu tun. Im Englischen heißt
Treue „fidelity“. Das wiederum erinnert an das Lateinische „fides“. Und das bedeutet
„Glaube“.
Wenn also einer glaubt, dann hält er die Treue. Wem? In erster Reihe Gott, aber dann
auch der Gemeinschaft derer, die an Gott glauben.
Gott rechnet mit unserer Treue – weil auch er treu ist.
Der Apostel Paulus schreibt:
Gott ist treu, durch den ihr berufen seid zur Gemeinschaft seines Sohnes Jesus
Christus, unseres Herrn. 1.Korinther 1,9 (Tageslosung)
An dieser Stelle argumentiert der Apostel mit der Treue Gottes im Hinblick auf die
Gemeinschaft mit Christus. Wie sehr er zu seinem Geschöpf Mensch steht, zeigt sich in
der Person Jesu. Er ist in seiner Treue zu uns bis zum Letzten gegangen – bis in den Tod.
Seine Absicht ist, Gemeinschaft mit seinem Sohn zu ermöglichen, damit das Leben zum
Durchbruch kommt und siegt. Die Auferstehung Jesu ist Beleg für dieses Leben. Gottes
Treue endet nicht mit dem Tod. Er hält für uns das bleibende Leben parat. Sollten wir
daher nicht auch treu sein?
Pastor Alfred Sinn
Andacht am 23.April 2020
Vertrauen mit Belohnung
Werft euer Vertrauen nicht weg, welches eine große Belohnung hat. Hebräer 10,35
(Tageslosung)
Vertrauen – welch großes Wort!
Vertrauen – davon ist in unseren Tagen ganz viel nötig.
Vertrauen – fehlt in der Corona-Zeit.
Vertrauen – davon ist so viel zerstört worden.
Ohne Vertrauen geht’s weder im persönlichen noch im gesellschaftlichen Leben.
Zerstörtes Vertrauen rüttelt am Fundament des Lebens. Hier könnten Beispiele aus dem
individuellen wie gesellschaftlichen Leben aufgezählt werden.
In unseren Tagen ist es die Virus-Krise, die das Zeug hat, Vertrauen umfassend zu
zerstören.
Wem kann ich noch vertrauen? Täglich werden wir von den öffentlichen Medien über die
offizielle Interpretation der Corona-Tragödie informiert. Dabei stellt sich heraus, daß die
betreffenden Stellen mit ihrer Einschätzung manches Mal daneben lagen. Das fördert
nicht das Vertrauen.
Es gibt andere Stellen und Personen, die die Lage anders einschätzen, doch die kommen
in den Öffentlichen kaum vor – und wenn, dann werden sie kritisiert. Sieht so sachliche
Auseinandersetzung aus? Das stärkt nicht das Vertrauen.
Mißtrauen wird geschürt, Panik wird verbreitet. Die Wahrheit bleibt auf der Strecke. Der
Staat ist übergriffig geworden. Genauer gesagt, die regierenden Volksvertreter. Mancher
von ihnen träumt von einer totalen Überwachung, und es werden auch schon Vorschläge
gemacht und Schritte in die Richtung eingeleitet. Handy-App zur Ortung, eine Art
Fußfessel für häusliche Quarantäne, Impfzwang.
Die Volksvertreter trauen dem Volk nicht – sie werfen es in die Isolation. Viele im Volk
haben das Vertrauen in die Volksvertreter verloren - Hamsterkäufe etwa sind ein Beleg
dafür.
Schlimmer als das Corona-Virus ist ein Angst- und Mißtrauens-Virus, das sich in den
Hirnen und Herzen eingenistet hat. Die Gesellschaft wandelt sich zum Unguten. Der Geist
muß wieder zurück in die Flasche.
Vertrauen - ein hohes Gut. Wenn es verspielt wird, verliert das Leben. Schon am Anfang
der Menschheitsgeschichte hat der Verlust an Lebensqualität mit Vertrauenszerstörung
eingesetzt. Eva und Adam haben sich von der Schlange zum Mißtrauen Gott gegenüber
verleiten lassen. Das Ergebnis ist bekannt.
Der Hebräerbrief wirbt dafür, das Vertrauen in und zu Gott nicht preiszugeben. Gott
meint es gewiß nicht böse mit uns, aber zugleich erwartet er, daß wir seine Vorgaben
befolgen und den Kontakt zu ihm wahren.
Wer das Vertrauen zu Gott nicht aufgibt, kann mit Belohnung rechnen. Erst mal wird es
sowohl dem individuellen als auch dem gesellschaftlichen Leben gut tun – einfach darum,
weil Gott als der Erfinder des Lebens am besten weiß, welche Umstände lebensförderlich
sind – und zum anderen wird die Vollendung des Lebens in Aussicht gestellt: „damit
ihr das Verheißene empfangt“.
Mißtrauen hat seinen Preis und Vertrauen hat seinen Preis. Es gilt, Vertrauen zu fördern
und zu stärken. Das wird lebensdienlich sein. Dafür brauchen wir auch den Beistand des
Himmels.
„Herr, erbarm, erbarme dich. Laß uns deine Güte schauen;
deine Treue zeige sich, wie wir fest auf dich vertrauen.
Auf dich hoffen wir allein:
laß uns nicht verloren sein.“
(Ignaz Franz im Evang. Gesangbuch Nr. 331)
Das können wir persönlich erflehen und hoffentlich bald auch wieder gemeinschaftlich im
Gottesdienst.
Pastor Alfred Sinn
Andacht am 22.April 2020
Du bist mein
Ich schwor dir’s und schloß mit dir einen Bund, spricht Gott der HERR, daß du
solltest mein sein. Hesekiel 16,8 (Tageslosung)
In den Worten, die der Prophet Hesekiel niederschreibt, macht sich Gott Gedanken über
sein Volk. Am Beispiel Jerusalems wird der Zustand des Volkes und das Verhältnis zu
Gott veranschaulicht.
Jerusalem gibt kein gutes Bild ab; wird als treuloses Weib bezeichnet. In harten und
derben Worten wird aufgezeigt, wie das auserwählte Volk versagt. hat. Immer wieder fällt
das Wort „Hurerei“. Du hast es mit allen getrieben; „an jeder Straßenecke bautest du
dein
Hurenlager und machtest deine Schönheit zum Abscheu. Du spreiztest deine Beine für
alle, die vorübergingen, und triebst viel Hurerei.“
Hurerei steht für Götzendienst. Glaubensrichtungen anderer Völker wurden zu- und
hereingelassen. Das hat die Gesellschaft verändert. So etwas wirkt sich immer auf das
gesellschaftliche Leben aus. Das ist heute nicht anders. Insofern kommt der reinen Lehre,
auch der Abgrenzung, eine hohe Bedeutung zu.
Das Kapitel ist voller Kritik. Israel hat sich in der Vergangenheit nicht mit Ruhm
bekleckert. Der Götzendienst hat manchen Zeitabschnitt bestimmt. Das hat zu
schrecklichen Dingen und greulichem Verhalten geführt – bis dahin, daß Kinder rituell
geschlachtet wurden.
Mitten in der Aufzählung fällt dieser Satz: Ich schwor dir’s und schloss mit dir einen
Bund, spricht Gott der HERR, daß du solltest mein sein. Gott hat sich dieses Volk
zum Eigentum gemacht. Im Bundesschluß hat er bekräftigt, daß er zu seinem
Versprechen steht.
Es sind mehrere Bundesschlüsse, die in der Bibel erwähnt werden. Der Bundesschluß mit
Noah, mit Abraham, mit Mose, mit David – sie haben je ihren eigenen Schwerpunkt. Die
jüdischen Jahresfeste erinnern daran und vergegenwärtigen die Verheißung Gottes.
Jesus hat bei der Einsetzung des Abendmahls an die Treue Gottes erinnert und einen
neuen Bund aufgerichtet. Mein Leben für dich. Die Götzen verlangen Opfer. Gott opfert
sich selbst.
Die Bundesschlüsse klären das Eigentumsverhältnis. Du wurdest mein, du bist mein und
ich sage dir zu, daß ich dein Gott bin. Ich bin der Herr, dein Gott, du sollst keine anderen
Götter haben neben mir. Du sollst nicht Götzen gehören und dich ihnen nicht hingeben.
Die Götzen versprechen das Leben und bringen den Tod. Gott bringt das Leben und
verspricht, daß der Tod erledigt wird. In Jesus Christus hat er hierfür den Beweis
erbracht. Aber das ist nur im Glauben zu fassen. Wer sich darauf einläßt, darf davon
ausgehen, daß er Kind Gottes ist. Der Apostel Paulus erinnert daran: „Ihr seid alle durch
den Glauben Gottes Kinder in Christus Jesus“ (Gal.3,26). Das wiederum trägt die
Verheißung der Erbschaft in sich; das Erbe des ewigen Lebens.
Du sollst mein sein und bleiben.
Pastor Alfred Sinn
Andacht am 21.April 2020
Gottvertrauen
Sie zogen Daniel aus der Grube heraus, und man fand keine Verletzung an ihm;
denn er hatte seinem Gott vertraut. Daniel 6,24 (Tageslosung)
Für Daniel war es gut ausgegangen. Wieder mal. Er hatte am königlichen Hof eine hohe
Stellung, doch auch mächtige Neider. An seinem Charakter war nichts auszusetzen. Keine
Liebschaften, keine Korruption, keine Bestechungsgelder, keine Intrigen. Seine Gegner
hatten nichts gegen ihn in der Hand. Die einzige Schwachstelle, die sie an ihm fanden,
war sein Gottesglaube, sein Gottvertrauen. Damit wollten sie ihn zu Fall bringen.
Die mächtigen Gegner Daniels begannen gegen ihn zu intrigieren.
König, es braucht neue Gesetze! Sie drängten den König zu einem Erlaß, der festlegte,
daß niemand anders verehrt werden durfte als nur der König. Das schmeichelte dem
König. Absolute Macht – ja, das ist gut. So läßt es sich regieren. Ich brauche keinen
Störer.
Daniel, einer der drei Fürsten im Land, gedachte als Mitglied der Regierung nicht daran,
die Macht des Königs zu untergraben. Aber eines ließ er sich nicht nehmen: die
Gottesverehrung. Auch nicht vom König. Eines Tages betete er wieder zu dem einzigen
und alleinigen Gott mit Blick gen Jerusalem. Darauf haben seine Gegner gewartet und
haben ihn bei Darius, dem König der Meder, angeschwärzt.
Darius mochte Daniel und suchte nach einer Lösung, in zu retten. Aber: Recht muß doch
Recht bleiben. Der König sah sich an den Erlaß gebunden. Daniel wurde in die
Löwengrube geworfen. „Dein Gott, dem du ohne Unterlaß dienst, der helfe dir!“, rief
Darius Daniel hinterher.
Am nächsten Morgen wurde die versiegelte Grube geöffnet. An Daniel wurde keine
Verletzung gefunden. Der König mußte einsehen, daß Daniel die rechte Gottesverehrung
gewahrt hat. Sein Gottvertrauen hat sich nicht als Schwäche, sondern als Stärke
erwiesen. Die Intriganten wurden nun ihrerseits den Löwen zum Fraß vorgeworfen. Der
König erließ ein weiteres Gebot, nämlich daß im ganzen Land der Gott Daniels zu fürchten
sei. Er selbst legt ein Bekenntnis ab: „Er ist der lebendige Gott, der ewig bleibt, und
sein Reich ist unvergänglich, und seine Herrschaft hat kein Ende“.
Daniel in der Löwengrube – eine schöne Kindergeschichte. Ja, Kinder mögen die
Geschichte sehr, aber sie ist mehr als das. Sie ist eine Glaubensgeschichte und ein
Beweis für lohnendes Gottvertrauen.
Die Bibel zeigt auf, wie es in dieser Welt zugeht. In Bezug auf Neid, Vorteilnahme,
Korruption, Intrigen, Machtmißbrauch unterscheidet sich die Welt von heute nicht von
jener zur Zeit Daniels. Es gibt Interessen und es kommt zu Interessenskonflikten.
Mächtige brauchen und mißbrauchen ihre Macht. Götzendienst wird propagiert. Es
werden Gebote erlassen. Wer sich nicht dran hält, wird den Löwen ausgeliefert. Da
braucht es wirklich viel Gottvertrauen um die Krise zu überstehen.
Gottvertrauen lohnt immer. Dabei ist die rechte Gottesverehrung von höchster
Bedeutung.
Pastor Alfred Sinn
Andacht am 20.April 2020
Bestimmung
Welches ist meine Bestimmung? Was ist meine Aufgabe?
Der Mensch sucht nach dem Sinn des Lebens.
„Wozu bin ich auf der Welt?“, fragen schon kleine Kinder. Die Antwort von Eltern: „Daß du
groß stark wirst“ stellt selten zufrieden. Gibt es keine andere Begründung für mein Sein?,
dürfte das Kind denken.
Es muß doch mehr geben als bloß groß und stark werden, mehr als essen und trinken und
konsumieren. Zur Zeit klappt es auch mit dem Konsumieren nicht so recht. Manch einer
muß sich nun den tieferen Fragen stellen. Die Krise offenbart Schwächen, aber auch
Stärken. Plötzlich besinnt man sich der Werte, die eine Gesellschaft zusammenhalten.
Man lernt Berufe schätzen, die zwar auch vorher schon von großer Bedeutung waren,
aber nicht die gebührende Würdigung erfuhren – auch nicht finanziell.
Die Gesellschaft wird manche Schraube neu stellen und justieren müssen.
Der einfache und normale Mensch wußte vorher schon, daß Mutter und Vater für das
heranwachsende Kind die allerersten und besten Bezugspersonen sind. Die Politik aber
hat in der Förderung andere Schwerpunkte gesetzt. Und siehe da, auf wen ist in der Krise
Verlaß? Eben! Die meisten Kranken und Alten werden ebenfalls von der Familie betreut.
In den letzten Jahrzehnten ist gehörig was schief gelaufen. Wenn Manager, die einen
Konzern an die Wand gefahren haben, auch noch eine Millionenabfindung erhalten, kann
das System nur krank sein. Prioritäten müssen neu definiert und gesetzt werden. Ob die
Gesellschaft das hinbekommt?
Zur Gesundung einer Gesellschaft gehört auch der Glaubensbezug. Der Verlust
derselben ist weder Politikern noch Managern anzulasten, hier ist jeder gefragt.
Die Bestimmung der Kirche hierbei ist, den Rahmen abzustecken. Die Absteckung freilich
muß sich an der Bibel orientieren. Sie ist der Maßstab und sie gibt das Maß vor. Die
Diener der Kirche haben hierbei eine große Verantwortung.
Daß du groß und stark wirst! Stark auch im Glauben. Das täte unserem Volk gut.
Der
Glaube streift einen Lebensbereich, der nicht allein das irdische Leben im Blick hat. Zur
Gesundung trägt auch das geistliche Element bei.
Der Glaube aber ist nicht allein auf
Heilung aus, sondern auf Heiligung.
Das irdische Leben ist angeschlagen, infiziert. Das schlimmste Virus ist die Sünde. Hier
hilft kein pharmazeutisches Medikament. Aber die Grundlage für die Heiligung und die
Befreiung von diesem Infekt hat Gott gelegt, und zwar in Tod und Auferstehung Jesu.
Die Bestimmung des Lebens liegt außerhalb der irdischen Dimension. Der Weg dahin ist
aber auch nicht unwesentlich.
Gabe Gottes ist beides: das irdische und das ewige
Leben.
Der Apostel Paulus schreibt:
Befreit von der Sünde und in den Dienst Gottes gestellt, habt ihr die Frucht, die
Heiligung schafft, und als Ziel ewiges Leben. Römer 6,22 (Tageslosung)
Pastor Alfred Sinn
Andacht am 19.April 2020 Sonntag
Klein - aber oho!
Der heutige Sonntag trägt die lateinische Bezeichnung „Quasimodogeniti“ und geht
zurück auf einen Vers aus dem 1.Petrusbrief: „Seid begierig nach der vernünftigen
lauteren Milch wie die neugeborenen Kindlein, damit ihr durch sie zunehmt zu eurem
Heil“ (1.Pt. 2,2). Quasimodogeniti – wie die Neugeborenen.
Ein Neugeborenes ist klein und schwach, zerbrechlich und darauf angewiesen, daß es
versorgt wird. Auf der anderen Seite ist das Neugeborene stark, lebensstark; es
verkörpert das pure Leben. Das neugeborene Kind will nichts anderes als leben. Es
schreit seinen Lebenswillen laut hinaus. Mit jeder Faser seiner Person macht es deutlich,
daß es leben will, daß es dazu ein Recht hat und daß es versorgt werden will. Ob der
Vater und noch mehr die Mutter darüber schlaflose Nächte hat und bei Tag übermüdet
ist, interessiert das junge Wesen nicht. Ich bin, ich will, ich brauche, alles hat sich um
mich zu drehen.
Klein und schwach ist nicht gleichzusetzen mit bedeutungslos.
Das Kleine hat Aussicht und Verheißung. Darauf verweist Jesus in einem anderen
Zusammenhang, wenn er auffordert, sich furchtlos zu ihm zu bekennen:
Fürchte dich nicht, du kleine Herde!
Denn es hat eurem Vater wohlgefallen, euch
das Reich zu geben. Lukas 12,32 (Tageslosung)
Die Christengemeinde – eine kleine Herde. Sie ist in den letzten Jahren kleiner geworden,
die gesellschaftliche Relevanz hat abgenommen, schon gar nicht ist sie in dieser Virus-
Krisenzeit systemrelevant. Es fällt kaum noch auf, daß keine Gottesdienste gefeiert
werden. Die Mehrheit hat sie auch vorher nicht gebraucht. Es geht auch ohne, die Welt
dreht sich weiter.
Wird nach der Krise ein neues Verlangen danach erwachen? Wir dürfen
gespannt sein.
Die Gottesdienstgemeinde war auch vor der Krise eine kleine Herde. Die kleine Zahl hätte
sich auch in der Krisenzeit Sonntag für Sonntag treffen können. Platz genug ist da, um
auf Abstand zu sitzen. Nicht nur die Gläubigen brauchen das, auch der Welt hätte es gut
getan, weiter Gottesdienste zu feiern. Gerade in der Krisenzeit darauf verzichten, ist
widersinnig und auch nicht gottgefällig.
Was soll erst werden, wenn ganz andere Stürme aufziehen!
Die Schrift kündigt an, daß es in der Endzeit zu Nachstellungen, Verfolgungen und auch
Todesurteilen kommt. Jesus sagt: Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten
und danach nichts mehr tun können .
Die Christengemeinde mag abnehmen, zur kleinen Herde werden, aber sie hat eine große
Verheißung, nämlich die Gabe des Reiches Gottes. Auch das Reich Gottes mutet
unscheinbar an, eine Wirklichkeit, die in Anbetracht der harten Gegebenheiten in dieser
Welt nicht zählt.
Doch eines Tages wird diese Wirklichkeit die einzige bleibende Realität sein.
Da wird sich mancher staunend die Augen reiben: Was? Dies Kleine? Oha!
Wenn wir zum Gottesdienst zusammenkommen, feiert die kleine Herde dies Kleine, das
Reich Gottes, die Neugeburt, das Leben. Im Mittelpunkt steht Jesus Christus, der
Auferstandene. Mit ihm haben wir Hoffnung und Verheißung. Darum sprechen wir mit
dem Wochenspruch: „Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der
uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung
durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten, zu einem unvergänglichen und
unbefleckten und unverwelklichen Erbe, das aufbewahrt wird im Himmel“ (1.Petrus 1).
Pastor Alfred Sinn
Andacht am 18.April 2020
Instinktgeleitet?
Der Storch unter dem Himmel weiß seine Zeit, Turteltaube, Schwalbe und Drossel
halten die Zeit ein, in der sie wiederkommen sollen; aber mein Volk will das Recht des
HERRN nicht wissen. Jeremia 8,7 (Tageslosung)
Schon am 30.März war ein Vers aus dem 8.Kap. des Jeremiabuches dran. Wenn einer
fällt, steht er nicht auf; wenn einer irregeht, sucht er nicht den rechten Weg?
Selbstverständlich, wäre die richtige Antwort.
Doch an seinem Volk kann Gott das nicht erkennen. Zum Vergleich wird das gefiederte
Volk der Zugvögel herangezogen. Diese wissen, was wann dran ist und halten die Zeit
ein. Kämen ein Storch, eine Schwalbe im Herbst aus Afrika nach Europa, sie hätten wenig
Überlebenschancen und zögen sie im Frühjahr von hier nach Afrika, sie könnten ihre
Jungen nicht großziehen. Eine ganze Gattung könnte aussterben.
Wieso wissen die Zugvögel, wann sie wohin aufbrechen müssen? Es ist der Instinkt, ein
natürlicher und ererbter Antrieb, der das Tier so und nicht anders handeln läßt. Der Vogel
hat gar keine andere Wahl. Er ist auf ein bestimmtes Verhalten hin programmiert. Im
Programm ist auch die Orientierung beim Flug festgelegt.
Wer ist der Programmierer? Gott!
Mit ihrem instinkthaften Verhalten sind die Tiere dem Menschen gegenüber im Vorteil. Sie
müssen nicht lange überlegen und abwägen, was zu tun ist. Der Nachteil ist: es gibt keine
Alternative. Nun, die Tiere brauchen auch keine. Sie sind so programmiert, daß das
Optimalste für sie herausspringt.
Sollten wir uns wünschen, vom Instinkt geleitet zu sein? Manches wäre vielleicht
einfacher, aber wir hätten keine Entscheidungsfreiheit. Und die ist uns doch wichtig,
oder? Daß wir nicht auf Instinkt programmiert sind, hat mit der Gottebenbildlichkeit des
Menschen zu tun. Die ist sozusagen auch ein Programm, das Gott für den Menschen
geschrieben hat. Zum Programm gehört, daß Gott Gebote und Rechte erlassen hat, die
dem Leben förderlich sind, wie etwa von Mose festgehalten: „Darum sollt ihr meine
Satzungen halten und meine Rechte. Denn der Mensch, der sie tut, wird durch sie leben;
ich bin der Herr.“ (3.Mose 18,5)
Doch der Mensch hat ein Zusatzprogramm geöffnet und dadurch wurde das gesamte
System von einem Virus infiziert, das die Steuerung übernommen hat: die Sünde. Der
Mensch vermag nicht, den Schaden zu beheben. Der Programmierer (Gott) hat
eingegriffen und stellt gleichsam eine App zur Verfügung, die die Schadsoftware
neutralisiert. Das Gesetz Gottes nicht allein auf dem Papier, sondern wie derselbe
Jeremia schreibt: „Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben und in ihren Sinn schreiben,
und sie sollen mein Volk sein und ich will ihr Gott sein“ (31,33). Und der Prophet
Hesekiel ergänzt: „Ich will meinen Geist in euch geben und will solche Leute aus euch
machen, die in meinen Geboten wandeln und meine Rechte halten und danach tun.“
(36,27)
Diese Verheißungen sehen wir erfüllt in Jesus Christus. Mit ihm ist das System
grundlegend erneuert worden. Seine Auferstehung belegt, daß das Schadprogramm, das
zum Tode führt, nicht die Oberhand behält. Leben ist möglich, bleibendes und erfülltes
Leben, selbst durch den Tod hindurch.
Und wie kommt dieses rettende Programm auf mein System? Indem ich es herunterlade.
Das nennt die Bibel „Glaube“. Der natürliche Mensch handelt instinktmäßig dagegen. Der
geisterfüllte Mensch läßt sich nicht von diesem Instinkt leiten, sondern entscheidet sich
für das Angebot Gottes.
Pastor Alfred Sinn
Andacht am 17.April 2020
Erlösung und Rettung
Der Herr wird mich erlösen von allem Übel und mich retten in sein himmlisches
Reich. 2.Timotheus 4,18 (Tageslosung)
Der Apostel Paulus hält Rückschau auf seine Missionstätigkeit. Er rechnet damit, daß er
nicht mehr lange zu leben hat. Schon früh hat er mit dem jüngeren Timotheus in diesem
Dienst zusammengearbeitet.
Paulus blickt zurück und er blickt nach vorne. Zum einen hat er nur noch wenig
Lebenszeit, zum anderen freut er sich auf die Zeit nach der Zeit.
Der Apostel hat nicht wenige Mißlichkeiten in seinem Erdenleben erfahren, gerade wegen
seiner Missionstätigkeit ist ihm zugesetzt worden. Diese Dinge waren übel. Er nennt
Personen, die ihm das Leben schwer gemacht haben. Auch denkt er an solche, die mit
ihm zusammengearbeitet haben. Die eine und den anderen läßt er grüßen.
Timotheus wird ermahnt, an der Sache des Evangeliums dran zu bleiben. „Predige das
Wort, steh dazu, es sei zur Zeit oder zur Unzeit“.
Wenn wir diesen Ratschlag in unserer Zeit beherzigten, müßten wir Gottesdienste feiern –
trotz der Viruskrise. Unzeit für öffentliche Veranstaltungen. Dennoch Zeit für
Verkündigung und Mission. Und zwar nicht nur im persönlichen Gespräch. Es ist vom
Übel, wenn die christlichen Gemeinden nicht darauf beharren.
Paulus blickt zurück: Ich habe meine Pflicht erfüllt, ich bin meinem Auftrag
nachgekommen, „hinfort liegt für mich bereit die Krone der Gerechtigkeit“.
Paulus freut sich auf die Vollendung im Reich Gottes. Dort wird es kein Übel mehr geben.
Bis dahin aber werden Timotheus und die anderen noch im Dienst sein und die Sache des
Evangeliums vertreten müssen und wollen.
Gegen Ende der Weltenzeit wird das Böse aber zunehmen. Darauf weist Paulus den
Timotheus hin: „Es wird eine Zeit kommen, da sie die heilsame Lehre nicht ertragen
werden; sondern nach ihren eigenen Gelüsten werden sie sich selbst Lehrer aufladen,
nach denen ihnen die Ohren jucken, und werden die Ohren von der Wahrheit abwenden
und sich den Fabeln zukehren.“
Wie ist dem zu begegnen? Paulus rät: „Du aber sei nüchtern in allen Dingen, leide
willig, tu das Werk eines Predigers des Evangeliums, richte dein Amt redlich aus.“
Also mit Nüchternheit und Leidensbereitschaft, das Amt in Verantwortung vor Gott und in
Verpflichtung den Menschen gegenüber ausrichten.
Das Ergebnis, das Ziel ist die Erlösung vom Übel (Bösen) und die Rettung in sein Reich.
Erlösung und Rettung bewirken nicht wir, sondern Gott.
Pastor Alfred Sinn
Andacht am 16.April 2020
Eigene Weisheit
Weh denen, die weise sind in ihren eigenen Augen und halten sich selbst für klug!
Jesaja 5,21 (Tageslosung)
Schon wieder ein kritisches Wort vom Propheten.
Die menschliche Weisheit, die hier kritisiert wird, ist gar keine Weisheit; die Klugheit, die
angeprangert wird, ist gar keine Klugheit. Es sind Egoismus, Habgier und Betrug, die
letztlich vorgeworfen werden. Diejenigen, die Geld und Macht haben, nutzen ihren
Verstand und ihre Möglichkeiten raffiniert zum eigenen Vorteil. Es ist korrupte Weisheit,
hinterhältige Klugheit, die hier am Werk ist.
Der Prophet nennt die Dinge beim Namen:
„Weh denen, die ein Haus zum andern bringen
und einen Acker an den andern rücken, bis kein Raum mehr da ist und sie allein das Land
besitzen!"
"Weh denen, die das Unrecht herbeiziehen mit Stricken der Lüge und die Sünde mit
Wagenseilen."
"Weh denen, die Böses gut und Gutes böse nennen, die aus Finsternis Licht und aus Licht
Finsternis machen, die aus sauer süß und aus süß sauer machen!“
Wie aktuell doch die Prophetenworte klingen! Es erstaunt, wie diese Art menschliche
Weisheit und Klugheit auch in dieser Virus-Krisenzeit am Werk ist. Die einen fälschen
Internetseiten um staatliche Fördergelder auf ihr Konto umzuleiten, die anderen machen
deutlich, daß sie systemrelevant sind und deshalb allemal gerettet werden müssen. Es
wird einem schwindlig, wenn große Konzerne Milliardenzusagen erhalten und man Leute
kennt, die jetzt schon nicht mehr monatlich ihr Einkommen haben oder kleine
selbständige Betriebe im Auge hat, die möglicherweise am Ende des Jahres nicht mehr
existieren.
Es wird passieren, daß Häuser und Äcker angehäuft werden, daß Böses gut und Gutes
böse genannt wird. Dafür werden dann auch die rechtlichen Voraussetzungen
geschaffen. Auf bittere Weise wird sich die biblische Weisheit erfüllen: „Wer da hat, dem
wird gegeben; und wer nicht hat, dem wird man auch das nehmen, was er hat“ (Mk.
4,25).
Doch auch der Weheruf des Propheten ist aktuell. Solche raffinierte menschliche
Weisheit und Klugheit hat nicht Bestand. Mag sein, für einige Jahre oder Jahrzehnte, aber
was ist das schon in Anbetracht der Ewigkeit? Eine letzte Abrechnung steht aus.
Wesentlich wird hinterher sein, nicht in den eigenen Augen klug und weise gewesen zu
sein, sondern wie Gott die Dinge bewertet.
Die Bibel legt diese Koordinaten fest:
„Die Furcht des Herrn ist der Weisheit Anfang“ (Ps. 111,10);
„Die Furcht des Herrn ist der Anfang der Erkenntnis“ (Spr. 1,7);
„Gott schaut vom
Himmel auf die Menschenkinder, daß er sehe, ob jemand klug sei und nach Gott frage“
(Ps. 53,3).
Pastor Alfred Sinn
Andacht am 15.April 2020
Erinnerung
Der HERR, dein Gott, ist bei dir gewesen. An nichts hast du Mangel gehabt. 5.Mose
2,7 (Tageslosung)
Die 40 Jahre der Wüstenwanderung gehen zu Ende. Das Volk Israel befindet sich
unmittelbar vor dem Gelobten Land. Mose versammelt das Volk und hält Rückschau. Er
erinnert an den Auszug aus Ägypten: wie sie beim Berg Sinai angekommen sind, wie er –
Mose – in seinem Amt überfordert war und Helfer aus dem Volk zur Seite gestellt
bekommen hat. Mose erwähnt den Weiterzug, die Aussendung der Kundschafter, die
Verzagtheit im Volk.
Nun steht der nächste große Schritt bevor – der Einzug in das verheißene Land. Mose
wird nicht mehr dazugehören. Das Volk aber soll zugerüstet werden. Dazu gehört die
Erinnerung an die Bewahrung und Begleitung durch Gott. Du, Volk, denk daran: Der Herr
ist bei dir gewesen, der Herr hat dich gesegnet.
Mose betreibt Erinnerungskultur. Die Erinnerung trägt zur Klärung der Verhältnisse und
des Standpunktes bei. Die Erinnerung nötigt, sich mit seiner Identität
auseinanderzusetzen. Mit der Erinnerung wird die Vergangenheit in die Gegenwart geholt.
Zugleich dient die Erinnerung dazu, sich auf die Zukunft auszurichten, gleichsam Zukunft
zu ermöglichen.
Wie bin ich zu dem geworden, der ich bin? Diese Frage spielt nicht nur für die eigene
Identität eine Rolle, sondern auch für die eines Volkes. In einem Individuum stecken
sozusagen die leiblichen Vorfahren, in einem Volk sind sozusagen alle Generationen der
Vergangenheit enthalten. Dennoch ist man als Individuum mehr als die Summe seiner
Gene, als Volk noch etwas anderes als wie die Volksgenossen in der Vergangenheit gelebt
und gehandelt haben.
Dennoch: die Vergangenheit beeinflußt die Gegenwart und wirkt auch auf die Zukunft.
Mose erinnert das Volk daran, daß es noch eine Größe gibt, die sowohl in Vergangenheit
als auch in Gegenwart und auch für die Zukunft eine wesentliche Rolle spielt: das ist Gott.
Er ist derselbe in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Der Herr ist bei dir gewesen, der Herr hat dich gesegnet.
Der Herr ist bei dir, der Herr segnet dich.
Der Herr wird bei dir sein, der Herr wird dich segnen.
Unsere Welt ist voller Krisen. Es mangelt an vielem. Sicherheiten brechen weg. Die
Gegenwart ist voller Risiken. Die Zukunft erlebt Geburtswehen. Mitunter ist es nicht
einfach, an der Konstante „Gott“ festzuhalten. Doch genau das will der Glaube tun.
Der Gläubige denkt an das Walten Gottes in der Vergangenheit, er weiß sich von Gott in
der Gegenwart getragen und glaubt mit Gott eine große Zukunft. Der Glaube ist eine
Erinnerung an die Zukunft. Die anvisierte Zukunft freilich ist mehr als diese Zeit und Erde
bieten kann.
Wer glaubt, ist unterwegs ins Gelobte Land. Die Bibel nennt diese Zukunft, das
verheißene Land „Reich Gottes“.
Pastor Alfred Sinn
Andacht am 14.April 2020
Gerechtigkeit, Heil und Gericht
Meine Gerechtigkeit ist nahe, mein Heil tritt hervor, und meine Arme werden die
Völker richten. Jesaja 51,5 (Tageslosung)
Gerechtigkeit und Heil sind Hauptbegriffe des christlichen Glaubens. Sie sind Attribute,
die nur bei Gott in Reinform vorkommen. Doch das trifft auch auf das Gericht zu.
Gott hatte eine Welt geschaffen, in der erfülltes Leben möglich war. Der Garten, in den
Gott das erste Menschenpaar gestellt hatte, bot alles, was zum Leben nötig war. Doch
durch den Ungehorsam des Menschen war es zu einem Bruch gekommen. Die
Gerechtigkeit Gottes verlangte, daß dieses Verhalten geahndet wird. So geschah es auch.
Im Alten Testament finden wir Geschichten, in denen Gott Gericht androht und auch
umsetzt (Sintflut, Turmbau zu Babel, Sodom und Gomorrha, König Saul, babylonische
Gefangenschaft…). Aber wir finden auch solche, in denen Gott Gnade walten läßt
(Abraham, Jakob, König David…).
Das Neue Testament berichtet von Jesus, der als Heiland in diese Welt gekommen ist. Ein
neues Kapitel wurde aufgeschlagen. In Jesus werden Gerechtigkeit und Heil Gottes
zusammengeführt. Sie ergänzen sich und widersprechen sich nicht (haben sie wohl nie).
Reden und Tun Jesu belegen, wie Gott an seinen Menschen handeln will.
Und auch das Gericht hat bei Jesus seinen Platz. Mit ihm ist das Gericht nicht
abgeschafft, im Gegenteil, Jesus hat es gleichsam verschärft. Er sprach immer wieder
davon, daß es zu einer letzten großen Abrechnung kommt, daß jeder sich vor Gott in
einem letzten Gericht verantworten wird müssen. Das belegen auch die Briefe der
Apostel im Neuen Testament.
Es werden sich jene verantworten müssen, die Kriege anzetteln, die Menschen und Völker
ausbeuten, die mit Viren experimentieren und Seuchen verbreiten, die Staatsfinanzen an
die Wand fahren und Existenzen ruinieren.
Aber auch jene, die dem Nachbarn das Leben schwer machen, bösen Leumund
verbreiten, Kinder psychisch schädigen, die Ehe brechen, usw.
In einer großen Abrechnung werden die Koordinaten zurechtgerückt. Das Ziel Gottes ist
die Erneuerung – jedoch durchs Gericht hindurch. Es wird alle Menschen und alle Völker
betreffen. Es wird gar galaktische Ausmaße annehmen. Nicht nur Jesus und die Apostel
haben das betont, sondern schon die Propheten.
Jesaja läßt uns in den nächsten Versen wissen: „Denn der Himmel wird wie ein Rauch
vergehen und die Erde wie ein Kleid zerfallen, und die darauf wohnen, werden wie
Mücken dahinsterben.“ Wie schrecklich aktuell doch die Worte klingen! Man möchte
darüber verzagen. Doch Jesaja beläßt es nicht dabei, sondern er schreibt im Auftrag
Gottes: „Aber mein Heil bleibt ewiglich, und meine Gerechtigkeit wird nicht zerbrechen.“
Darauf ist Verlaß, Gott kommt mit seiner Welt zu seinem Ziel. Alle Maßnahmen, die Gott
ergreift, dienen letztlich dazu, daß Menschen sich einem Heil öffnen. Doch werden die
Menschen sein Angebot annehmen?
Die derzeitige Krise ist ein Weckruf.
In Jesus ist sowohl die Gerechtigkeit Gottes nahe als auch sein Heil hervorgetreten. Wer
an den auferstandenen Heiland glaubt, wird unbeschadet das Gericht überstehen.
Pastor Alfred Sinn
Andacht am 13.April 2020 Ostermontag
Engelbegegnung
Jakob zog seinen Weg. Und es begegneten ihm die Engel Gottes. 1.Mose 32,2
(Tageslosung)
Jakob ist nach über 20 Jahren in der Fremde dabei, wieder in die Heimat zu ziehen. Er
sammelt seine Familie, packt sein Hab und Gut und macht sich auf den Weg. Doch er tut
das bangen Herzens. Denn es gibt noch etwas, das nicht bereinigt ist. Die Vergangenheit
holt ihn gleichsam ein. Mehrfach hatte er seinen Bruder Esau betrogen. Nun weiß er
nicht, ob über die Sache Gras gewachsen ist.
Jakob hat Sehnsucht nicht nur nach der Heimat, sondern auch nach dem Bruder. Ihn, den
er betrogen hat, will er wiedersehen. Er trifft Vorkehrungen, denn er rechnet damit, daß
Esau eventuell zur Versöhnung nicht bereit ist und sich an ihm rächt. Kundschafter, die er
vorausschickt, sollen die Lage sondieren. Die kommen wieder und berichten, daß Esau
mit 400 Mann im Anmarsch ist. Jakob ist erschrocken, läßt sich aber von seinem
Vorhaben nicht abbringen. Die Sehnsucht ist größer als die Angst.
Jakob zieht seinen Weg und erhält ein Ermutigungszeichen, es begegnen ihm die Engel
Gottes. Am Scheideweg solch ein Zeichen zu erhalten, ist tröstlich. Hier ereignet sich
mehr als was der deutsche Spruch vermittelt: Immer, wenn du denkst es geht nicht mehr,
kommt von irgendwo ein Lichtlein her.
Jakob erfährt wieder mal die Begegnung mit dem Himmel. Er wird für das Treffen mit
seinem Bruder zugerüstet.
Das Wiedersehen mit Esau wird gut ausgehen. Die Brüder vertragen sich.
Die Bibel berichtet an vielen Stellen von der Begegnung mit Engeln. Engel sind Vertreter
der anderen Welt, die unseren Sinnen nicht zugänglich ist. Engel sind Wesen, die nicht zu
dieser sichtbaren Welt gehören, aber in sie hineinwirken. Die guten Engel tun das im
Auftrag Gottes.
Das Himmlische berührt das Irdische, das Jenseits trifft das Diesseits, philosophisch
ausgedrückt: die Transzendenz bricht in die Immanenz ein.
Bei der Auferstehung Jesu geht es auch um diese Dimension. Das Unfaßbare sprengt das
Faßbare, das Himmlische stülpt sich über das Irdische, die Ewigkeit durchdringt und
umhüllt die Zeit.
Sowohl bei der Geburt Jesu als auch bei seiner Auferstehung haben Engel eine Rolle
eingenommen. Die Frauen, die zum Grab gingen, begegneten Engeln. Die haben sie
aufgeklärt, daß Jesus von den Toten auferstanden ist. Diese neue Wirklichkeit muß
erklärt werden, denn menschlicher Geist und Verstand können das von sich aus nicht
fassen. Wie gut, daß der Himmel sich erklärt!
Unser irdisches Leben ist mehr als Leben auf der Erde, mehr als Leben in Raum und Zeit.
Es ist Leben in Bezug auf die Transzendenz, Leben, das auf Auferstehung angelegt ist.
Es kann sein und bleibt zu hoffen, daß mancher in dieser Krisenzeit, die wir
durchmachen, das neu begreift. Engelbegegnung wäre jetzt hilfreich. Mutmachend,
tröstend, aber auch ermahnend.
Wir haben Engelbegegnungen schon gehabt, auch wenn wir uns dessen nicht bewußt
waren. Diese unsichtbare Welt umgibt uns.
Der Hebräerbrief bezeugt: „Sind sie nicht
allesamt dienstbare Geister, ausgesandt zum Dienst um derer willen, die das Heil ererben
sollen?“ (1,14)
Es ist nicht verkehrt, wenn wir Gott um den Schutz der Engel bitten.
„Dein heiliger Engel sei mit mir, daß der böse Feind keine Macht an mir finde“ (M.Luther).
Pastor Alfred Sinn
Der Herr ist auferstanden!
Andacht am 12.April 2020 Ostersonntag
Herrlichkeit über dir
Siehe, Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker; aber über dir geht auf
der HERR, und seine Herrlichkeit erscheint über dir. Jesaja 60,2 (Tageslosung)
Dieses Prophetenwort kennen wir aus der Adventszeit. Kurze Tage und lange Nächte
lassen empfinden, was Dunkel und Finsternis bedeuten. Im Advent und an Weihnachten
zünden die Menschen viele Lichter an. Die Dunkelheit wird erträglich, die Lichter
verbreiten gar Gemütlichkeit.
Wenn wir Ostern feiern, werden die Tage länger und die Nächte nehmen ab. In dieser Zeit
spielen nicht viele Lichter eine Rolle. Es ist bloß ein Licht, das in der Osternacht
entzündet wird, aber ein Licht mit überragender Bedeutung. Das Osterlicht verweist auf
eine Wirklichkeit, deren Ursprung nicht in der irdischen Dimension liegt.
Um diese andere, überirdische Wirklichkeit geht es mit Ostern.
Mit der Geburt Jesu ist die Herrlichkeit des Herrn über dieser Welt aufgegangen, seine
Auferstehung ist die Bestätigung dafür. Auf Golgatha sollte das göttliche Licht
ausgelöscht werden, doch der Sieg der Finsternis entpuppte sich als seine Niederlage.
Jesus lebt! Das ist der Jubelruf der christlichen Gemeinde überall auf der Welt. Was
Jesaja prophetisch gesehen hat, nämlich Finsternis und Dunkel über Welt und Völkern, ist
immer wieder erfahrene Wirklichkeit gewesen. In unseren Tagen erlebbar durch die Virus-
Krise, aber auch in anderen Umständen: Kriege, Katastrophen, Finanzkollaps, drohende
Armut, Ablehnung des Glaubens …
Gab es je eine Zeit, in der die Botschaft des Propheten nicht aktuell war? Wohl nicht.
Gab es je eine Zeit, in der es nicht finster und dunkel war? Wohl nicht.
Gab es je eine Zeit, in der die Herrlichkeit des Herrn nicht eine Rolle spielen sollte? Wohl
nicht.
Auch in diesem Jahr soll die Botschaft gehört werden: Der Herr ist auferstanden!
Sie wird nicht wie üblich in den Kirchen erklingen, nicht vor versammelter Gemeinde, aber
trotzdem gültig, kräftig und wahr; in der Zeitung, im Fernsehen, im Radio, im Netz. Und
jeder kann sie seinem Nächsten zurufen.
So kann man sich am Ostertag grüßen.
Einer sagt: Der Herr ist auferstanden!
Der andere antwortet: Er ist wahrhaftig auferstanden.
Sagt einander die Freudenbotschaft: Die Herrlichkeit des Herrn erscheint über dir.
Pastor Alfred Sinn
Andacht am 11.April 2020 Karsamstag
Der Sünden bewußt sein
Ach, HERR, wenn unsre Sünden uns verklagen, so hilf doch um deines Namens
willen! Jeremia 14,7 (Tageslosung)
Ich vermute, daß so mancher Zeitgenosse mit so einem Bibelvers wenig anfangen kann.
„Unsere Sünden uns verklagen“? Welche Sünden? Wir sind doch alle keine Sünder! Und
wenn schon; wir kommen alle, alle in den Himmel. Natürlich, weil wir so brav sind.
Das Sündenbewußtsein ist nicht besonders ausgeprägt. Höchstens spricht man von
Fehlverhalten, menschlichen Schwächen. Und wenn Vergehen oder falscher
Lebenswandel, dann gegen die Natur und das Klima. Sünden sind: zu viel Strom
verbrauchen, die falschen Leuchtmittel benutzen, zu viel Auto fahren, das falsche Auto
fahren, nicht auf Reisen verzichten, zu viel Plastik, zu wenig Entwicklungshilfe nach
Afrika…
Daß Sünde mit Nichtanerkennung Gottes zu tun hat, mit Rebellion gegen Gott, ist aus
dem Blickwinkel geraten. Mißtrauen Gott gegenüber, sein Wort in Zweifel ziehen, seine
Gebote ablehnen, selbstbestimmt ohne Gott leben zu wollen, rundum: das Leben auf der
Erde ohne einen Gott gestalten zu wollen – das ist nach biblischer Definition Sünde. Aus
dieser Grundhaltung heraus entspringen die persönlichen Sünden.
Hand aufs Herz. Jeder findet bei sich Sünden. Denken, Reden und Tun, das nicht immer
passend ist. Gerne schmunzelt man darüber hinweg und versteht sie nicht als
Beleidigung Gottes. Daß die Sünden verklagen, daß sie richten, das Lebensrecht
absprechen, Verneinung Gottes sind, dringt nicht ins Bewußtsein. Zur Zeit des Propheten
Jeremia war dieses Bewußtsein vorhanden. Die Fortsetzung der Tageslosung belegt das:
Denn unser Ungehorsam ist groß, womit wir wider dich gesündigt haben.
Auch Martin Luther war über die Anklage durch die eigenen Sünden sehr erschrocken.
Seine Frage nach einem gnädigen Gott hat die Reformation ausgelöst. Ein Beweis dafür,
daß, wenn die Sünden verklagen, eine Umkehr und Erneuerung möglich ist. Der Mensch
besinnt sich dabei Gottes. Er ist die richtige Adresse, wenn es um die Sünde geht. Die
Sünden entfremden von Gott, doch während sie das tun, treiben sie den Gläubigen
wieder hin zu Gott. Insofern könnte man sogar vom Segen der Sünden sprechen.
Die Lösung für das Problem der Sünde ist Jesus Christus. Von ihm schreibt der Apostel
Petrus: „Christus hat unsre Sünden selbst hinaufgetragen an seinem Leibe auf das
Holz, damit wir, den Sünden abgestorben, der Gerechtigkeit leben“ (1.Petr. 2,24).
Die Macht der Sünde soll das Leben nicht belasten. Sünde, Teufel und Tod haben sich mit
einem Mächtigeren angelegt – und wurden besiegt. In den 40 Stunden seiner Grablegung
hat Christus seinen Sieg auch im Reich der Toten proklamiert. Darüber berichtet derselbe
Petrus ein Kapitel später. Jesus ist Sieger auf breiter Front. Spätestens bei seiner
Wiederkunft wird das jeder begreifen.
Wir müssen gar nicht solange warten. Der Glaube macht jetzt schon diese Erfahrung
und bekennt mit Johann Christoph Blumhardt (1805-1880):
Dass Jesus siegt, bleibt ewig ausgemacht,
sein wird die ganze Welt.
Denn alles ist nach seines Todes Nacht
in seine Hand gestellt.
Nachdem am Kreuz er ausgerungen,
hat er zum Thron sich aufgeschwungen.
Ja, Jesus siegt!
Pastor Alfred Sinn
Andacht am 10.April 2020 Karfreitag
Irrtum und Umkehr
Durch seine Wunden seid ihr heil geworden. Denn ihr wart wie irrende Schafe; aber
ihr seid nun umgekehrt zu dem Hirten und Bischof eurer Seelen. 1.Petrus 2,24-25
Irren ist menschlich.
Eine Feststellung, die jeden Tag sich bewahrheitet. Jeder hat schon mal die Erfahrung
gemacht, daß er mit seinem Denken, Reden und Tun daneben lag. Wir sind weder
allwissend noch allmächtig.
Mit Geschichtsbüchern versuchen wir die Vergangenheit zu verstehen, in der Gegenwart
trachten wir anständig zu leben, die Zukunft ist uns verborgen.
Wir erkennen Irrungen von Gesellschaften und Völkern in der Vergangenheit, stellen fest,
daß dennoch auch heute sich geirrt wird und - trotzdem wir die Zukunft nicht kennen -
können mit Sicherheit davon ausgehen, daß Menschen auch in nachfolgenden Zeiten
irren werden.
Die aktuelle Virus-Krise lehrt uns nicht nur das Fürchten, sondern erschüttert auch die
Selbstsicherheit und bringt ganze Gesellschaftssysteme zum Wanken. Die westlichen
Gesellschaften haben auf Vernunft und wirtschaftlichen Erfolg gesetzt. Nicht nur das
biologische Leben betrachtend geht man von einer steten Höherentwicklung aus,
sondern auch bezogen auf die Wirtschaft wird eine stete Steigerung propagiert. Immer
höher, immer schneller, immer mehr.
Und auf einmal steht alles still. Große Verwirrung. Das, worauf wir uns verlassen haben,
hält nicht, trägt nicht. Neue Denkweisen, neue Systeme nicht in Sicht.
Dabei müssen wir gar nichts Neues suchen und erfinden, sondern auf Altbewährtes
zurückgreifen; Tugenden, Verhaltensweisen, Überzeugungen, die schon früher getragen
haben. Wir sind nicht die ersten, die Krisen durchmachen. Die Alten haben sehr viel
schlimmere Zeiten erlebt. Doch da das Menschenleben so kurz ist, reicht die Erinnerung
nicht weit zurück. Diesbezüglich sind wir auf die Geschichte angewiesen. Aus ihr kann
durchaus für die Gegenwart und Zukunft gelernt werden.
Auch die biblischen Geschichten sind überliefert, um daraus zu lernen. Gott hat
aufgetragen, diese Dinge weiterzuerzählen. In diesem Buch erfahren wir vom tragenden
Grund, dieses Buch bietet Orientierung nicht nur in wirren Zeiten.
Eine für uns Christen wichtige Geschichte ist der Bericht um Jesu Kreuzigung. Der
Tiefpunkt des Kirchenjahres und des Glaubens und zugleich ein Höhepunkt. Jesu
Kreuzigung zeigt auf, wie sehr Menschen irren können. Die Oberen in Israel haben Jesus
nicht als den verheißenen Messias erkannt und auch die jubelnde Menge schwenkte vom
Jubelruf um zur Verdammung. So bald geraten Menschen auf den Irrweg. Das Volk ist
launisch. Petrus hat recht: wie Schafe irrt die Menge mal in die eine, mal in die andere
Richtung.
Petrus erinnert an den einen Hirten, der recht und richtig führt. Doch dafür muß das
Schaf auf die Stimme des Hirten hören und zu ihm blicken. Beim Hin- und Herlaufen
plötzlich innehalten und lauschen, aus welcher Richtung die Stimme des Hirten kommt –
und sich dann auch leiten lassen. Das nennt die Bibel „Umkehr, Bekehrung“.
Jesus ist ein Hirte, der sich hat vom Wolf beißen, ja sogar töten lassen.
Die bedrohte Herde hat er mit seinem Leben verteidigt.
Dieser Tod ist in die Weltgeschichte eingegangen.
Dieser Tod ist zu einem Tiefpunkt der Menschheitsgeschichte geworden.
Dieser Tod markiert den Höhepunkt der Heilsgeschichte.
Der Heiland ist seinem Wesen treu geblieben. Das Heil ist in ihm zu haben. Jedoch nur
über die Umkehr. Keiner muß mehr irre gehen.
Umkehren ist göttlich.
Pastor Alfred Sinn
Karfreitag
500 Jahre Raffael, Verklärung.pdf
Andacht am 9.April 2020 Gründonnerstag
Auf geht's
Laßt uns gehen, den HERRN anzuflehen und zu suchen den HERRN Zebaoth; wir
wollen mit euch gehen. Sacharja 8,21
"Los! Auf geht’s!“ – heißt es, wenn eine Reise angetreten wird, wenn ein Spiel beginnt,
wenn die Pause zu Ende ist, wenn zur Schule oder zur Arbeit gegangen wird, wenn etwas
angepackt wird…
„Los, aufgeht’s!“ das geschieht allermeist auf ein konkretes Ziel hin.
Der Prophet Sacharja hat ein bestimmtes Ziel im Auge. Er schreibt vom künftigen Heil für
die Völker. Jerusalem wird eine zentrale Stelle einnehmen. Die Völker werden merken,
daß an dieser Stelle Gott wirkt. Die Bürger einer Stadt sagen zu jenen einer anderen
Stadt: Laßt uns gehen. Laßt uns hingehen. Das Ziel ist, Gott zu suchen und anzubeten.
In der Endzeit wird Jerusalem eine Heilsbedeutung haben. Wieder mal. Um diese Stadt
hat David gekämpft, in ihr stand der Tempel, Großmächte haben sie eingenommen und
zerstört, für Juden, Christen und Moslems hat sie nicht nur eine historische Bedeutung,
aktuell streiten sich Juden und Palästinenser politisch um die Stadt.
Vor bald 2000 Jahren war Jerusalem der Schauplatz eines besonderen Ereignisses. In
Israel wurde Passa gefeiert. Die Juden gedachten der Befreiung aus der Sklaverei in
Ägypten. Seither verstand sich jede Generation so als wäre sie selber befreit worden.
Auch Jesus hat dieses Fest mit seinen Jüngern gefeiert. Doch er hat dann diesem letzten
Passabend eine andere Bedeutung gegeben. Nicht mehr: „Dies ist das Brot des Elends“,
sondern „Dies ist mein Leib, für euch gegeben“. Die Jünger wurden aufgefordert, fortan
so zu feiern. Am nächsten Tag hat sich in Jerusalem das zentrale Heilsereignis ereignet:
Jesus ist am Kreuz gestorben – für die Sünden der ganzen Welt. Ein hoher Anspruch!
Hier ist Gott zu finden und anzuflehen. Seither gedenken Christen des heilbringenden
Lebens und Sterbens Jesu.
In der Endzeit wird Jerusalem wieder eine zentrale Rolle einnehmen. Die Wiederkunft
Jesu wird hier beginnen. So berichtet es der Prophet Sacharja im 14. Kapitel. Die Völker
werden erkennen, daß nur im Durchbohrten (Kap.12) die Rettung gegeben ist.
Jene, die an Jesus als dem gekreuzigten und auferstanden Retter glauben, gehen
regelmäßig zu ihm, individuell und gemeinschaftlich.
„Laßt uns gehen!“ – aktuell haben die Behörden untersagt, sich gemeinschaftlich zum
Gottesdienst zu treffen. Auf den Gottesdienst bezogen hätte das nicht geschehen dürfen.
Es kann ja jeder für sich entscheiden, ob er hingeht oder nicht. Plötzlich wird die
Anbetung Gottes untersagt, zwar nicht mit Mitteln, wie etwa in Nordkorea, aber nicht
weniger schuldhaft.
Die Politiker, die sich sonst vor dem Volk (dem Souverän) rechtfertigen müssen,
verlangen nun, daß das Volk sich vor ihnen rechtfertigt. Keine gute Entwicklung für die
Demokratie.
Es bleibt zu hoffen, daß sich bald in unserem Land das erfüllt, was der Prophet in den
Versen davor sieht:
„Es sollen hinfort wieder sitzen auf den Plätzen Jerusalems alte
Männer und Frauen, jeder mit seinem Stock in der Hand vor hohem Alter, und die Plätze
der Stadt sollen voll sein von Knaben und Mädchen, die dort spielen.“
Los! Auf geht’s! Laßt uns Gott wieder suchen in unseren Kirchen! Laßt uns wieder
Gottesdienste feiern: Karfeitag, Ostern und jeden Sonntag.
Pastor Alfred Sinn
Andacht am 8.April 2020
Verwandlung
Eure Traurigkeit soll zur Freude werden. Johannes 16,20
Jesus bereitet seine Jünger auf seinen Weggang vor. Er spricht davon, daß sie ihn nur
noch eine kleine Weile bei sich haben, aber dann, nach einer weiteren kleinen Weile,
werden sie ihn wiedersehen. Die Jünger verstehen ihn nicht und rätseln miteinander, was
diese Worte bedeuten sollen. Jesus eröffnet ihnen, daß sie traurig sein werden.
Jesus spielt gleichsam mit offenen Karten. Sie sollen schon wissen, was sie erwartet.
Nicht: Halb so schlimm, ihr packt das schon; sondern: Ihr werdet traurig sein. Noch mehr:
die Welt wird sich freuen.
So kam es dann auch am Karfreitag. Die Jünger zogen sich zurück und waren verzweifelt.
Die Gegner hatten endlich ihr Ziel erreicht und einen Unruhestifter aus dem Verkehr
gezogen.
So geht es immer wieder zu in unserer Welt. Des einen Leid, des andern Freud. Ob beim
Sport, im Geschäftsleben und selbst beim Sterben. Es sind nicht alle auf einmal traurig,
es freuen sich nicht alle zur gleichen Zeit.
Aktuell ist die ganze Welt von einer Traurigkeit erfaßt. Nicht nur aus Angst vor dem Virus,
sondern auch weil vielfach wirtschaftliche Existenzen bedroht sind.
Doch es gibt auch solche, die sich freuen. Ich meine weniger das Ergattern von
Toilettenpapier oder Schutzmasken, sondern es wird Profiteure geben, die mit der Krise
viel Geld machen werden. Ob sie es verdienen, ist eine andere Frage.
Jesus will seine Nachfolger zu einer realistischen Schau erziehen. „Ihr werdet weinen und
klagen; In der Welt habt ihr Angst“.
Doch zur Wahrnehmung der Wirklichkeit gehört auch: „Eure Traurigkeit soll in Freude
verwandelt werden; Seid getrost, ich habe die Welt überwunden“.
Unser Leben verläuft in der Spannung zwischen Karfreitag und Ostern.
* Wir sind alle vom Tod bedroht. Das stimmt traurig, denn der Tod macht lebenswertes
Leben zunichte.
* Mit Ostern aber blicken wir über die Gräber auf dem Friedhof hinweg und hinaus.
Mit dem Glauben an den Auferstandenen haben wir eine Quelle der Freude, die niemand
von uns nehmen kann. Der Herr macht todgeweihtes Leben wieder lebendig.
Christen glauben, daß es zu einer wunderbaren Verwandlung kommen wird.
Traurigkeit in Freude,
Kummer in Zuversicht,
Zweifel in Gewißheit,
Unglück in Glück,
Unheil in Heil,
Tod in Leben,
Sterben in Auferstehen.
Pastor Alfred Sinn
Andacht am 7.April 2020
Ohne Furcht
Der HERR, der König Israels, ist bei dir, daß du dich vor keinem Unheil mehr fürchten
mußt. Zefanja 3,15 (Tageslosung)
Diese Worte sind an Jerusalem gerichtet. Wie tröstlich müssen diese Worte in den Ohren
der Bürger geklungen haben! Keine Gefahr, kein Unheil mehr, ohne Furcht leben.
Geradezu paradiesische Zustände.
Vorher aber hat Gott mit Jerusalem geschimpft, noch mehr: gedroht. Jerusalem wird als
gottlos bezeichnet. Ein Volk, das sich von seinem Gott getrennt hat. Stellvertretend wird
die führende Oberschicht genannt - Richter, Propheten, Priester - , die die Gesetze nach
ihrer Vorstellung auslegen und anwenden. Gericht wird angedroht.
Und doch entspricht es nicht dem tiefen Wesen Gottes, nur zu strafen. Gnade und
Wiederherstellung sind das Ziel seines Waltens.
Ein geringes Volk bleibt übrig, Menschen, die sich nicht haben verleiten lassen und ihr
Vertrauen auf den Namen des HERRN gesetzt haben. Diesen Menschen wird zugerufen:
Der HERR ist bei dir.
Solchen Zuruf haben wir in diesen Tagen nötig. Wir merken, wie rasch irdische
Sicherheiten zerbröseln können. Individuelle Existenzen stehen auf dem Spiel und ganze
Volkswirtschaften drohen zu kollabieren. Zudem bangen die Menschen um ihre
Gesundheit. Furcht allenthalben.
Ob jede Furcht begründet ist, sei dahingestellt – in den Köpfen, im Unterbewußtsein ist
sie da. Mit einem Streich wegwischen, geht nicht.
Aber ein starkes Bollwerk gegen die Furcht ist die göttliche Zusage: Ich bin bei dir.
Im Laufe der Geschichte haben Menschen immer wieder in unheilvollen Zeiten solche
Zusage als tragendes, ermutigendes und tröstendes Wort erfahren.
Davon gibt es in der Bibel noch mehr. Man nehme dieses Buch zur Hand oder auch das
Gesangbuch und lasse Kopf, Herz und Unterbewußtsein davon prägen. In Gottesdiensten
geht es leider zur Zeit nicht. Wäre aber dringend geboten.
Neben Gestalten in der Bibel sei stellvertretend Dietrich Bonhoeffer genannt, der in einer
Zeit des Unheils ein schönes Gedicht geschrieben hat, das bis heute Trost und Kraft
vermittelt.
Vor 75 Jahren, im April 1945, wurde Bonhoeffer im Konzentrationslager
hingerichtet.
Von guten Mächten wunderbar geborgen,
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist bei uns am Abend und am Morgen
und ganz gewiß an jedem neuen Tag.
Pastor Alfred Sinn
Andacht am 6.April 2020
Fremde Lehre
Wenn ich auch noch so viele meiner Gebote aufschreibe,
so werden sie doch
geachtet wie eine fremde Lehre. Hosea 8,12 (Tageslosung)
Israel wird wieder mal ob seines Fehlverhaltens kritisiert. Das Volk lehnt sich gegen
Gottes Gebote auf und macht sich lieber Götzen, die angebetet werden.
„Israels falscher Gottesdienst“ – so die Überschrift über diesem Kapitel. Das Wahre wird
für falsch erklärt und das Falsche für wahr. Das Eigene wird fremd und das Fremde als
erstrebenswert eingestuft. Gott wird in den Mund genommen, aber die Handlungen
sprechen eine andere Sprache. Bevor Gott mit Zorn und Strafe antwortet, sendet er eine
letzte Warnung. Die soll als Chance für die Umkehr genutzt werden. Andernfalls ergeht
das Gericht. „Denn sie säen Wind und werden
Sturm ernten“ (V.7).
Unsere Zeit ist von einem Virus-Sturm erfaßt. Die Welt ist uns fremd geworden. Wir sind
im Alltag nicht mehr zu Hause. Auch der Sonntag strahlt eine Fremde aus. Wir fremdeln
mit der Lebensweise, die uns aufgezwungen wurde.
Das ganze Leben ist aus dem Lot geraten. Die Völker sind in Panik geraten. Mit falschen
Zahlen und Zuordnungen wird das Unterbewußtsein kollektiv vergiftet. Strafmaßnahmen
werden angedroht, Bußgeldkataloge erstellt. Die Grenzen sind geschlossen (dabei wurde
noch im letzten Jahr getönt, daß Grenzen nicht zu schließen sind). Wären die Grenzen für
China-Reisende bereits im Dezember geschlossen worden, hätten wir heute viele
Probleme nicht. Statt dessen steht die Welt still.
Die Kirchen sind verweist, es sollen keine Gottesdienste gefeiert werden – fremde Lehre.
Wieso sollen sich 10 – 50 Menschen in einem Gotteshaus oder vor der Kirche nicht
treffen können? Die Abstandsregelung kann durchaus eingehalten werden. Dieselbe
Anzahl von Menschen begegnen sich im Einkaufsladen – täglich. Es läuft etwas gehörig
schief.
Wir befinden uns in der Karwoche. Wichtige Feiertage stehen an. Gründonnerstag,
Karfreitag, Ostern – sie fallen gottesdienstlich aus. Das hat es in der gesamten
christlichen Zeitrechnung und Geschichte nicht gegeben. Diese Vorgaben können wir
getrost als fremde Lehre betrachten.
Nicht fremd sollen uns werden die Gebote Gottes. Vielleicht findet die Gesellschaft zu
einer neuen Würdigung derselben. Wenn das ein Ergebnis der Krise sein wird, wollen wir
die aktuelle Fremdheit aushalten.
Jesus hat die Fremdheit der Welt ausgehalten, damit wir wieder heimisch werden bei
Gott.
Pastor Alfred Sinn
Andacht am 5.April 2020 Palmsonntag
Ja, in den Versammlungen
Lobet Gott in den Versammlungen! Psalm 68,27 (Tageslosung)
Das ist uns leider untersagt worden, nämlich sich zum Lobe Gottes gemeinschaftlich zu
versammeln. Dem Auftrag des Psalms können wir nicht nachkommen.
Was für ein Vorrecht wir doch über Jahre und Jahrhunderte hatten! Ganz
selbstverständlich haben wir unsere Gottesdienste gefeiert. Jetzt, da wir das seit einigen
Wochen nicht mehr sollen, mag manch einer ermessen, welchen Schatz wir darin haben.
Hoffentlich wird das nach der Krise gebührend geschätzt.
Nun aber trifft es ja nicht nur die Kirche, sondern alle gesellschaftlichen Schichten,
Gruppen, Vereine, Institutionen. Das gesamte gesellschaftliche Leben ist umgekrempelt
worden. Ein herbeigeführter Stillstand, der helfen soll, die Krise zu überwinden. Dennoch
ist kritisch zu fragen, ob die Maßnahmen nicht überzogen sind. Die Verhältnismäßigkeit
ist nicht gegeben. Der Schaden kann hinterher größer sein als der Nutzen. Wir werden’s
erfahren.
Es tut weh, daß wir uns nicht zum Lobe Gottes versammeln können. Wir sehnen uns
danach, das bald wieder zu tun. Und wir werden es wieder tun. Mit Inbrunst und Hingabe.
Wir werden die Durststrecke durchstehen und bis dahin das persönliche Gebet pflegen.
Denn das steht ja als erstes in der Aufforderung im Psalm, nämlich: Lobet Gott! Das
können wir jederzeit tun, allein und in der Familie. Das kann uns niemand nehmen,
niemand verbieten. Auch das ein großes Vorrecht.
Warum ist es wichtig, Gott zu loben? Nicht Gott ist darauf angewiesen, sondern wir
brauchen diesen Bezug. Er ist der Schöpfer, wird sind Geschöpfe. Er kann auch ohne uns
existieren, hat er doch das Leben in sich. Wir haben es nicht in uns, es ist uns gegeben.
Wenn Gott seinen Odem abzieht, sind wir nicht mehr. Wenn wir uns Gott zuwenden,
bleiben wir mit der Lebensquelle verbunden.
Und weil wir nicht nur Individuen sind, sondern auf Gemeinschaft angelegt, wollen wir das
Lob Gottes eben auch in den Versammlungen pflegen. Die derzeitigen Angebote der
Kirche und der Kirchengemeinden (auch diese täglichen Internetandachten) ersetzen das
Lob Gottes in den Versammlungen nicht.
Das Lob Gottes verbindet uns mit dem Himmel. Das Lob Gottes in den Versammlungen
erdet uns und verweist uns wieder an die irdische Dimension. Wir blicken auf zu Gott und
nehmen zugleich den Menschen neben uns wahr.
Wir müssen schleunigst wieder Gottesdienste feiern.
Pastor Alfred Sinn
Andacht am 4.April 2020
Wo ist Gott?
Warum sollen die Heiden sagen: Wo ist denn ihr Gott?
Unser Gott ist im Himmel; er kann schaffen, was er will. Psalm 115,2-3 (Tageslosung)
Im Psalm geht es um die Auseinandersetzung zwischen Gott und Götzen. Israel stand ein
für den einen Gott, alle anderen Völker gingen von vielen Göttern aus. Die Aussage: Es
gibt nur einen Gott war geradezu revolutionär in der antiken Welt. Ein Gott soll für alles
zuständig sein? Unmöglich! Das würde gar Gott überfordern.
In den Mythologien der antiken Völker tummelten sich viele Gottheiten. Eine Rangfolge
wurde festgelegt. Da war ein oberster Gott, der das Sagen hatte und viele andere Götter,
die je für ihren Bereich zuständig waren.
Wie die Menschen, so lebten auch die Götter. Es kam zu Streit und Kämpfen. Die Götter
mußten ihren Stand verteidigen und ständig auf der Hut sein. Einer machte dem andern
den Rang streitig.
Die Götter lebten in himmlischen Sphären, doch sie beanspruchten, auch Herrschaft über
die Erde und die Menschen auszuüben. Sie waren sich nicht genug und bezogen den
Menschen in ihr Sein ein. Der Kampf der Götter hatte Auswirkung auf das Leben der
Menschen. Verständlich, daß die Menschen ihrerseits versuchten, das Wohlwollen der
Gottheiten zu erlangen. Umsomehr da sie die Götter oft als launisch erlebten. Über
Gebete und Opfer sollten die Götter gnädig gestimmt werden.
In so einem Umfeld den Monotheismus aufrecht zu erhalten, war schon eine Leistung.
Immer wieder gab es die Gefahr und die Versuchung für Israel, dem Polytheismus zu
verfallen. Das Auftreten der Propheten hatte damit zu tun. Sodann ging Israel durch
Glaubenskrisen, wenn es von anderen Völkern besiegt und eingenommen wurde. Denn
den Sieg haben die Völker auch ihren Göttern zugeschrieben. Daher die Frage der
Heiden: Wo ist denn ihr Gott? Diesen Gott gibt es gar nicht, aber unsere Götter sind stark.
Dem hält die Bibel an dieser und anderen Stellen entgegen:
Unser Gott ist im Himmel,
er kann schaffen, was er will. Das ist Glaube gegen den Augenschein. Das ist Glaube
gegen alle leidvolle Erfahrung.
In unseren Tagen dürften auch Christen sich fragen: Wo ist Gott? Wieso machen wir diese
Krise durch? Ist Gott machtlos? Kann er nicht eingreifen?
Komisch, daß jetzt auch solche Leute so fragen, denen Gott vorher egal war. Und wenn
Gott jetzt eingriffe und die Not gleichsam mit einem Fingerschnipp auflöste, „wird er dann
Glauben finden auf Erden“? (Lk.18,8)
Vieles spricht aus menschlicher Warte gegen Gott: Streit, Ungerechtigkeit, Kriege,
Naturkatastrophen, Krankheiten, Sterben. Wo ist Gott? Doch all das kann auch für Gott
sprechen und eine Anfrage an den Menschen und di
e Gesellschaften sein. Wo ist der
Mensch? Denn manches davon verursachen die Menschen.
Christen halten an der Bibel fest und glauben mit der Bibel:
Unser Gott ist im Himmel;
er kann schaffen, was er will. Gegen allen Augenschein, gegen alle Erfahrung bleiben
wir bei unserer Glaubensüberzeugung: Es gibt einen Gott. Er ist im Himmel.
Gott ist auch auf der Erde, die er den Menschenkindern gegeben habt (V.16)
Er ist bei uns in aller Not. Er ist da und regiert. Er ist bereit, zu segnen.
„Der Herr denkt an uns und segnet uns.
Er segnet, die den Herrn fürchten, die
Kleinen und die Großen“. (V.12-13)
Pastor Alfred Sinn
Andacht am 3.April 2020
Jauchzen?
Wohl dem Volk, das jauchzen kann! HERR, sie werden im Licht deines Antlitzes
wandeln.
Psalm 89,16 (Tageslosung)
Jauchzen? Zur Zeit ist so manchem Volk nicht nach Juchzen zu Mute. Es gibt wenig bis
kaum Anlaß zu Freude und Ausgelassenheit.
o Die Kindergärten und Schulen sind verweist.
o Alte Menschen in Seniorenheimen werden nicht besucht.
o Arbeitsplätze werden reduziert oder gehen verloren.
o Versammlungen sind verboten.
o Soziale Kontakte können nicht gepflegt werden.
o Gläubige können sich nicht zu Gottesdiensten treffen.
o Grundrechte und Bürgerrechte werden hintangestellt, es besteht die Gefahr, daß der
Mensch noch gläserner wird.
Wir haben selbst Gott in Quarantäne gestellt. Er muß auf gemeinschaftliche Anbetung
verzichten. Ob er den Ansturm der persönlichen Gebete bewältigen kann?
Die Notlage zwingt uns zum Umdenken.
Wer bisher nicht geglaubt hat, erhält die Chance, seine Einstellung zu überdenken.
Wer dem Glauben in seinem Leben einen Platz gegeben hat, kann nun umso intensiver
den Halt, den der Glaube gibt, verspüren.
Wer sich für den Glauben entscheidet, findet einen neuen Grund zum Jauchzen.
Wer schon bisher geglaubt hat, wird mit Jauchzen fortfahren.
Jauchzen ist gleichbedeutend mit jubeln. Beide Begriffe kommen in der Alltagssprache
kaum vor. Die Stimmung, die man darunter versteht, wird mit anderen Wörtern
ausgedrückt, etwa: sich freuen, sich riesig freuen. Oder in der Jugendsprache: das ist
cool, das ist mega.
Der Psalmvers steht im Zusammenhang der Verheißungen Gottes an David. Damit wird
die Vollendung in den Blick genommen. Gott führt seine Welt zu einem guten Ende, seine
Herrschaft kommt zum Durchbruch.
Solche Zuversicht und Gewißheit zu hören, tut in unseren Tagen not. Wir werden die
Krise
überwinden – nicht allein mit menschlichen Maßnahmen, sondern mit Gottes Hilfe. Darauf
kommt es eben auch an, daß wir uns als solch ein Volk verstehen, daß im Antlitz des
Herrn wandeln will.
Wenn die Krise überwunden sein wird, werden wir jauchzen.
Wenn wir die Vollendung im Reich Gottes erreichen, werden wir einen Freudenruf
ausstoßen: Juchhe!
Pastor Alfred Sinn
Andacht am 2.April 2020
Jugend und Alter
Gott, du hast mich von Jugend auf gelehrt, und noch jetzt verkündige ich deine
Wunder. Psalm 71,17 (Tageslosung)
Die Kindheit und die Jugendzeit prägen den Menschen nachhaltig. So manches, was in
diesen Jahren gelernt und angenommen wird, wird bis ins hohe Alter beibehalten.
Deshalb hat diese Zeit eine große Bedeutung für die Entwicklung des Menschen.
Zudem werden Kindheit und Jugend allermeist mit Unbeschwertheit in Verbindung
gebracht. In späteren Jahren wird von der Kindheit geschwärmt: Weihnachten,
Geburtstage, Schwimmbad, mit anderen rumgehangen. Und die Jugendjahre waren
sowieso die beste Zeit. Auch in Volksliedern ist das festgehalten: „Schön ist die Jugend
bei frohen Zeiten“. Und noch einmal wird festgehalten, aber um dann zu beklagen:
„Schön ist die Jugend, sie kommt nicht mehr“.
Eben „bei frohen Zeiten“. Aber nicht alle hatten in Kindheit und Jugend eine frohe Zeit.
Manch einer mag mit Grauen daran zurückdenken und ist froh, als Erwachsener
selbstbestimmt sein Leben leben zu können.
In was für einer Zeit leben heute Kinder und Jugendliche? Schüler haben mitunter einen
strammeren Tag als erwachsene Arbeiter. Die Unsicherheit und Gefährdungen unserer
Tage werden die Gemüter der Kinder und Jugendlichen auch nicht aufbauen.
Das eine wie das andere prägt den Menschen und wird seine Einstellung zum Leben und
seine Weltsicht beeinflussen.
Auch bezogen auf den Glauben und für die Kirche nehmen Kindheit und Jugend einen
wichtigen Stellenwert ein. Deshalb bieten wir ja auch Glaubenslehre an. Wer als Kind
nicht beten lernt, tut sich auch später schwer damit. Wer als Kind die biblischen
Geschichten nicht kennenlernt, wird im Alter noch schwerer einen Zugang dazu finden.
Auch auf den Glauben ist der Spruch anzuwenden: Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans
nimmermehr.
Die Bibel überliefert, daß es Gottes Wille ist, den Kindern und Jugendlichen die
Glaubensdinge beizubringen.
Der Psalmbeter blickt als Erwachsener zurück und freut sich, daß er von klein auf gelehrt
wurde. Er hat am Glauben festgehalten und erkennt bis heute die Wunder Gottes. Noch
mehr: er verkündigt sie anderen. Er will dafür sorgen, daß die Kette der Überlieferung
nicht abbricht.
Diese Sicht und Vorgehensweise hat an Aktualität nichts verloren.
Pastor Alfred Sinn
Andacht am 1.April 2020
Weinen und klagen
Ich will mich freuen über mein Volk. Man soll in ihm nicht mehr hören die Stimme
des Weinens noch die Stimme des Klagens. Jesaja 65,19 (Tageslosung)
Was tut der Mensch als Erstes, wenn er auf die Welt kommt? Er schreit und weint. Der
erste Schrei ist lebenswichtig. Die Lunge wird durch den Schrei aktiviert, durch die
Atmung nimmt der Mensch gleichsam die Welt in sich auf. Schon der erste Atemzug
belegt, daß der Mensch nicht aus sich heraus lebt. Die Nahrungsaufnahme belegt das
auch.
Weinen und atmen - beides wird den Menschen ein Leben lang begleiten. Atmen wird er
ununterbrochen, schreien, weinen, klagen je nach Lebensumstand.
Weinen ist nicht nur Ausdruck von Trauer, sondern hat auch eine reinigende Funktion.
Nicht nur wird der Tränenkanal durchspült und die Augen kräftig gefeuchtet, sondern
auch die Seele kann sich von manchem Ballast befreien. Kritisch wird es, wenn Weinen zu
einem Dauerzustand wird.
In unseren Tagen gibt es Anlaß zu weinen und zu klagen. Eine Krise hat die ganze Welt
erfaßt. Bei uns steht das gesellschaftliche Leben still, in anderen Gegenden werden Tote
beklagt, Angehörige weinen und sind traurig. Wann hört das auf? Wann können wir uns
wieder freuen? Im Grunde können wir dankbar sein, daß wir ein funktionierendes
Gesundheitssystem haben. Es könnte noch besser laufen, hätten die Politiker in den
letzten Jahren nicht einen rigiden Sparkurs auf vielen Ebenen des öffentlichen Lebens
diktiert!
Zur Zeit des Propheten Jesaja gab der geistliche Zustand des Volkes Anlaß zur Klage.
Gott kritisiert den Weg, den das Volk geht. Gericht wird angekündigt. Doch plötzlich
blendet er eine Zeit ein, in der Weinen und Klagen verstummen werden. Nicht weniger als
ein neuer Himmel und eine neue Erde werden in den Blick genommen. Wenn die
veränderte Wirklichkeit zum Durchbruch kommen wird, wird man der vorigen Zustände
nicht mehr gedenken.
Wie wird wohl unsere Welt nach der aktuellen Krise aussehen? Wahrscheinlich wird sie
nicht wieder so sein, wie sie war. Ob das überhaupt erstrebenswert ist? Hoffentlich wird
man aus den Fehlern der Vergangenheit und Gegenwart gelernt haben.
Doch auch wenn alle Krankheiten besiegt würden, den Himmel auf Erden schaffen wir
dadurch nicht. Dazu bedarf es Gottes! Er wird den Zustand herbeiführen, da jedes
Weinen und Klagen aufhören wird. Wir werden zur neuen Erde, zum neuen Himmel
gehören dürfen, wenn wir jetzt schon die Sehnsucht danach haben. Alle zusammen
bilden wir dann sein Volk.
Geben wir Gott doch Anlaß dazu, daß er sich über sein Volk freut.
Pastor Alfred Sinn
Andacht am 31.März 2020
Bauen
Jene, die fern sind, werden kommen und am Tempel des HERRN bauen.
Sacharja 6,15 (Tageslosung)
Immer wird irgendwo auf der Welt an etwas gebaut. Häuser, Straßen, Staudämme,
Anlagen, Schiffe, Maschinen, ja auch Waff
en. Die Bautätigkeit ist ein Motor der
Wirtschaft, sichert Arbeitsplätze und garantiert das Auskommen von vielen Familien.
Da, wo gebaut wird, zieht es Menschen hin. Denn Bauen verspricht Arbeit. Von ferne
lassen sich die Menschen locken. So war es beim Bau des Nord-Ostsee-Kanals, bei der
Neugestaltung Berlins nach der Wende, beim Bau der Wolkenkratzer auf der arabischen
Halbinsel, beim Hochziehen der Megastädte in China…. Menschen haben Arbeit
gefunden. Doch nicht für alle ist Bauen mit Wohlstand verbunden.
So manche (Volks)Wirtschaft ist darauf angewiesen, daß Menschen von ferne kommen,
um in der Produktion zu arbeiten.
Auf der Titelseite der Tageszeitung von heute ist zu lesen „Landwirtschaft sucht Leute“.
Die Saisonarbeiter aus Osteuropa dürfen wegen der Virus-Krise nicht einreisen. Da ist
guter Rat teuer. Wenn nicht ausgesät werden wird, wird’s uns alle teuer zu stehen
kommen. Das werden wir an den Lebensmittelpreisen merken.
Der aktuelle Stillstand ist verheerend. Auch bei Kirchens steht ziemlich alles still. Auch
das nicht gut. Dabei soll doch am Tempel des Herrn gebaut werden. Es würde schon
ausreichen, wenn die, die nahe sind, das tun.
Zur Zeit des Propheten Sacharja ging es um den Wiederaufbau des zweiten Tempels in
Jerusalem. Nachdem die Verschleppten aus Babylonien nach Hause gekehrt waren,
wurde mit den Bautätigkeiten begonnen. Der Tempel wurde gebaut, es konnten wieder
Gottesdienste gefeiert und Opfer gebracht werden.
Das, worauf Sacharja sich im 6.Kapitel bezieht, hat noch eine andere Bedeutung. In den
Versen davor erwähnt er einen Mann, der „Sproß“ heißt. Er wird des HERRN Tempel
bauen. Die von ferne kommen, werden am Tempel bauen. Der eigentliche Erbauer ist der
„Sproß“. In christlicher Deutung ist dieser Sproß Jesus. Er wurde auch von den Propheten
Jesaja, Jeremia und Daniel angekündigt.
Jesus hat nicht einen Tempel aus Steinen gebaut, sondern durch seinen Tod und seine
Auferstehung ein geistliches Bauwerk errichtet, an dem heute noch gebaut wird. ER ist
der Grund und wir alle, selbst als fehlbare Menschen, sind bzw. können Bauarbeiter an
diesem Bau sein.
Bist du bisher nahe gewesen, weißt du, wie das geht. Warst du bisher ferne, kannst du
herzukommen und deinen Bauarbeiterplatz einnehmen. Jeder wird gebraucht.
Hoffentlich können wir bald wieder arbeiten.
Pastor Alfred Sinn
Andacht am 30.März 2020
Wiederherstellung
Wo ist jemand, wenn er fällt, der nicht gern wieder aufstünde?
Wo ist jemand, wenn er irregeht, der nicht gern wieder zurechtkäme?
Jeremia 8,4 (Tageslosung)
Diese rhetorischen Fragen lassen nur eine Antwort zu. Niemand! Niemand will gern nicht
aufstehen. Niemand will gern nicht wieder zurechtkommen. Anders ausgedrückt: Jeder
möchte, wenn er stürzt, wieder aufstehen, jeder möchte zurück auf den rechten Weg.
Wir wollen wieder zurück ins normale Leben. Ein Virus, oder wer/was auch immer dahinter
steckt, hat uns zu Fall gebracht. Es hat zu Irrungen und Wirrungen geführt. Wir wollen
wieder normal sein.
- Im Kindergarten war es schön, da habe ich meine Freunde getroffen, wir haben viel
zusammen gespielt, gebastelt, Lieder gesungen.
- Ach wie schön das war, zur Schule gehen zu können!
- Wie wertvoll doch die Arbeit ist, wie schmerzlich wird sie vermißt!
- Die Sportveranstaltung kann nur schwer entbehrt werden.
- Eine Familienfeier, ein Fest in der Gastwirtschaft, kann das je nachgeholt werden?
- Der Seniorenkreis, der Klönnachmittag, der Frühschoppen (hoffentlich nicht zur
Gottesdienstzeit), wann wird das alles wieder möglich?
Alles zu Fall gebracht. So kann das nicht bleiben.
So kann es nicht bleiben, spricht Gott zu seinem Volk. Ihr seid abgewichen. Ihr seid nicht
versehentlich gefallen, nein, ihr habt euch willentlich auf den falschen Weg begeben. So
kann es nicht weitergehen. Das Ende ist kein gutes. Kehrt um!
Ihr könnt gar von den Tieren lernen: der Storch weiß seine Zeit, Kranich und Schwalbe
wissen, wann sie wiederkommen sollen. Die Zugvögel halten die Zeit ein. So können sie
ihre Jungen aufziehen und werden erst im Herbst wieder in warme Gefielde fliegen. Die
Vögel haben eine innere Uhr, einen inneren Kompaß. Sie wissen, wann was dran ist. „Aber
mein Volk will das Recht des Herrn nicht wissen“.
Der Mensch hat als Geschöpf Gottes Orientierungspunkte erhalten. Doch gar oft lehnt er
diese ab und richtet sich an selbst geschaffenen Merkmalen aus. Was sich nicht an
Gottes Vorgaben ausrichtet, nennt die Bibel Fallen und Irregehen.
Wer möchte nicht, daß sein Leben gelingt? Es gibt nur eine mögliche Antwort: Jeder. Aber
Gelingen nicht nur unter zeitlichem Aspekt (bezogen auf die Erdenzeit), sondern auch in
der Perspektive der Ewigkeit!
Wo ist jemand, der sein Leben so sieht?
Hoffentlich sind wir so jemand.
Pastor Alfred Sinn
Andacht am 29.März 2020
Geängstet
Wenn mein Geist in Ängsten ist, so ken
nst du doch meinen Pfad. Psalm 142,4
(Tageslosung)
Geängstet sind wir in diesen Tagen. Und wie! Ein Virus verbreitet weltweit Angst und
Schrecken. Horrorszenarien werden gemalt. Die Welt geht unter. Dabei ist die Virus-Krise
ein weiteres Puzzleteil in der Serie der Ängste, die seit Jahren über diese Welt geht.
Inwiefern Angstmache und gezielte Lenkung dahinter steckt, wäre noch zu analysieren.
Die Welt kommt gar nicht mehr zur Ruhe. Der Atem wird eng. Eine Panik jagt die andere.
Finanzkrise, Flüchtlingskrise, Klimakrise - um nur einige zu nennen. Und jetzt die
Viruskrise. Die Maßnahmen, die ergriffen wurden, sind einschneidend, die Folgen nicht
absehbar. Es ist gut möglich, daß die Welt in einem Jahr eine andere sein wird, als noch
vor einem Jahr.
Wer Angst hat, weiß sich in die Enge getrieben. Ruhiges, sachliches Denken ist oft nicht
möglich. Der Körper, die Seele, der Geist schalten auf Überlebensmodus. Das gilt für den
Einzelnen wie für Völker.
Auch hierbei kann von der Bibel gelernt werden. David befand sich auf der Flucht vor
Saul. Er hat sich in einer Höhle versteckt. Doch plötzlich war er im Kerker. Denn Saul und
seine Soldaten machten auf der Jagd nach David just bei dieser Höhle Halt. Doch sie
blieben bloß am Eingang der Höhle, während David sich in den hintersten Bereich
zurückgezogen hatte. In seiner Not betet David. Er gibt zu, daß er Angst hat. Zugleich
weiß er sich bei dem geborgen, der seinen Pfad kennt – Gott.
Ein Pfad ist ein schmaler Weg, der schon immer benutzt wurde und daher einem hilft,
etwa durchs Gebüsch oder auf unwegsamen Gelände voranzukommen. Da man selber
schon öfter oder auch viele andere diese Strecke gegangen ist, kommt man auf einem
Pfad schneller voran, als wenn man neue Zugänge erschließen müßte. Daher ist ein Pfad
eine Hilfe. Doch es kann auch sein, daß dadurch, neue Möglichkeiten übersehen oder
versäumt werden.
Ob der Einzelne, die Völker, die Regierenden allzusehr auf Trampelpfaden unterwegs
waren? Zwingen uns die Krisen, andere We
ge einzuschlagen?
Von einem Weg sollten wir nicht abweichen, nämlich von dem Weg, der zu Gott führt.
Dieser Pfad führt nicht in die Irre.
David hätte sich damals in der Höhle Sauls entledigen können. Als Saul schlief, schlich
sich David heran und schnitt – nein nicht seine Kehle durch – sondern ein Stück von
seinem Gewand ab. Der Weg Davids war nicht die Rache.
David hatte auch gebetet: „Herr, zu dir schreie ich und sage: Du bist meine Zuversicht,
mein Teil im Lande der Lebendigen. Führe mich aus dem Kerker!
David hat die Höhle als freier Mann verlassen. Und das im mehrfachen Sinne.
Mögen wir den Kerker der Krise nicht nur unbeschadet überstehen, sondern als freie
Menschen verlassen, befreit durch Gott u
nd gebunden an ihn.
Pastor Alfred Sinn
Andacht am 28.März 2020
Gefallen haben
„Das hast du gut gemacht“, sagt die Mutter zum Kind. „Das gefällt mir.“ Das Kind freut
sich, daß das gemalte Bild Beachtung findet. Das Selbstbewußtsein des Kindes ist
gestärkt, es ist motiviert, noch weitere Bilder oder Basteleien zu schaffen.
„Du hast die Aufgabe gut gelöst“, sagt d
er Lehrer zum Schüler. „Das gefällt mir. Du
hast
die Zusammenhänge begriffen. Diesen Ansatz kannst du auch beim nächsten Auftrag
anwenden.“ Der Schüler erfährt Lob und merkt, daß er vorankommt. So macht Schule
Spaß.
„Das machst du gut. Du bist auf dem richtigen Weg“, will Gott zu uns sagen und uns Mut
machen, an der Glaubenssache dranzubleiben.
Die Tageslosung bestätigt:
Der HERR hat Gefallen an denen, die ihn fürchten, die auf seine Güte hoffen. Psalm
147,11
Gott gefällt es, wenn wir seine Vorgaben beachten und uns an seinem Wort orientieren.
Warum? Weil so das Leben am besten gelingt. Weil wir dann nicht nur die kurze Erdenzeit
im Blick haben, sondern das große Ziel vor Augen haben: das ewige Leben. Um solches
zu erlangen, kommen wir um die Furcht Gottes nicht herum.
Der Begriff mag Angst auslösen. Doch Gott fürchten sollte nicht mit Angst verbunden,
sondern eher als Ehr-Furcht verstanden werden. Es gilt, Gott als Schöpfer, Erlöser und
Vollender zu ehren, ihm den gebührenden Respekt zu zollen. Damit es nicht bei einer
Distanzhaltung bleibt, beginnt M.Luther die Erklärung jedes der 10 Gebote mit der
Einleitung „Wir sollen Gott fürchten und lieben“. (Ehr)Furcht und Liebe – beide gehören in
die Beziehung, die wir zu Gott haben. Der Herr hat Gefallen daran, wenn wir ihm so
begegnen.
Auch hat er Gefallen an denen, die auf seine Güte hoffen. In dieser Virus-Krisenzeit
hoffen wir, daß die Not bald ein Ende nimmt, daß wir bald wieder gute Tage haben.
Wenn Gott gut ist, warum läßt er das zu? Rückfrage: Hast du in der guten Zeit Gott
gefürchtet und geliebt? Hast du ihm gedankt, daß du über Jahre hin so viel Gutes
erfahren hast? Oder hast du alles als selbstverständlich hingenommen?
Herr Pastor, die Menschen glauben nicht, denn es geht ihnen zu gut. Der Gottesdienst ist
nicht wichtig, weil man das Leben auch so meistert.
Und auf einmal meistern wir gar nichts mehr. Nicht einmal den Gottesdienst bekommen
wir hin. Dabei wäre es jetzt so wichtig, Gottesdienste zu feiern, die Ehrfurcht Gott
gegenüber auch auf diese Weise zum Ausdruck bringen!
Ach so, antwortet der Pastor, es geht den Menschen zu gut? Dann werde ich Gott bitten,
er möge es den Menschen schlecht gehen lassen. Ob sie dann eher zur Furcht Gottes
finden?
Ach nein, solches Gebet brauchen wir nicht. Aber Gott danken und ihn loben, ihn ehren
und bekennen – dazu haben wir jeden Tag Anlaß genug.
Auch der Apostel Paulus erinnert daran:
„Weißt du nicht, daß dich Gottes Güte zur
Buße leitet?“ (Röm. 2,4)
Pastor Alfred Sinn
Andacht am 27.März 2020
Trotzalter
Etwa ab dem zweiten Lebensjahr stellt sich beim Menschen das Trotzalter ein.
Das Kind
verweigert sich, schreit, tobt, ist überhaupt nicht mehr kooperativ.
* Neiiiin!
* Das will ich nicht!
* Das kann ich allein!
* Laß mich in Ruhe!
* Neiiiin!
Für die Eltern eine schwere Zeit - für das Kind freilich auch.
Für seine Entwicklung allerdings wichtig, denn es lernt mit seinen Gefühlen umzugehen.
Für die Durchsetzung im Leben braucht es diese Phase, in der der eigene Wille sich
ausformt. Auf der anderen Seite lernt das Kind mit Regeln umzugehen und Frustration
auszuhalten.
Die Trotzphase geht vorüber; wenngleich Zungen behaupten, daß sie bei manchen bis
über das 20. Lebensjahr hinausreicht. Oder manch einer sagt: Mein Ehepartner hat es nie
aus der Trotzphase herausgeschafft.
Die Bibel bescheinigt, daß der Mensch Gott gegenüber das Trotzalter nicht ablegt. Durch
den Propheten Jeremia erhalten wir diese Information:
Es ist das Herz ein trotzig und verzagt Ding; wer kann es ergründen?
Ich, der
HERR, kann das Herz ergründen und die Nieren prüfen und gebe einem jeden nach
seinem Tun. Jeremia 17, 9 – 10 (Tageslosung)
Das Herz wird in der Bibel nicht aus medizinischer Warte betrachtet, sondern es steht für
das Wesen des Menschen. Die Gesamtschau der Bibel ist die, daß der Mensch sich in
einem Aufstand seinem Schöpfer gegenüber befindet. Von Haus aus will er seinen
eigenen Willen durchsetzen. Neiin! Das kann ich allein! Laß mich in Ruhe! Misch dich
nicht ein! Ich weiß schon, was ich will!
Das Herz in einer andauernden Trotzphase.
Veränderung ist freilich möglich – doch nicht ohne göttliche Hilfe.
Selbst nach der Sintflut sagt sich Gott:
„Das Dichten und Trachten des
menschlichen
Herzens ist böse von Jugend auf“ (1.Mose 8,21)
und er nimmt sich vor, nicht mehr auf
diese Art zu strafen.
Er verfolgt sodann einen anderen Ansatz, wie etwa durch den Propheten bezeugt:
„Und ich will ihnen ein Herz geben, dass sie mich erkennen sollen, dass ich der HERR bin.
Und sie sollen mein Volk sein, und ich will ihr Gott sein; denn sie werden sich von ganzem
Herzen zu mir bekehren.“ (Jer. 24,7);
„Und ich will euch ein neues Herz und einen
neuen Geist in euch geben und will das st
einerne Herz aus eurem Fleisch
wegnehmen
und euch ein fleischernes Herz geben.“ (Hes. 36,26)
Die Erneuerung geschieht durch das Einwirken Gottes. Damit es dabei bleibt, ist es für
unser Herz wichtig, daß wir es in seinem Wort festmachen.
„Herr, öffne mir die Herzenstür, zieh mein Herz durch dein Wort zu dir,
laß mich dein Wort bewahren rein, laß mich dein Kind und Erbe sein.“ (EG 197)
Pastor Alfred Sinn
Andacht am 26.März 2020
Zielverfehlung
Der Gottesdienst ist zu Ende. Der Konfirmand kommt zu Hause an.
Vater: Wie war es in der Kirche?
Sohn: Gut
Vater: Was hat der Pastor gepredigt?
Sohn: Über die Sünde.
Vater: Was hat er dazu gesagt?
Sohn: Er war dagegen.
Gewiß war er dagegen, denn Gott ist dagegen. Vom Anfang bis zum Ende geht es in der
Bibel um dieses Grundproblem.
Viele Menschen verbinden Kirche mit Sünde. Sünde aber ist etwas Dunkles, Böses, das
abschreckt.
Oder: Sünde wird verharmlost. Ich bin doch kein Sünder. In der Kirche aber wird mir
gesagt, daß ich ein Sünder bin. Darum gehe ich lieber erst mal gar nicht hin.
Oder: Sünde wird verniedlicht. Alle Menschen sind ja Sünder. Meine Sünde wird nicht
schwerer wiegen, als jene, vom andern.
Dann aber gibt es solche Leute, die angesichts der Sünde erschrecken. So bezeugt es die
Tageslosung in Psalm 38,19:
Ich bekenne meine Schuld, bekümmert bin ich meiner Sünde wegen.
(Zürcher Übersetzung).
So bekenne ich denn meine Missetat und sorge mich wegen meiner Sünde.
(Luther Übersetzung)
In unserer modernen Zeit ist das Grundproblem der Sünde schwer zu vermitteln. Das
Gespür für eine sündige Existenz ist verloren gegangen. Ganz anders war es noch zu
Luthers Zeit. Ihn hat die Frage umgetrieben: Wie kriege ich einen gnädigen Gott? Das hat
sogar eine Reformation ausgelöst.
Wer ist schon heutzutage bekümmert ob seiner Schuld oder macht sich Sorgen wegen
seiner Sünde? Die Menschen haben sich ans Sündigen gewöhnt. Gott aber gewöhnt sich
nicht daran. Bei ihm und für ihn bleibt es das Grundproblem.
Sünde ist im biblischen Verständnis wen
iger eine moralische Verfehlung, sondern
hat mit
Zielverfehlung zu tun. Mit der Sünde verfehlt der Mensch das Ziel, zu dem er geschaffen
ist. Zum Ziel gehört die Ausrichtung an den Vorgaben Gottes, die Anerkennung der
Gottheit Gottes, ein gottgefälliges Leben und das Trachten nach dem Reich Gottes.
Sünde hat mit Mißtrauen zu tun. Als Mißtrauen kam die Sünde in diese Welt. Seither ist
die Welt mit dem Sünden-Virus infiziert. Die berühmte
Frage der Schlange ist bis heute nicht verstummt: Sollte Gott gesagt haben?
Der Mensch hinterfragt Gott. Er will es besser wissen und anders machen. Und immer
geht es daneben.
Um die Schuldfrage zu lösen, ist der Sohn Gottes Mensch geworden und hat sich von
Sündern umbringen lassen. Doch weil er als Sündloser den Tod nicht verdient hat, ist er
von den Toten auferstanden und ermöglicht uns eine Rückkehr zu Gott, dem Grund des
Lebens. Es soll nicht bei Sünde und Tod bleiben. Gott will, daß wir das Leben haben.
Dagegen kann doch niemand was haben.
Pastor Alfred Sinn
Andacht am 25.März 2020
Verdreht
Mittlerweile lese ich meinen Kindern keine Gute-Nacht-Geschichte mehr vor. Sie sind
erwachsen und können schon lange selber lesen. Ich denke zurück an die Jahre, in denen
wir zu verschiedenen Tageszeiten zusammensaßen und die Kinder den Geschichten
lauschten. Eine geheimnisvolle Welt, die sich aus den Büchern erschloß. Die Handlungen,
die Abenteuer haben die Phantasie der Kinder angeregt. Beliebt waren Max und Moritz,
Michel aus Lönneberga, Madita vom Hof Birkenlund, verschiedene Märchen und viele
andere Kindergeschichten.
Heute Morgen, als ich die Tageslosung las, fiel mir Madita ein. Sie und ihre kleine
Schwester Lisabet machen Erfahrungen, die ihnen für ihr ganzes Leben bleiben.
Eines Tages hat Madita die Idee, mit dem Regenschirm vom Dach zu springen. Mit dem
Schirm würde sie bestimmt sanft hinun
tergleiten. Die kleine Lisabet ahnt die Gefahr
und
warnt ihre Schwester: Du bist verdreht, Madita. Du bist bestimmt verdreht. Abselut.
Madita tut es trotzdem – und landet im Krankenhaus.
In unseren Tagen ist die ganze Welt verdreht. Die Corona-Krise hat alles auf den Kopf
gestellt. Das öffentliche Leben ist ausgehebelt – und damit auch das je persönliche. Noch
vor einigen Wochen hätte keiner gedacht, daß Kindergärten und Schulen geschlossen
werden, daß Kontaktsperre und Ausgehverbot verhängt werden, daß eine ganze
Weltwirtschaft zu kollabieren droht. Unabhängig von der aktuellen Krise haben Fachleute
und Denker schon seit langem gewarnt, daß das Finanzsystem überzogen ist und auf
wackeligen Beinen steht. Die Virus-Kr
ise bringt es auf ihre Weise zum Ausdruck und
beschleunigt die Katastrophe.
Auf politischem und wirtschaftlichem Gebiet wurde verdreht agiert. Ideologien wurden
durchgepeitscht (Stichwort: Gender, Ehe für alle, Multikulti, Klima…), Bürokratie verfestigt
und damit Unsummen verplempert. In den nächsten Monaten wird das Geld an vielen
Ecken und Enden fehlen.
Um die Krankheitsgefährdung einzudämmen werden zur Zeit Bürgerrechte beschnitten.
Wir dürfen gespannt sein, ob die Beschneidungen nach der Krise alle aufgehoben werden
oder ob der Staat Gefallen an Instrumenten gefunden hat, mit denen die Bevölkerung
(dauerhaft) überwacht werden kann. Mit der Virus-Krise sind wir jedenfalls einen Schritt
weiter in Richtung Weltdiktatur. Die Bibel geht in der Offenbarung des Johannes darauf
ein.
Unbestritten ist, daß Krisen auch eine Chance in sich bergen. Wir lernen gerade, andere
Schwerpunkte zu setzen. Was den Glaub
en angeht, wäre die Chance gegeben, die
Kirchen am Sonntag zum Gottesdienst voller zu bekommen. Doch – leider sind auch
Gottesdienste untersagt. Ohnmacht allenthalben. Vielleicht wird jetzt das persönliche
Gebet intensiver.
Verdreht war die Welt schon immer. Seit der Austreibung aus dem Paradies hat sich alles
umgekehrt. Das schöne Leben im Garten ist vorbei. Wer sich im eigenen Garten ein
kleines Paradies einrichten will, muß hierfür tüchtig Zeit und Kraft aufbringen. Und wenn
er dem Unkraut nicht laufend zu Leibe rückt, wandelt sich das Paradies in eine Wildnis.
Jesus hat darüber geklagt, daß die Menschen sich von den Vorgaben Gottes abgekehrt
haben. Und vor ihm waren es die Propheten, die stets gewarnt und gemahnt haben.
Mit der Tageslosung ist es der Prophet Jesaja (etwa 700 Jahre v.Chr.), der klagt:
„Wie kehrt ihr alles um! Als ob de
r Ton dem Töpfer gleich wäre, dass das Werk
spräche von seinem Meister: Er hat mich nicht gemacht! und ein Bildwerk spräche von
seinem Bildner: Er versteht nichts!“ (Jesaja 29,16)
Es ist also nichts Neues, wenn der Mensch sich über Gott stellt und es gleichsam besser
wissen will. Was hat Gott mir zu sagen? Ich will selbstbestimmt leben! Ich lasse mir von
niemandem was sagen! Ich lege fest, wie ich leben will! Und überhaupt: Gott? Einen Gott
gibt es nicht.
Der Prophet meint: Das ist so, wie wenn ein Tongefäß behauptet, nicht geschaffen und
ein gemaltes Bild oder ein geformtes Standbild darauf beharrt, von selbst entstanden zu
sein. Ein Widerspruch in sich! Widersinnig!
Unmöglich, daß ein Tongefäß einfach so da ist; unmöglich, daß ein Bild aus sich heraus
existiert.
Mensch, du bist ganz verdreht, wenn du das von dir behauptest! Nicht nur, daß du dich
übernimmst, du leugnest deinen Schöpfer.
Abselut.
Pastor Alfred Sinn
Andacht am 24.März 2020
Gerecht und gnädig
Der HERR ist gerecht in allen seinen Wegen
und gnädig in allen seinen Werken.
Psalm 145,17 (Tageslosung)
Nicht nur in dieser Zeit der Virus-Krise, die die ganze Welt erfaßt hat, sondern auch in
weniger dramatischen Zeiten könnte zu diesem Psalmvers ein Aufschrei erfolgen. Gott
gerecht? Gott gnädig? – was soll daran gerecht und erst recht gnädig sein, wenn
unschuldige Menschen krank werden oder gar ihr Leben verlieren? Wir bringen
Katastrophen (ob sie global sind oder das persönliche Umfeld betreffen) mit einem
gerechten und gnädigen Gott nicht zusammen. Das kann einen schon am Glauben
zweifeln lassen. Damit rühren wir an die berühmte Theodizeefrage (wie läßt sich ein guter
Gott rechtfertigen angesichts des Bösen in der Welt?), mit der sich schon viele Gelehrte
herumgeschlagen haben.
Nach menschlichem Maßstab schließen sich Gerechtigkeit und Gnade aus. Wenn ein
Mensch wegen einer Straftat vor Gericht steht, der Richter aber nicht entsprechend die
Gesetze anwendet und den Täter mit dem Argument „Heute will ich mal gnädig sein“
ungestraft weggehen läßt, empfinden wir das als ungerecht. Eine Untat schreit nach
Strafe, sowohl dem Gesetz als auch dem Empfinden nach. Es gibt aber auch den Fall, daß
ein Richter für ein kleines Vergehen die Höchststrafe ansetzt, obwohl er einen Spielraum
hätte, das Strafmaß geringer ausfallen zu lassen. Dann wird ihm mangelnde Gnade
vorgehalten.
Wir bringen Gerechtigkeit und Gnade so schwer zusammen.
Gott wird als der bezeugt, der sowohl gerecht als auch gnädig ist. Dabei schmälert sein
gnädiges Handeln seine Gerecht
igkeit nicht und sein gerechtes Vorgehen mindert
nicht
seine Gnade. Will Gott Gott bleiben, muß er sowohl gerecht als auch gnädig sein.
Das Neue Testament löst die Theodizeefrage mit dem Verweis auf das Kreuz Christi. In
Jesus Christus finden Gerechtigkeit und Gnade Gottes zusammen. Der heilige Gott muß
die Sünde bestrafen, jede Sünde führt unweigerlich zum Tod. Konsequent zu Ende
gedacht, ist keiner, der krank wird, oder eine Katastrophe erleidet, unschuldig. Jeder hat
es verdient. Hast du nicht gemordet, so hast du bösen Leumund geredet; hast du nicht
die Ehe gebrochen, aber vielleicht einer anderen Frau lustvoll hinterher gesehen; du hast
nicht betrogen, aber die Heiligung des Feiertages kümmert dich nicht, usw. Wie der
Apostel Paulus schreibt: „Sie sind allesamt Sünder und ermangeln des Ruhms, den sie bei
Gott haben sollten“ (Röm. 3,23). Der Mensch hat die Herrlichkeit verloren, die Gott ihm
zugedacht hat.
In Jesus Christus aber haben wir die Chance, diese Herrlichkeit wiederzuerlangen. Die
Sünde wird in Christus gestraft (Gerechtigkeit) damit der Sünder straffrei ausgeht
(Gnade).
Der Herr bleibt gerecht in >allen seinen Wegen und gnädig in allen
seinen Werken. Auch wenn wir die Zusammenhänge nicht begreifen. In der Vollendung
werden wir es verstehen.
Pastor Alfred Sinn
Andacht am 23.März 2020
Gott allein
HERR, du bist’s allein, du hast gemacht den Himmel und aller Himmel Himmel mit
ihrem ganzen Heer, die Erde und alles, was darauf ist, die Meere und alles, was darinnen
ist. Nehemia 9,6. (Tageslosung)
Die Tageslosung gehört zum Bußgebet des israelitischen Volkes im 5.Jahrh. vor Christus.
Der persische König hatte den deportierten Juden gestattet, in ihre Heimat
zurückzukehren. Unter Nehemia wurde mit dem Wiederaufbau begonnen. Der
Wiederaufbau geschah in der Anknüpfung an Gottes Satzungen. Wieder mal mußte das
Volk erkennen, daß es gegen seinen Gott gesündigt hat.
Ein Fasten wurde ausgerufen, also eine Bußzeit eingerichtet, in der das Volk die
Gelegenheit hatte, die Sünden zu bekennen. Das ging einher mit der Verkündigung des
Wortes Gottes.
Zu einem soliden Wiederaufbau gehört nicht nur eine materielle Grundlage, sondern auch
eine Umkehr zu tragenden geistlichen Werten. Daran sollten wir nicht erst nach dem Ende
der Corona-Krise denken. Es wird dann nicht nur auf Konjunkturprogramme ankommen,
sondern gleichermaßen wichtig wird eine Bußbewegung sein. Wir dürfen gespannt sein,
ob es dazu kommt.
Das Bußgebet des Volkes beginnt mit einem Bekenntnis zu Gott als dem Schöpfer. Du
allein bist Gott, es gibt ke
inen außer dir; du hast gemacht Himmel und Erde.
Unter „Himmel“ kann das riesige Universum verstanden werden, aber auch die
verschiedenen Dimensionen der Existenz. Unsere Existenz ist irdisch ausgerichtet und
bewegt sich in den Dimensionen von Raum und Zeit, beides dreidimensional. Gleichwohl
haben wir eine Ahnung von der himmlischen Dimension, die unseren fünf Sinnen nicht
zugänglich ist. Die Engel etwa sind Bewohner einer anderen Dimension.
Wie sollten wir den Himmel als geistliche Wirklichkeit begreifen, wo wir schon
Schwierigkeiten haben, den gestirnten Himmel zu fassen? Aller Himmel Himmel mit ihrem
ganzen Heer überfordert unsere Vorstellungskraft. Raumsonden helfen uns dabei, aber
auch sie stoßen nur an die Hülle des Universums. Es hat einer vorgerechnet, daß man in
einem Raumschiff, das sich mit Lichtgeschwindigkeit (das sind 300.000 km pro Sekunde)
fortbewegt, die Erde in einer Sekunde siebenmal umrunden könnte. In zwei Sekunden
wären wir beim Mond, in vier Minuten beim Mars und in fünf Stunden wäre Pluto erreicht.
Damit aber wären wir erst am Anfang unserer Reise durch unsere Galaxie. Um sie mit
Lichtgeschwindigkeit zu durchqueren, wären 100.000 Jahre nötig. Die nächste Galaxie
erreichen wir in 2 Millionen Jahren. Also dann: gute Reise.
Kapieren wir, wie unermeßlich diese Räume sind?
Wie klein wir Menschen doch sind! Und wie kurz doch unser Leben auf der Erde ist! Wenn
schon die meßbare Dimension so riesig ist, wieviel mehr die Dimensionen, die weder mit
unseren Sinnen faßbar noch mit Instrumenten meßbar ist. Eigentlich können wir nicht
anders als die Menschen zur Zeit Nehemias und fromme Menschen immer schon taten,
daß wir dem alleinigen Gott die Ehre geben, ihm in Demut begegnen, um
Sündenvergebung bitten und Buße tun.
Pastor Alfred Sinn
Andacht am 22.März 2020
Gott ist
Es ist ein Gott im Himmel, der Geheimnisse offenbart. Daniel 2,28 (Tageslosung)
Ein Geheimnis geht um die Welt. Ein unsichtbares Wesen, das Menschen in allen Ländern
in Angst und Schrecken versetzt hat. Ein Corona-Virus, das nur mit technischen Mitteln
sichtbar gemacht werden kann. Wunderschön in seiner Gestalt und Form anzusehen,
aber schrecklich gefährlich.
Nein, das Virus ist kein Geheimnis, sondern ein Rätsel. Forscher in aller Welt sind dabei,
das Rätsel zu lösen, dieses sehr sehr kleine Wesen in seiner Wirkungsweise zu verstehen
um es entsprechend bekämpfen zu können.
Das Virus ist ein lebendiger Organismus, der ein Beweis dafür ist, daß es einen Gott gibt.
Wie groß und herrlich muß dieser Gott sein, daß selbst in so einem unsichtbaren Wesen
soviel Schönheit vorhanden ist! Es gibt so viel zu forschen, sowohl im Mikrokosmos als
auch im Makrokosmos. Ein Forscherleben reicht nicht aus, um alle Rätsel zu lösen. Die
Menschheit wird eine Menschheit lang damit nicht zum Ende kommen.
Das Erste, was wir aus der Tageslosung lernen ist dies: Es ist ein Gott im
Himmel. Auch wenn die Menschen Gott an den Rand des Universums verbannt haben,
oder ihm Nichtsein zugewiesen haben, läßt Gott sich nicht in die Nichtexistenz
abschieben. Er ist. Er lebt
. Er wirkt. Die Welt ist nicht gottlos. Gott ist im Himmel und
wirkt
in die Welt hinein.
Auch ein Corona-Virus gehört zur Schöpfung Gottes. Welche Aufgabe es hatte, bzw.
hätte ohne den Sündenfall und die Austreibung aus dem Paradies, bleibt ein Rätsel.
Dieses Rätsel aber werden Forscher und Wissenschaftler nicht lösen können, denn mit
dieser Feststellung streifen wir geistliche Dinge. Und damit sind wir wieder beim
Geheimnis.
Gott, der im Himmel ist, offenbart Geheimnisse. Wenn es um geistliche Dinge geht, sind
wir auf Offenbarung angewiesen. Rätsel können wir lösen. Zur Gottebenbildlichkeit des
Menschen gehört auch der Forscherdrang. Ich stelle mir vor, daß Gott sich freut, wenn
wir Zusammenhänge in der Natur begreifen, wenn wir erkennen, wie alles so miteinander
verwoben ist, daß ein komplexes System funktioniert. Aber es gibt Dinge, an die kommen
die Wissenschaftler mit ihren Methoden nicht heran. Dazu gehört der Glaube als
Vertrauen, der Glaube an den Gott, der im Himmel ist und der offenbart hat, daß er seine
Schöpfung wiederherstellen will.
„Es ist ein Gott im Himmel, der Geheimnisse offenbart.“ Diesen Satz hat der Prophet
Daniel gesprochen, als er dem großen König Nebukadnezar einen Traum gedeutet hat. Im
Traum geht es um die politische Entwicklung in dieser Welt über Jahrhunderte. Kein
Mensch kann dazu Aussagen machen, außer Gott, der im Himmel ist.
Pastor Alfred Sinn
Andacht am 21.März 2020
Ruhiger Schlaf
Ich will Frieden geben in eurem Lande,
daß ihr schlaft und euch niemand
aufschrecke. 3.Mose 26,6
Die ganze Welt ist unruhig geworden. Viele Menschen können nicht mehr ruhig schlafen.
Die einen treibt die Sorge um den Arbeitsplatz um, die anderen sind – wie etwa in
Krankenhäusern – mit Arbeit überhäuft. Angst vor Erkrankung, Versorgungsengpässe,
Reisebeschränkung, Ausgehsp
erren sind weitere Faktoren, die den Schlaf rauben. In
Zeiten der Corona-Krise gibt es noch viel mehr, das erschreckt. In Anbetracht der
derzeitigen Lage erscheinen einem die Sorgen von vor Monaten lächerlich:
* Wann kommt die neue Smartphone-Generation heraus?,
* Welchen Pullover ziehe ich morgen für die
Schule an?,
* Ob ich noch einen Platz im Restaurant finde?,
* Wo findet die nächste Party statt?...
Das Volk Israel ist auf dem Weg ins Gelobte Land.
Verhaltensregeln in Form von
Geboten werden erlassen, damit ein Zusammenleben möglich ist. Gott möchte aber auch
das Verhältnis zu ihm geklärt wissen. Immer wieder kommt er – direkt oder indirekt – auf
das höchste Gebot zu sprechen: Ich allein bin Gott. Du sollst keine anderen Götter
anbeten.
Hier nun legt Gott dem Volk Segen und Fluch vor. Werdet ihr in meinen Satzungen
wandeln, wird sich das segensreich auf euch auswirken. Werdet ihr mir aber nicht
gehorchen, wird Schrecken über euch kommen.
Der Segen steht an erster Stelle. Gott will segnen und Gutes tun. Ihr sollt im Frieden
leben und ruhig schlafen. Den Wert des Friedens (Schalom) und eines guten Schlafes
ermessen wir erst, wenn sie fehlen. Nicht gut geschlafen zu haben, verdirbt den ganzen
Tag. Den Frieden Gottes nicht zu haben, verdirbt das ganze Leben.
Der Mensch ist in die Entscheidung gerufen. Auf der einen Seite der Segen, auf der
anderen Seite der Fluch. Zwei Verse in dem Kapitel sind entsprechend gegensätzlich
verfaßt:
Ich will die wilden Tiere aus eurem Land wegschaffen;
Ich will wilde Tiere unter euch senden, die sollen eure Kinder fressen und euer Vieh
zerreißen und euch vermindern, und eure Straßen sollen verlassen sein.
Das Corona-Virus tobt sich wie ein wildes Tier aus. Ist es gar eine göttliche Strafe?
Immerhin hegen Menschen solche Gedanken und erinnern an die sprichwörtlichen
biblischen Plagen.
Ich will die Krise nicht als göttliche Strafe postulieren. Dennoch
ist festzuhalten, daß Menschen und Gesellschaften in den letzten Jahren vermehrt Gottes
Satzungen mißachtet haben.
Die Krise kann durchaus als Bußaufruf verstanden
werden.
Noch wichtiger aber ist, daß wir uns des Segens und Friedens Gottes besinnen. Die erste
Absicht Gottes ist, Frieden im Lande zu geben, seinen Segen über uns auszuschütten.
Wenn wir uns dem öffnen, werden wir auch wieder ruhig schlafen können.
Denken wir doch heute Abend beim Zubettgehen an das Lied von Matthias Claudius "Der
Mond ist aufgegangen" und wiegen uns in den Schlaf mit der letzten Strophe:
"So legt euch denn, ihr Brüder,
in Gottes Namen nieder;
kalt ist der Abendhauch.
Verschon uns, Gott, mit Strafen
und laß uns ruhig schlafen.
Und unsern kranken Nachbarn auch!"
Pastor Alfred Sinn
Andacht am 20.März 2020
Schutz in böser Zeit
Der HERR deckt mich in seiner Hütte zur bösen Zeit,
er birgt mich im
Schutz
seines Zeltes.
(Psalm 27,6, Tageslosung)
Aktuell erleben wir eine böse Zeit. Es ist eine Woche her, daß die Behörden alle
öffentlichen Veranstaltungen untersagt haben. Kindergärten und Schulen wurden
geschlossen, Gottesdienste fallen seither aus. Alles Schutzmaßnahmen, um weitere
Ansteckungen zu verhindern.
Das Corona-Virus beschäftigt die ganze Welt. Anfangs nur China, mittlerweile Europa
mehr als Asien. Das öffentliche Leben ist lahmgelegt. Menschen haben Angst, meiden
Kontakte.
Insgesamt eine böse und unheilvolle Zeit. Wie damit umgehen?
Der Psalmbeter richtet seinen Blick auf Gott. Schon im ersten Vers des Psalms bekennt
er: „Der Herr ich mein Licht und mein Heil; vor wem sollte ich mich fürchten? Der Herr ist
meines Lebens Kraft; vor wem sollte mir grauen?“
Vieles in der Welt macht Angst, zur Zeit graut einem vor der Ansteckung mit dem Virus.
Der Psalmbeter – und wir sind auch solche – sucht und findet Zuflucht bei Gott. Er
erinnert an die Hütte Gottes und sein Zelt. Gemeint ist die Stätte der Anbetung: in der
Anfangszeit Israels ein Zelt, die Stiftshütte, später der Tempel. Hier wußte sich der
Fromme Gott besonders nahe. Diesen Ort möchte er nicht missen: „Eines bitte ich vom
HERRN, das hätte ich gerne: daß ich im Hause des Herrn bleiben könne mein Leben lang,
zu schauen die schönen Gottesdienste des HERRN und seinen Tempel zu betrachten“.
Uns sind derzeit die Gottesdienste verwehrt, doch jeder kann für sich in unsere Kirche
gehen, ein Gebet sprechen, eine Kerze anzünden, ein Lied singen. Wie schade und
traurig, daß gerade in der bösen Zeit, die Gemeinschaft im Namen Gottes verhindert wird
– wo sie doch so dringend nötig wäre!
Gott bleibt der höchste und beste Schutz – zu allen Zeiten.
Pastor Alfred Sinn